Im Osten Russlands hat eine Lawine am Wochenende 10 Menschen getötet - War es das Wetter?
Ein tragischer Unfall in einer paradiesischen Landschaft trug sich am vergangenen Samstagnachmittag, 10.04.10 im Osten Russlands in Kamtschatka zu. Eine Lawine löste sich und begrub zehn Menschen, 5 Deutsche und 5 Russen, unter sich - niemand überlebte.
Heliskiing
Die 14-köpfige Gruppe war zum Heliskiing in der bergigen Vulkanregion, genauer auf dem Dukum-Pass etwa 70 Kilometer Luftlinie südöstlich von Jelisowo unterwegs (siehe Abb. 2 und 3).
Beim Heliskiing werden die Sportler mit einem Hubschrauber auf dem Pass abgesetzt und nach der Abfahrt im Tal wieder aufgenommen. Folgendes Video macht Skifreunden dabei den Mund für diese Region wässrig:
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Wie in dem Video ausführlich beschrieben, sind für diese Region 160 Vulkane bildgebend, von denen 29 noch aktiv sind. Auch viele Geysire lassen sich auf der pazifischen Halbinsel zwischen Beringsee und Ochotskischem Meer finden. Das Tal der Geysire, die Hauptattraktion auf Kamtschatka mit rund 90 Geysiren, ist sogar ein UNESCO Welterbe. Die höchste Erhebung auf Kamtschatka ist die Kljutschewskaja Sopka mit einer Höhe von 4.750 Metern.
Ist Hubschrauber Ursache?
Sehr gut möglich ist dabei, dass der russische Mi-8-Hubschrauber letztendlich die Lawine durch den Lärm des Hubschraubers, ein zu hartes Aufsetzen oder allgemein die durch die Landung und die Rotorblätter erzeugten Vibrationen ausgelöst hat. Dies ist bereits in der Vergangenheit vorgekommen, wenn auch meist mit deutlich weniger dramatischen Folgen.
Jedoch müssen für das Auslösen einer Lawine auch die Bedingungen stimmen, und schaut man sich die Wetterlage des betreffenden Zeitraumes an, so erscheinen diese für das Skifahren in Hochlagen alles andere als ideal.
Das Wetter im fraglichen Bereich
Denn im fraglichen Zeitraum und auch noch bis heute findet sich über dem nördlichen Pazifik ein Tiefdruckkomplex angefüllt mit sehr kalter Luft. Hauptakteur an diesem zurückliegenden Wochenende war ein Sturmtief, das deutlich auf der Analysekarte des amerikanischen Wetterdienstes NWS zu erkennen ist und seinen Einfluss auch bis nach Kamtschatka ausübte (Abb. 6).
Schauen wir noch etwas genauer hin: In Abb. 7 erkennt man an der Höhe der 500 hPa-Fläche (farblich dargestellt) das kalte Tief mit entsprechendem Bodendruck.
In Abb. 8 sind die Verhältnisse auf einer Höhe dargestellt, in der ein Luftdruck von 850 hPa herrscht, das entspricht im Mittel 1.500 Meter, also auch ein Bereich, in dem sich die Wintersportler aufgehalten haben müssen.
Man erkennt dabei besonders auf der Ostseite des Kammes des Sredinny-Höhenrückens, dem Nord-Süd-orientierten Hauptgebirge der Halbinsel, die höchsten Windgeschwindigkeiten, hier angegeben in Beaufort. Die Abfahrten beim Heliskiing finden, wie im Video zu sehen, meist in Richtung Beringsee, also nach Osten hin, statt.
Darum muss man davon ausgehen, dass zu dem fraglichen Zeitpunkt zeitweise Sturm (Bft 9) oder sogar schwerer Sturm (Bft 10) geherrscht hat, was bei einer Temperatur um -20°C schon an sich sehr gefährlich ist, da es an der Haut zu Erfrierungen kommen kann. Noch dazu wird man es hier mit pulvrigem Neuschnee zu tun gehabt haben, der ebenfalls leicht ins Rutschen geraten kann, wenn der entsprechende Auslöser auftritt.
Fazit
Alles in allem muss man also davon ausgehen, dass das ungünstige Wetter entsprechende Voraussetzungen geschafft hat, damit die Lawine durch den Hubschrauber ausgelöst werden konnte. Es zeigt außerdem umso mehr, dass man gerade in Bergregionen das Wetter genau kennen und studieren muss, bevor man sich ihm aussetzt.
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