Verheerende Erdrutsche

06.09.2010 erstellt von Frank Abel

Guatemala hat heute einen Staatstrauertag ausgerufen, Erdrutsche töteten mindestens 38 Menschen

Die so genannte "Tropische Depression 11-E" bringt seit Tagen enorme Regenfälle nach Guatemala. Dies führte jetzt zu einer verheerenden Serie von Erdrutschen, die mindestens 38 Menschen das Leben kostete. Einige von ihnen starben, als sie andere zu retten versuchten.

Dabei hat die guatemaltekische Regierung für den heutigen Montag, 6. September 2010, einen Staatstrauertag ausgerufen. In der Stadt Nahualà mussten etwa 200 Rettungskräfte ihre Suche nach Opfern gestern unterbrechen, nachdem noch einmal starke Niederschläge fielen, sagte der Katastrophenschutz-Pressesprecher David de Leon der britischen Nachrichtenagentur PA Press.

Zwei Erdrutsche an gleicher Stelle in Nahualá töteten mindestens 20 Menschen an einer Hauptverkehrsstraße, die nordwestlich der Hauptstadt nach Mexiko führt. Eine andere Schlammlawine näher an Guatemala-Stadt kostete 12 Menschen das Leben.

"Wir werden zurückkehren, wenn der Regen nachlässt", sagte De Leon. "Es ist schwierig und gefährlich, jetzt weiter zu suchen." Suagustino Pascual Tuy, ein Polizeibeamter aus Nahualà, berichtete, dass er und viele andere Menschen unmittelbar zu dem Inter-American Highway geeilt seien, nachdem er im Radio erste Berichte der Erdrutsche hörte, bei dem auch zwei Lastwagen und ein Bus verschüttet worden sind:

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Auch Retter verschüttet
Die Retter hätten mehrere Menschen lebendig bergen können, auch Tuys Neffen, der einen der Lastwagen gefahren hätte. Die Menschen hätten immer noch gegraben, als sie knisternde und prasselnde Geräusche von dem Berg über sich gehört hätten. Er versuchte, sie durch Rufe zu warnen, aber einen kurzen Moment später verschüttete der zweite Erdrutsch einige der Helfer. Pascual Tuy musste selbst um sein Leben rennen, die Schlammlawine erwischte so auch nur seine Beine. "Der Berg machte Geräusche wie bei einem Erdbeben, aber die Retter wollten nicht aufhören", sagte er. "Sie blieben hartnäckig an Ort und Stelle."

Der Feuerwehrmann der Region, Otto Mazariegos, sprach von 50 Menschen, die noch als verschüttet gälten. "Unter der Erde befindet sich noch ein Bus, von dem wir nicht wissen, wie viele Menschen in ihm saßen, außerdem befinden sich dort noch diejenigen, die den Opfern des ersten Rutsches helfen wollten."

Präsident Alvaro Colom besuchte die Region am Sonntag und erklärte daraufhin den heutigen Montag zum Trauertag für Guatemala. Schon am Samstag, bevor sich der zweite Erdrutsch ereignete, sprach er von einem "tragischen Tag. Allein heute starben 18 Menschen, 12 wurden in einem Bus von einem herabstürzenden Hügel begraben."

Vier Kinder und zwei Erwachsene starben außerdem bei anderen Schlammlawinen im Land, sagte er. Er wies offizielle Stellen an, den Highway zu sperren. "Es gibt noch einige einsturzgefährdete Bergregionen. Also empfehlen wir der Bevölkerung die betroffenen Highways zu meiden." Feuerwehrmann Mario Cruz schätzt, dass es noch drei Tage dauern könne, bis alle Leichen geborgen seien, da es immer noch stark regne.

Tropische Depression 11-E
Verursacher der andauernden Regenfälle ist eine so genannte Tropische Depression, die sich am 2. September vor der Westküste Mittelamerikas auf dem Pazifik bildete. Eine solche geht aus einem Tropischen Tief hervor, das - anders wie bei den bei uns üblichen Tiefdruckgebieten - keine Fronten erkennbar sind. Ab einer mittleren maximalen Windgeschwindigkeit von 63 km/h spricht man von einer Tropischen Depression. Verstärkt sich eine solche weiter, kann hieraus ein Hurrikan entstehen.

Durch die hohe Luftfeuchtigkeit innerhalb dieser tropischen Luftmasse geht dann die Gefahr noch weniger durch den Wind als mehr durch den schauerartigen Regen aus. Dies gilt umso mehr, wenn sich der Regen vor Bergen stauen kann, so wie dies jetzt im vulkanischen Nordwesten Guatemalas der Fall war (siehe Abb. links). Am Samstag und Sonntag ist es entlang des Inter-American Highways so zu 15 Erdrutschen gekommen.

 

Bilderlizenzen:

Abb. 1: CC-by-nd
Abb. 3: CC-by