Nicht nur in Afghanistan kam es zu mindestens 20 Toten durch die schlimmsten Niederschläge seit 50 Jahren
Unwetter im Krisengebiet: In Afghanistan wurden zum Wochenwechsel 07./08.02.2010 mindestens 20 Menschen durch Lawinen und Überschwemmungen getötet, als das Land die kräftigsten Niederschläge seit 50 Jahren erlebte.
Laut der Nachrichtenagentur AFP starben mindestens 10 Menschen in der Provinz Kandahar. Ihre Leichen wurden in einem Fahrzeug gefunden, zwei weitere Autos würden noch vermisst, so der Sprecher der Provinz. Im Distrikt Daman wurden hunderte aus Schlamm erbaute Häuser beschädigt und tausend Tiere getötet, die Lebensgrundlage für viele Menschen in dieser Krisenregion darstellen.
Dutzende von Menschen seien in der Region immer noch von Wassermassen eingeschlossen. Der Sprecher appellierte an das afghanische und ausländische Militär, mit Hubschraubern zu helfen, um sie in Sicherheit zu fliegen.
Wie man in Abb. 2 erkennt, entstand das kräftige Tief am Rande der Luftmassengrenze zwischen sehr kalter Festlandsluft aus dem zentralasiatischen Hoch und feuchtwarmen subtropischen bis tropischen Luftmassen weiter südlich. In der Höhe weht ein starker Ausgleichswind, der Jetstream (Abb. 3). Am linken Rand der höchsten Windgeschwindigkeiten in der Höhe sind die Entwicklungsbedingungen für das Tief besonders günstig.
Nach Durchzug des Tiefs folgt von Nordwesten die kalte Luft, sodass die Niederschläge von Norden her in Schnee übergehen. In der Himalayaregion herrscht bei derartigen Schneefallgrenzen (Abb. 4) ohnehin durchweg Schneefall. So gab es im westlichen und zentralen Afghanistan noch teils kräftige Schneefälle, denen ebenfalls 14 Menschen zum Opfer fielen.
Nepal, Tibet und die Kaschmir-Region
Auch in den weiter östlich benachbarten Ländern sind Todesfälle zu beklagen. So stürzte eine Schneelawine in der indisch kontrollierten Kaschmirregion in ein Höhen-Trainingscamp der Armee und tötete 17 Soldaten, 17 weitere wurden schwer verletzt. 53 Soldaten konnten aus der Lawine befreit werden.
Auch in anderen Regionen kam es zu Lawinen aus entweder Schnee oder Schlamm. Einige Landwirte wiederum werden die Niederschläge begrüßen, ging ihnen doch eine sehr lange Dürreperiode voraus. Bis zum heutigen Dienstag, 09.02.10, dauern die Niederschläge noch an, mit der sehr kalten und trockenen Kontinentalluft hören sie dann sehr schnell auf.
In den Höhenlagen sind dabei 90 bis 180 cm insgesamt an Schnee zu erwarten, in tiefen Lagen 10 bis 50 mm Regen.
Abb. 1 unterliegt der CC-by Lizenz