Während ein neuer Wettersatellit aus den USA jüngst seinen Betrieb aufnahm, kommt es in Europa zur Verzögerung
Die NASA formulierte es treffend: Der neue Satellit GOES-15 hat am 6. April 2010 zum ersten Mal seine "Augen" geöffnet und ein Bild des sichtbaren Teils der gesamten Erde gesendet. In Europa bei der EUMETSAT wurde indes durch politische Zwistigkeiten die aktuelle Wettersatelliten-Mission auf Eis gelegt, insbesondere durch Deutschland.
Das erste Bild von GOES-15
Der Satellit GOES-15 stößt dabei zu einer ganzen Serie von hochaufgelösten Wettersatelliten hinzu. Seine laufende Nummer bekam er bei Aufnahme seines Betriebes. Während der Planungs- und Installationsphase hatte er noch die Bezeichnung GOES-P. Seine erste Aufnahme vom 6. April 2010, 19:33 Uhr MESZ ist in Abb. 1 zu sehen. Einen Link zum hochaufgelösten Bild findet sich unter diesem Text wieder.
Wir sehen auf dem ersten Bild von GOES-15 eine Aufnahme von Nord- und Südamerika mit einem nahezu stationären Tiefausläufer, der an dem Wolkenband zwischen Neufundland und den Great Plains zu erkennen ist. Die aufgelockerte Wolkenstruktur über den Rocky Mountains lässt eine Kaltfront erahnen mit den dazugehörigen Schauern. Über Kalifornien bis zum Golf von Mexiko sowie dem Südosten USA bis in den mittleren Atlantik zeigen sich große wolkenarme Bereiche, die auf Hochdruckeinfluss schließen lassen.
GOES-15 soll Vorhersagen verbessern
Der Wettersatellit trat seinen Weg ins All am 4. März 2010 an und ist in den nächsten Wochen noch im Testmodus und somit in der Hand der NASA. Nach erfolgreichem Abschluss der Testphase wird der Satellit dann an die staatliche Wetter- und Ozeanografiebehörde der Vereinigten Staaten NOAA übergeben werden.
Die Abkürzung GOES steht dabei für "Geostationary Operational Environmental Satellite" - es handelt sich also um geostationäre Satelliten, die in einer Höhe von 35.800 km über einem Punkt der Erdoberfläche mitkreisen und somit von der Erde aus gesehen ortsfest sind.
Ihre Aufgabe ist eine möglichst detailgenaue Aufnahme der Erde, um die Wettervorgänge genauer einschätzen zu können. Eine hohe Auflösung ist dabei besonders für die Einschätzung und Wettervorherage von kleinräumigen Ereignissen wie Gewitterzellen wichtig. Aber auch Sturmfluten und Sturzregen sollen so besser prognostiziert werden können.
In den letzten Jahren ist vor allem auch die Bedeutung anderer Parameter wie Temperatur der Ozeane oder die Konzentration und der Transport von atmosphärischen Spuren- oder Treibhausgasen in den Fokus gerückt. Dadurch erhofft man sich zudem eine genauere Vorhersage des Klimas in den kommenden Jahrzehnten.
Europäische Wettersatelliten-Mission auf Eis
Wie schon im Dezember 2008 in den Wetternews berichtet, beschäftigt sich die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) mit einem ganz ähnlichen Projekt. Nach dem derzeit operativen MSG-Wettersatelllitenverbund (Meteosat Second Generation, siehe auch Abb. links) soll die dritte Generation MTG ebenfalls eine bessere Vorhersage mit höher aufgelösten Bildern und Blitzerkennung ermöglichen. Ebenso wie bei den GOES Satelliten sind zusätzliche Messgeräte zur Erkennung und Verfolgung atmosphärischer Gase geplant.
Jedoch herrscht hier seit Ende März Stillstand. Grund ist ein aufgekommener Streit um die Federführung der Mission unter den teilnehmenden 26 europäischen Ländern. Zwei von ihnen verweigerten dem Programmentwurf ihre Zustimmung beim zuständigen Eumetsat-Rat in Darmstadt, eines war laut dpa Deutschland.
Bei dem über 3 Milliarden Euro teuren Projekt hat sich die mit Eumetsat zusammen arbeitende Raumfahrtorganisation ESA nämlich entschieden, ausschließlich mit der französischen Thales Alenia Space über den Bau der Satelliten zu verhandeln, die im Konkurrenzkampf mit Astrium aus Friedrichshafen als Sieger hervorging. Deutschland als größter Geldgeber der Satellitenprojekts besteht dagegen auf deutsche Federführung des Projektes.
Die ESA behauptet dagegen, dass die Unterschiede nicht groß seien, arbeitet Thales Alenia Space doch mit zwei deutschen Unternehmen zusammen, sodass die deutschen Aufträge garantiert seien.
Letzte Hoffnung für das MTG-Projekt liegen nun bei einem Gutachten einer unabhängigen Expertenkommission, die das Vergabeverfahren der ESA noch einmal unter die Lupe nimmt. Ende Mai soll ein Bericht vorgelegt werden, woraufhin der EUMETSAT-Rat noch einmal tagen möchte.