Oder-Hochwasser 2010

19.05.2010 erstellt von Frank Abel

Nach extremen Regenfällen in Polen bereitet sich Brandenburg auf ein Oder-Hochwasser vor. Wie schlimm wird's?

Tief Yolanda sorgt schon seit Tagen auf ihrem Weg von Südosteuropa kommend für sehr kräftige Niederschläge, vor allem in Tschechien und Polen, seit heute (19.05.10) auch bei uns. Fünf Menschen mussten wegen der Fluten in Polen bereits ihr Leben lassen. Wie schlimm wird es in Deutschland?

Die teils extremen Regengüsse wurden wie bei den letzten schweren Oder-Hochwassern 2002 und besonders 1997 auch durch die Zugbahn des Tiefs verursacht.

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Dieses entstand über dem Mittelmeer und drehte dann über der Balkanhalbinsel auf einen nördlichen und dann nordwestlichen Kurs. Diese Zugbahn wird aus historischen Gründen als Vb (sprich: "fünf B")-Zugbahn bezeichnet.

Diese Tiefs sind mit feucht-warmer Luft angefüllt, die dann auf die kältere Luft weiter nördlich aufgleitet. Durch diese Hebung entstehen ergiebige und langanhaltende Niederschläge, insbesondere, wenn die Luftmassengegensätze groß sind. Hinzu kommt, dass bei entsprechender Zugbahn die feuchte Luft mit nördlichen Winden gegen das Riesengebirge und die Tatra gedrückt und damit zusätzlich zum Abregnen gezwungen wird. 

Starkregen durch Tief Yolanda
In den Abb. 2 bis 5 sehen wir diese Prozesse am aktuellen Fall des Tiefs Yolanda. Dieses befand sich in der Nacht zum Montag (17.05.10) mit seinem Zentrum im südöstlichen Polen. In Abb. 2 ist skizziert, wie es die warme Luft gegen den Uhrzeigersinn um sich "herumwickelt". Gleichzeitig wehte am Rand des Hochs Siegbert und des Tiefs Xena über Skandinavien kältere Luft aus dem Nordwesten heran (siehe auch Abb. 3).

Mit einer kräftigen nördlichen Strömung (Abb. 4) wurden dann diese Regenwolken auf die Nordseite der Gebirge (Abb. 5) gedrückt, auch gut erkennbar an der "Omegakarte" Abb. 6, die die Aufwärtsbewegung der Luft in etwa 3 km Höhe darstellt. 

Extreme Niederschlagsmengen
Das Ergebnis sind durchaus beeindruckende Niederschlagssummen, die seit dem Wochenende hier im Süden Polens zusammenkommen. Absoluter, an offiziellen Stationen gemeldeter Spitzenwert ist der aus Bielsko-Bia?a, in den 24 Stunden von Sonntag auf Montag (16. bis 17.05.2010), jeweils 8 Uhr, wurden von hier knapp 163 Liter pro Quadratmeter gemeldet (vgl. auch Abb. 7 und 8). Zum Vergleich: Das ist mehr als das, was in Berlin im Durchschnitt in einem viertel Jahr fällt!

Dementsprechend dramatisch sind bisher die Auswirkungen an Oder und Weichsel (Flüsse in Polen: Siehe Abb. 9). Tausende Häuser sind hier überflutet, bisher mussten mehr als 2.200 in Sicherheit gebracht werden. Nach jetzigem Stand sind auch bereits fünf Tote in Polen zu beklagen. Auch in Tschechien und der Slowakei gibt es Überschwemmungen.

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Was kommt auf Brandenburg zu?
Die Scheitelwelle des Oder-Hochwassers befindet sich am heutigen Mittwochmorgen (19.05.10) zwischen Ko?le und Oppeln im Süden Polens. In Ratzdorf in Brandenburg, dort wo Oder und Lausitzer Neiße zusammenfließen, bereitet man sich für die Zeit zwischen dem späten Donnerstag bis zum Wochenende auf die höchsten Wasserstände vor.

Aufgrund der aktuellen Entwicklung muss dabei auch in Frankfurt an der Oder von Pegelständen zwischen 5 und unter 6 Metern ausgegangen werden. Dementsprechend ist hier das Erreichen der Alarmstufe 2 oder 3 durchaus möglich. Dadurch ist zwar mit Überschwemmungen, jedoch nicht mit katastrophalen Bedingungen zu rechnen. Die weitere Entwicklung muss dabei natürlich im Auge behalten werden. Sollte eine dramatische Änderung der Lage eintreffen, werden wir natürlich sofort an dieser Stelle darüber informieren.

 

Abb. 9 unterliegt einer CC-Lizenz