Schon über 90 Tote nach katastrophalen Regengüssen im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro
Mit jeder Aktualisierung der Nachrichten steigt derzeit die Zahl der gemeldeten Todesfälle im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro. Lokale Medien, allen voran die Tageszeitung O Dia, meldet mittlerweile mehr als 90 Todesopfer durch extreme Regengüsse und Schlammlawinen. Wie kommt es dazu?
Dabei muss geographisch zunächst zwischen der Stadt Rio de Janeiro und dem gleichnamigen Bundesstaat unterschieden werden (Abb. 1). Zwar gibt es auch in der Hauptstadt des gleichnamigen brasilianischen Staates große Probleme, insbesondere durch unpassierbare Straßen. Jedoch werden die meisten Todesfälle etwas weiter im Landesinneren gemeldet.
Am späten Dienstagabend kam es dabei wieder einmal zu zwei Erdrutschen, einer in Paracambi in der Baixada Fluminense und ein anderer auf Governor's Island. Besonders betroffen ist Niterói, allein hier fielen den Wassermassen bisher mindestens 33 Menschen zum Opfer. Zudem sind der Straßentunnel und die Rio-Niterói-Brücke, die Hauptverbindung der Städte Niterói und Rio über die Guanabara-Bucht hinweg, komplett gesperrt. Das folgende Video gibt einen ungefähren Eindruck wider:
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Was ist passiert?
Allein von Montag auf Dienstag sind laut Angaben von O Dia in 24 Stunden 288 mm Niederschlag auf Rio herabgeprasselt, das entspricht grob dem halben Jahresniederschlag von Berlin. Auch die offiziellen 6-stündigen Niederschlagsmengen, die aus Rio de Janeiro gemeldet werden, sind durchaus beeindruckend (Abb. 2 und 3). An den im Hinterland steil aufragenden Hängen der Serra do Mar (Abb. 4) staute sich der Regen nicht nur, sondern diese gerieten größtenteils ins Rutschen, was auch heute noch die größte Gefahr für Leib und Leben bedeutet.
Auch in den nächsten Stunden kann es noch teils kräftige gewittrige Regengüsse in der Region geben. Sie werden ausgelöst an einer Luftmassengrenze eines Kaltluftvorstoßes, der von Süden her sehr weit nordwärts vorangekommen ist. Auf der Vorderseite befindet sich tropisch-feuchte Luft (Abb. 5 und 6). Am Boden hat sich dabei eingekeilt von zwei Hochs ein Tiefdruckgebiet vor der brasilianischen Küste gebildet (Abb. 7), die feucht-warme Luft kommt in Bewegung und lädt ihre Feuchtigkeit hier in Form lang anhaltenden, schauerartigen und gewittrigen Regens ab.
Gefahr noch nicht gebannt
In den nächsten Stunden und sogar noch ein bis zwei Tagen bewegt sich diese Luftmassengrenze kaum, sodass noch weitere, teils auch kräftige Niederschläge zu erwarten sind, wie an der Regensummenkarte bis Freitagmittag unserer Zeit (Abb. 8) geahnt werden kann. Voraussichtlich müssen also weiter die Straßen gesperrt und Schulen geschlossen bleiben. Erst zum Wochenende hin deutet sich allmählich eine Entspannung an.
Bilderlizenzen:
Titelbild: CC-by 2.0 / Abb. 1: CC-by 2.5