Sommerkapriolen

16.08.2010 erstellt von Ronny Büttner

In den letzten Tagen gab es oft Regen, in der letzten Nacht auch teils kräftige Gewitter. Wie geht es weiter?

Der Sommer zeigte sich bisher zweigeteilt. Zuerst gab es Sonne satt und große Hitze, was für eine schnell steigende Waldbrandgefahr im Osten sorgte, auch die Landwirtschaft fürchtete Ernteeinbußen. Doch was ist jetzt los?

Seit einigen Wochen bestimmen nun wieder Tiefausläufer das Wettergeschehen in Deutschland. Mal kamen dunkle Regenwolken vom Atlantik ins Land, aber auch Tiefs aus dem Mittelmeerraum brachten kräftige Niederschläge. Die Sommerferien fielen für einige sprichwörtlich ins Wasser. Glück hatte, wer seinen Urlaub im östlichen Mittelmeerraum verbrachte. Hier scheint seit Wochen die Sonne bei hochsommerlichen Temperaturen. Auch in den nächsten Tagen werden in Griechenland und der Türkei wieder 30 bis 37°C erwartet, bei strahlend blauem Himmel. In Deutschland ist es seit Wochen eher durchwachsen und für viele daheim gebliebene Urlauber deutlich zu nass. Durch Dauerregen und hohe Niederschlagsmengen verschärfte sich die Hochwassersituation vielerorts, teils dramatisch. Besonders betroffen war und ist die Neißeregion.

Nachdem sich zuletzt die Lage in den Hochwassergebieten beruhigt hatte, sind die Pegelstände vor allem in Sachsen wieder derart gestiegen, dass örtlich bereits schon wieder die zweithöchste Hochwasserwarnstufe 3 ausgerufen wurde. Schuld ist „Yvette“. Der Tiefdruckwirbel zog am Sonntag, den 15.08.2010 von Norditalien über den zentralen Alpenraum hinweg nach Norden und brachte uns feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum. Über Deutschland lag an diesem Tag zudem eine markante Luftmassengrenze, welche feucht-warme subtropische Luft und mäßig-warme maritime Luft trennte (siehe Abbildung 1).

An dieser Luftmassengrenze haben sich am Sonntag und in der Nacht zum Montag teils kräftige Gewitter gebildet. Abbildung 2 zeigt eine Bodenwetterkarte von Sonntag, den 15.08.2010 um 02.00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt lag der Wirbel noch über dem Alpenraum und im Verlauf verlagerte sich „Yvette“ nur langsam weiter nach Norden. Später kam dann die „Gewittermaschine“ in Fahrt. Schon am frühen Nachmittag zeigten sich in Ostsachsen erste kräftige Gewitterzellen, die über Brandenburg hinweg nach Nordwesten zogen. Abbildung 3 zeigt ein Radarbild aufgenommen am Sonntag, den 15.08.2010 um 19.15 Uhr. Gut erkennbar ist eine Gewitterlinie über dem östlichen Brandenburg, eine weitere über der Prignitz sowie ein ausgedehntes Regengebiet über Westdeutschland. In Kyritz (Brandenburg) fielen am Abend innerhalb von einer Stunde 42.3 Liter pro Quadratmeter. In Kuhbier, ebenfalls in der Prignitz gelegen, waren es 35.9 Liter in nur 60 Minuten. In der Nacht zum Montag sowie am frühen Morgen war die Osthälfte Deutschlands erneut von teils heftigen Gewitterschauern betroffen, was im Radarbild von Montag, den 16.08.10 um 6:30 Uhr (Abbildung 4) gut zu erkennen ist. Innerhalb von 24 Stunden sind deutschlandweit verbreitet über 15 Liter pro Quadratmeter gefallen. Einige Wetterstationen meldeten sogar 24-stündige Regenmengen von knapp über 50 Litern.

Wie geht es weiter?
Im heutigen Tagesverlauf schwächen sich die Gewitter im Norden und Osten endlich ab, allerdings zieht von Südwesten bereits ein neues Regengebiet auf. In der kommenden Nacht sind dann besonders in Rheinnähe erneut zum Teil recht ergiebige Regenfälle möglich. Bis Mittwoch bleibt es leider vielerorts regnerisch und wolkenverhangen, aber Tief „Yvette“ wird sich voraussichtlich in den kommenden Tagen über der Nordsee auflösen. Ab Donnerstag setzt sich dann endlich freundlicheres Wetter durch. Zwar ist momentan keine stabile Hochdrucklage in Sicht, aber zum Wochenende strömt auf der Vorderseite eines atlantischen Tiefdruckwirbels wieder deutlich wärmere Luft zu uns und auch die Sonnenhungrigen kommen endlich mal wieder auf ihre Kosten.