Schnee-Überraschung

20.02.2010 erstellt von Frank Abel

Ein kleinräumiges, aber intensives Schneefallgebiet könnte am morgigen Sonntag für Überraschungen sorgen

An der derzeitigen Wetterlage merkt man sehr gut, dass wir uns zwar nicht mehr im Hochwinter, aber auch noch nicht im Frühling befinden. So wird der Sonntag hinsichtlich des Wetters eine spannende Angelegenheit: kleinräumige Störungen in der Luftströmung können hier große Auswirkungen haben, besonders zwischen Ruhr, Saar, Main und Rhein, aber auch andernorts. Auf was müssen wir uns einstellen?

Etwas kältere Luft
Als das Tauen des Schnees in den vergangenen Tage die letzten Reste der Silvesterkracher wieder freilegte, war besonders im Norden und Osten Deutschlands vielerorts ein Aufatmen wahrzunehmen. Viele waren ob der lang anhaltenden, weißen Pracht hier des Schnees überdrüssig - und so wird es wohl nur noch eine schneebegeisterte Minderheit sein, die die folgenden Nachrichten freudig aufnehmen werden.

Denn die Vorhersagemodelle prognostizieren für morgen ein kleinräumiges Schneefallgebiet, das schon in der zweiten Nachthälfte von den Benelux-Ländern her auftaucht und von hier ostwärts ziehen wird. Diese von so genannten Randtrögen verursachten Niederschlagsgebiete sind allerdings sehr schwierig vorherzusagen, und so gibt es hinsichtlich Intensität und Ort zwischen den Modellen doch einige Unterschiede, wie in Abb. 2 zu sehen ist.

Schwerpunkt Ruhrgebiet bis Rhein-Main
Durchweg werden im Zentrum dieses Schneefallgebiets in den frühen Morgenstunden im Westen Deutschlands 5 bis 10 Liter pro Quadratmeter Niederschlag innerhalb von 6 Stunden prognostiziert, ausreichend für entsprechend örtlich 5 bis 10 cm Neuschnee, insbesondere aufpassen muss man am Westrand des Hochsauerlandes bis vor dem Odenwald, da hier wegen Staueffekten auch größere Mengen möglich sind.

Wie man sieht, zieht das Schneefallgebiet dann im Tagesverlauf über die Mitte Deutschlands, vermutlich zwischen nördlichem Thüringen und südlichen Sachsen-Anhalt bis in das südliche Brandenburg. Ob noch Berlin betroffen ist, ist demnach nicht klar, wie man sieht, lassen zwei von drei Vorhersagemodellen den Schnee südlich vorbeiziehen, was sogar für größere Auflockerungen an der Nordkante spräche, das hochaufgelöste holländische Modell KNMI jedoch prognostiziert auch für den Berliner Raum etwas Schnee (Abb. 2 unten). Angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit und der doch kräftiger werdenden Sonneneinstrahlung in dieser Jahreszeit sollte sich hier die Glättegefahr in Grenzen halten.

Randtrog?
Oben wurde das Wort Randtrog erwähnt. Hierbei handelt es sich - grob ausgedrückt - um eine kleinräumige, wellenartige Störung der Höhenströmung in der Atmosphäre, der Trog stellt dabei das "Tal" der Welle dar, wie auch in Abb. 3 zu sehen. Auf der Vorderseite dieses Tals werden die Luftmassen gehoben, wodurch Niederschlag, in diesem Fall Schnee entsteht. Das Ausmaß der Aufwärtsbewegung kann man anhand der so genannten Omega-Karte (Abb. 4) sehen, hier fällt das Gebiet deutlich auf mit einem Luftdruckabfall von bis zu 50 hPa pro Stunde in ca. 5,5 km Höhe, in 3 km Höhe wird sogar die Skala nach unten hin "gesprengt" (Abb. 5).

Randtröge entstehen, wie der Name schon sagt, am Rand großräumiger Tröge, von dem sie die Dynamik und "Wirbelhaftigkeit" quasi mitnehmen. Dieser "große Bruder" ist dabei sehr gut in Abb. 6 zu sehen.