Unwetter in Deutschland?

05.07.2010 erstellt von Frank Abel

Heute und morgen muss man weiterhin ein wachsames Auge auf eventuelle Unwetter haben - Wann und wo?

Zum Wochenwechsel ist wieder mehr Bewegung in das Wetter für Europa und auch für Deutschland gekommen. Dieses wurde zum Beispiel leidig in Köln erfahren, als viele Menschen beim Public Viewing des Viertelfinalspiels in und um die Lanxess Arena flüchten mussten, der Blitz schlug mehrere Male in den Kölner Dom ein. Hier ein kleiner Video-Eindruck:

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Über Konvergenzen
Diese schweren Gewitter entstanden an einer so genannten bodennahen Konvergenz (spätlateinisch convergere, sich hinneigen, zusammenneigen). Dies ist ein typisches Erscheinungsbild bei sommerlichen Kaltfronten. Eine Kaltfront selbst bringt ja bei Durchzug einen Luftmassenwechsel hin zu kühlerer Luft. Oft und gerade im Sommer entstehen aber schon vor der Front an einer Konvergenzlinie Schauer und Gewitter, die sogar oft um einiges kräftiger ausfallen als diejenigen, die bei Durchzug der Front selbst auftreten.

Sie entstehen, weil vor der Front der Wind bereits dreht und es darum an dieser Konvergenzlinie zu einem Zusammenströmen der Luftmassen in Bodennähe kommt. Dies zwingt die Luft zum Aufsteigen, und es können sich innerhalb der meist feucht-warmen Luftmasse Schauer und Gewitter bilden. Auch Squall Lines entstehen an Konvergenzlinien.

Nach Durchzug dieser Gewitter erlebt man dann nicht den erfrischenden Effekt, sondern die Luft wird wieder drückend schwül. Auf der Wetterkarte des britischen Vorhersagedienstes UK MetOffice wird eine bodennahe Konvergenz daher auch durch eine Linie gekennzeichnet (Abb. 2).

Diese Konvergenzlinie zusammen mit ihrer sie verfolgenden Front bewegte sich in der letzten Nacht zum 05.07.10 in Richtung Ostdeutschland, wo örtlich ganz beachtliche Niederschlagsmengen auftraten. Ein Schwerpunkt war dabei der Bereich Thüringen bis Franken mit bis zu 70 Litern pro Quadratmeter in Köttensdorf bei Bamberg, ein weiterer der Alpenrand mit sogar 95 Litern pro Quadratmeter bei Oy-Mittelberg (Abb. 3).

Verschärfung durch Höhentief
Während sich die Kaltfront auf ihrem Weg nach Südosten dabei allmählich auflöst, muss man dennoch weiter ein Auge auf die mögliche Unwettergefahr haben. Dies betrifft heute und auch morgen insbesondere den Südosten Deutschlands sowie auch das westliche Tschechien und Österreich. Denn hier hält sich ein so genanntes Höhentief, wobei sich in der Höhe kältere Luft befindet, was dazu beiträgt, dass die auf der Vorderseite der Front noch befindliche schwül-warme Luft (Abb. 5) leichter aufsteigen kann.

Da die Schauer und Gewitter sehr langsam ziehen, muss man daher besonders im Südosten Bayerns, in Sachsen bis hin zur Neiße mit Schauern und Gewittern rechnen, die neben Gefahr von Sturmböen vor allem große Regenmengen mitbringen können. Zu diesen Regenmengen trägt auch eine Störung durch einen so genannten Trog von der Nordsee kommend bei. In dieser Kombination entsteht dann in der Nacht zum Dienstag im Südosten Deutschlands ein Regengebiet, in dem auch weiter Gewitter eingelagert sein können, während nach Nordwesten hin in frischer Luft höchstens örtlich unbedeutende Schauer vorbeiziehen könnten.

Achtung: Norditalien
Die höchste Unwettergefahr besteht in dieser Lage vor allem für Norditalien. Hier trifft man die höchste Luftfeuchtigkeit an, dementsprechend liegt reichlich Energie in der Luft (Abb. 6), und dementsprechend ist hier die Gefahr durch extreme Regenmengen am höchsten. Generell ist aber in Alpennähe zusätzlich auch eine Gefahr durch Hagel vorhanden, da sich durch das Gebirge der Wind mit der Höhe stärker ändert als andernorts. Dies ist eine Voraussetzung für die Bildung von so genannten Superzellen.

Spätestens am Mittwoch hat sich aber wieder Hochdruckeinfluss in Deutschland breit gemacht, sodass dem Public Viewing beim Halbfinalspiel Deutschland - Spanien nichts im Wege steht mit viel Sonnenschein und bei meist sommerlicher Wärme.