In den USA wurden im Februar 2010 keine Tornados registriert - zum ersten Mal seit Aufzeichnungsbeginn
Schlechte Zeiten für Sturmjäger in den USA: Im Februar 2010 wurden in den USA keine Tornados gemeldet. Dies ist das erste Mal seit Aufzeichnungsbeginn des nationalen Wetterdienstes im Jahre 1950, dass man es mit einem wohl tornado-freien Februar zu tun hat.
Nimmt man noch eine weitere Datenbank (Tom Grazulis) hinzu, die weiter in die Vergangenheit zurückreicht und Tornados ab der Stärke F2 auf der Fujita-Skala (stärkster Tornado bisher: F5) registriert, so ist es möglich, dass der letzte quasi tornado-freie Februar im Jahr 1947 aufgetreten ist. Der letzte gemeldete Tornado stammt vom 24. Januar 2010 in der nördlichen Mitte vom US-Bundesstaat Tennessee.
Damit setzt sich eine längere Zeit mit einer ungewöhnlich geringen Tornado-Aktivität in den USA fort. Wie in Abb. 2 zu sehen liegt sie seit etwa August vergangenen Jahres deutlich unter den Durchschnittswerten (graue Linie).
Was sind die Ursachen?
Sehr wahrscheinlich ist hier eine Verbindung mit dem Phänomen El Niño zu sehen, einer Anomalie der Meerestemperaturen im äquatorialen Pazifik, das auch eine Veränderung typischer Wettermuster zur Folge hat. Für die Tornado-Entwicklung ist vor allem wichtig, dass die Zugbahn teils kräftiger Tiefs quasi "glatt" über den nördlichen Golf von Mexiko in Richtung Atlantik verläuft (Abb. 3).
Dies hat zwar unwetterartige Erscheinungen in Kalifornien und dem Norden Mexikos zu Folge, aber förderliche für die Entwicklung von Tornados ist diese Lage nicht. Denn für Tornados braucht es nicht nur kräftige Winde aus verschiedenen Richtungen ("Scherung"), sondern auch feucht-warme Luftmassen, die üblicherweise häufig auf der Vorderseite von Tiefs aus dem Golf von Mexiko angeliefert werden.
Kalter Golf
Dieses passierte in dieser Wintersaison jedoch bisher nicht oder kaum. Denn die Kaltluft kam häufig sehr weit südwärts voran, Schnee fiel teilweise auch in Texas und Florida. Dies sorgte dafür, dass auch die Wassertemperaturen des Golfes von Mexiko deutlich unter den langjährigen Durchschnittswerten liegen (Abb. 4 bis 6), außerdem war es auch an Land im Südosten der USA - wo auch der Schwerpunkt der "Tornado Alley" liegt - deutlich kälter als normal (Abb. 7).
Dass mit weniger zur Verfügung stehender Energie, insbesondere durch den kälteren Golf von Mexiko, auch extreme Wettererscheinungen seltener sind, ist zum einen intuitiv nachvollziehbar, zum anderen aber auch untersucht worden. Roger Edwards and Steven J. Weiss vom Storm Prediction Center in Norman, Oklahoma veröffentlichten 1996 eine Untersuchung, die genau diesen Zusammenhang untersuchte.
In Abb. 8 sehen wir, dass es tatsächlich eine enge Verbindung zwischen Unwettern und der Wassertemperatur des Golfs von Mexiko gibt. Sie fanden eine starke Kopplung vor allem bei kühlen Bedingungen vor, die auf häufige Tiefausläufer in der Golfregion zurückgeführt werden kann, die wiederum die Oberflächentemperatur des Wassers absenken. Dadurch kommt es zu einer geringeren Instabilität der Atmosphäre in unteren Schichten, wodurch das Potenzial für schwere Gewitter und damit auch Tornados beinahe verschwindet.
Tornado-Saison 2010: Wie geht es weiter?
Was bedeutet die derzeitige Inaktivität für die kommende Zeit? Wenn man Harold Brooks, Meteorologe am Severe Storms Laboratory glauben schenken soll, kann die derzeitige Lage wenig oder nichts über die Entwicklung in dieser Saison aussagen. Zwar gibt es dann meist eine Saison mit etwas unterdurchschnittlicher Aktivität, jedoch gibt es deutliche Ausnahmen.
Bestes Beispiel hierfür ist das Jahr 2003. Bis zum 29. April dieses Jahres hatte man es hier mit dem langsamsten Start seit Aufzeichnungsbeginn zu tun (Abb. 9). Jedoch foglte dann ab 11. Mai eine ungewöhnlich aktive Woche und eine Phase mit überdurchschnittlich vielen Wirbelstürmen. Auch für die langfristige Entwicklung lässt sich kein Beleg in der Historie finden, dass nun eine längere inaktive Phase folgen könnte.