Frontenautobahn

06.11.2010 erstellt von Karsten Kürbis

In den letzten Tagen sorgten eng aneinander gereite Tiefdruckgebiete für viel Regen.

Heute liegt, wie bereits in den vergangenen Tagen, eine Luftmassengrenze quer über Deutschland. Diese trennt kalte Meeresluft im Norden Europas von Luft subtropischen Ursprungs im Süden. Da an dieser recht ortsfesten Luftmassengrenze immer wieder kleine Tiefdruckgebiete wie auf einer Frontenautobahn vom Atlantik zu uns ziehen, ist es in einigen Regionen Norddeutschlands auch sehr nass. So gab es in den letzten beiden Tagen in Richtung Ostsee- und Nordseeküste bereits Regenmengen von mehr als 50 Liter pro Quadratmeter. Das ist mancherorts schon der normale Monatsniederschlag für November. Heute setzt sich dort jedoch kältere und vor allem trockenere Luft durch. Dafür wird jetzt auch im Süden das sehr milde, freundliche Wetter beendet.

Derartige Wetterlagen sind für unsere Breiten nichts Außergewöhnliches. Der bekannteste Fall stammt wahrscheinlich vom Jahreswechsel 1978/79, wo an den Küsten bereits Temperaturen um -10 °C herrschten, während es im Süden noch fast frühlingshaft mild war. Auch damals gab es an der Grenze zwischen warmer und kalter Luft länger andauernden Niederschlag, auf der kalten Seite jedoch als Schnee. Zum Jahreswechsel 2009/10 gab es eine ähnliche Wetterentwicklung, jedoch nicht mit so katastrophalen Auswirkungen wie vor fast 30 Jahren. Dennoch fielen teilweise 20 Zentimeter Neuschnee, auch Glatteisregen war dabei.

Am Sonntag setzt sich zwar in ganz Deutschland deutlich kältere Luft durch, jedoch werden die Höchstwerte immer noch 5 bis 8 °C betragen. Der Ursprung der eingeflossenen Luftmassen befindet sich auf dem Nordatlantik, der zu dieser Jahreszeit noch Temperaturen von über 5 °C aufweist. Somit bleibt uns zunächst ein richtiger Wintereinbruch erspart. Ende der nächsten Woche sieht es sogar danach aus, dass sich wieder mildere Luft durchsetzt, so dass die Temperatur wieder auf 10 °C steigen könnte.