Aschewolke – Entspannung?

19.04.2010 erstellt von Eva Siebenlist & Gregor Neubarth

Allerorten wird aktuell über den Eyjafjallajökull gesprochen, doch wie geht es mit ihm und seinen Konsequenzen weiter?

Nachdem es am gesamten Wochenende bereits zu einer großflächigen Sperrung des europäischen Luftraumes gekommen ist, sorgt der isländische Vulkan Eyjafjallajökull weiterhin für Behinderungen im Flugverkehr. In Deutschland wurde das Flugverbot bis heute Abend um 20 Uhr verlängert. Mittlerweile löst dies großen Unmut bei den Fluggesellschaften aus, denn die Stimmen mehren sich, dass diese Maßnahme überzogen sei, ferner beziffert sich der wirtschaftliche Schaden durch den Ausfall vieler Flüge mittlerweile auf eine dreistellige Millionensumme.

Position der „Aschewolke“

Nachdem in den letzten Tagen keine wesentliche Veränderung der Großwetterlage in den für die Vulkanasche relevanten Höhen stattgefunden hat, befinden sich weite Teile Europas nach wie vor unter der häufig zitierten Aschewolke. Viele Menschen in Deutschland fragen sich in Anbetracht des wunderbar blauen Frühlingshimmels, ob überhaupt eine erhöhte Konzentration jedweder Staubpartikel festzustellen ist, die den Berichten zufolge so hoch ist, dass sie in der Tat ein erhebliches Risiko im Luftverkehr darstellt. Betrachtet man die Abbildung 1, welche die Position der höheren Konzentrationen an Vulkanasche in größeren Höhen zeigt, so erkennt man recht deutlich, dass sich die größten Mengen an Verunreinigungen immer noch über West- und Mitteleuropa befinden, was sich auch im Laufe des Tages nicht ändern wird. Dementsprechend sollte man nicht verwundert sein, wenn das mitteleuropäische Flugverbot noch bis in die kommende Nacht verlängert werden sollte.

Eyjafjallajökull weiter aktiv
Ungeachtet allen Aufruhrs in den europäischen Medien spuckt der oft zitierte Vulkan Eyjafjallajökull weiter Asche und Rauch (siehe Satellitenbild in Abbildung 2). Durch seine Lage unter einem Gletscher wird diese noch deutlich intensiviert und nach Ansicht vieler Experten auch in den kommenden Tagen weiter anhalten. Ob ein baldiges Ende der Eruption in Sicht ist, darüber ist man sich noch etwas uneins. Einige Vulkanologen gehen davon aus, dass der Spuk inklusive Behinderungen im Luftraum nicht mehr lange anhalten wird, andere hingegen verweisen auf frühere Ausbrüche des Vulkans und vertreten somit die Meinung, dass es durchaus noch Wochen oder sogar Monate, im schlimmsten Falle sogar ein bis zwei Jahre dauern kann, bis sich der Eyjafjallajökull beruhigt. Alles in allem kann hier somit festgehalten werden, dass es noch keine klare Vorhersage gibt und dieser isländische Vulkan noch für die ein oder andere Schlagzeile sorgen wird.

Tendenz des Gefahrenpotenzials im Flugverkehr
Zehntausende Menschen sitzen noch immer auf vielen Flughäfen in Europa fest und viele fragen sich, unabhängig der aktuellen Entwicklung auf Island, ob sich die Behinderungen für den Flugverkehr noch länger fortsetzen werden oder ob endlich die ersehnte Entspannung eintritt. Aus meteorologischer Sicht kann hier grundsätzlich ein positives Signal ausgesendet werden. Schauen wir uns die aktuellen Wetterkarten für ascherelevante Höhen an, so erkennen wir anhand von Abbildung 3 und 4 recht schnell, dass die Luftströmung sowohl in ca. 5,5 km als auch in 7 bis 8 km Höhe (500 und 300-hPa-Niveau), von Island weiterhin auf Mitteleuropa gerichtet ist.  Diese ist dabei auch recht kräftig und wird sich in den kommenden Tagen sogar noch intensivieren (siehe Abbildung 5). Nun könnte man zunächst annehmen, dass sich die aktuellen Probleme somit weiter fortsetzen oder sogar noch intensivieren könnten, allerdings muss man beachten, dass in einer solch starken und auch leicht zyklonalen Höhenströmung eine nicht zu vernachlässigende vertikale Durchmischung herrscht und somit selbst im Falle steigender Aschekonzentrationen diese gar keine Chance hätte, sich in einer bestimmten Höhe massiv zu halten. Somit kann also aus wettertechnischer Sicht davon ausgegangen werden, dass sich in den kommenden Tagen die Situation im mitteleuropäischen Flugverkehr allmählich oder sogar deutlich entspannen wird, auch wenn die Luft weiterhin direkt aus Island zu uns gelangt.