In dieser Woche stellt sich das Wetter in Deutschland grundsätzlich um, dennoch bleibt es dabei winterlich...
Schaut man sich verschiedene Ecken in Deutschland heute, am 25. Januar 2010 an, so kann man viel Verschiedenes über das derzeitige Wetter sagen. Nur eines ist dabei allen Orten gleich: Es ist winterlich. Diesem Motto - "Winter in jeder Form" bleibt sich der Januar auch treu. Dennoch bietet die Woche genügend Bewegung, und das ist teilweise wörtlich zu nehmen. Hier zur Orientierung eine kleine Übersicht.
"Winter in jeder Form"
Schauen wir uns dabei zunächst die Lage zum Wochenstart an. Über die Zweiteilung des Winterwetters dieser Tage wurde ja bereits an anderer Stelle geschrieben. Sie ist nun auch deutlich sichtbar: In Berlin begann man die neue Woche frostig-trocken bei Starttemperaturen um -12°C und mäßigem Ostwind (Werte jeweils von 6 Uhr). Gleichzeitig meldet die Station Bad Lippspringe in Ostwestfalen mäßigen Schneefall bei -4°C. Und in Aachen herrschte sogar dichter Nebel bei Werten von nur knapp unter 0°C. Im Südwesten regnete es sogar, wie in Freiburg im Breisgau, hier bei +1°C.
Grund hierfür ist weiterhin der Kampf der Luftmassen. Während das mächtige Russlandhoch Dirk weiterhin frostige Luft aus Sibirien mit dem östlichen Wind nach Deutschland schickt, versucht es Tief Ina mit milderer und feuchterer Meeresluft von Westen her. Wie so oft scheitert aber die Meeresluft an dem Block der trocken-kalten Festlandsluft, und so kommt von dem Schnee in der Westhälfte Deutschlands im Nordosten zunächst nichts mehr an.
Dienstag: Hochdruck auf dem Vormarsch
Ganz im Gegenteil: Im Verlauf des Dienstags wird der Schneefall von Tief Ina mehr und mehr an den Alpenrand zurückgedrängt, während für das allmählich schwächer werdende Hoch Dirk Unterstützung von den Azoren naht. Denn das Hoch, das hier entstanden ist, wandert etwas weiter nördlich, sodass sich insgesamt weite Teile Europas unter Hochdruckeinfluss befinden mit Schwerpunkten über dem Ostatlantik, Skandinavien und Sibirien, gut zu erkennen an dem Rot-Anteil in unseren Bodendruck-Vorhersagekarten (Abb. 2 und 3).
Man sollte also meinen, dass sich nun nicht mehr viel tun sollte beim Wetter. Und tatsächlich sieht der Dienstag in weiten Teilen Deutschlands sehr freundlich aus. Besonders die Gebiete nördlich der Mittelgebirge befinden sich in der sehr trockenen, kalten Luft, und so dürfte hier größtenteils die Sonne scheinen bei nur wenigen Nebel- oder Hochnebelfeldern. Im Gegenzug wird sich der Frost verschärfen. In der Nacht zum Dienstag sind in der Nordhälfte, in der Nacht zum Mittwoch verbreitet Tiefsttemperaturen unter -10°C zu erwarten, nach Nordosten hin sind örtlich auch Werte unter -20°C denkbar. Auch tagsüber befinden wir uns am Dienstag meist im Dauerfrostbereich.
Mittwoch: Wetterwechsel beginnt
Ist also bei so einem ausgedehnten Hochdruckgebiet jetzt Ruhe eingekehrt? Mitnichten, denn beim abermaligen Blick auf Abb. 2 und 3 sollte man sich auf das Tief zwischen Grönland und Island konzentrieren. Es ist sozusagen der Dirigent für unser Wetter in der zweiten Wochenhälfte.
Wie man in Abb. 3 sieht, zieht es unter Verstärkung weiter in Richtung Nordmeer. Wichtig dabei ist, dass auf seiner Rückseite, also westlich des Zentrums, eine sehr kräftige Kaltluftzufuhr erfährt. Dies bringt eine so genannte Austrogung mit sich, wodurch die am Dienstag noch stabil aussehende Hochdruckbrücke zerteilt wird (Abb. 4). Über Skandinavien bildet sich ein weiteres Tief, das nun die Wetterwende einleitet.
So wird im Laufe des Mittwochs der Süden noch einige heitere und ruhige Ecken haben, während im Tagesverlauf von den Küsten her die Wolken dichter werden und auch der Wind an Fahrt aufnimmt, womit wir hier die eingangs angedeutete sprichwörtliche "Bewegung" deutlich spüren. So muss man hier insbesondere in der zweiten Tageshälfte aufpassen, denn aufkommende Schneefälle und ein in Böen starker bis stürmischer Südwest- bis Westwind (Abb. 5) lassen auch wieder die Gefahr von Verwehungen zu.
Ab der Nacht zum Donnerstag: Schnee!
Das Schneefallgebiet weitet sich dann in der Nacht zum Donnerstag auch bis zum Süden Deutschlands aus, gleichzeitig erfolgt auf der Rückseite des Tiefs von der Nordsee ein Übergang zu Schauerwetter. So wird es tagsüber besonders nach Süden hin längere Zeit schneien, während in der Nordhälfte neben einzelnen Schauern auch die Sonne hervorkommen kann. Allerdings ist es hier auch am windigsten, im Küstenbereich muss mit Sturmböen gerechnet werden, weiter landeinwärts mit starken bis stürmischen Böen (Abb. 6).
Durch die jetzt eingeflossene Meeresluft schwächt sich dabei der Frost ab, am Donnerstag sind tagsüber dann auch leichte Plusgrade möglich, in den Nächten folgt geringer Frost, wodurch die Glättegefahr nicht nur durch Schnee, sondern auch durch Gefrieren von Tauwasser zunehmen wird, auf der Rückseite des Tiefs sacken die Temperaturen wieder etwas ab, dürften aber nach Westen hin zumindest tagsüber die 0°C-Marke etwas überschreiten.
Wie geht der Winter weiter?
Wir erleben also den Winter in dieser Woche in jeder möglichen Form, von frostig-trocken-freundlich bis winterlich weiß. Letzteres, also wechselhaftes, zu Schneefall neigendes und teils windiges Wetter, werden wir dann wohl auch länger behalten. Denn durch den Kaltluftvorstoß auf der Rückseite des Schneetiefs bildet sich schon am Freitag südlich der Alpen über dem Golf von Genua ein neues, sodass wir immer wieder hier und da mit neuem Schnee versorgt werden, höchstens im Südwesten ist dabei auch mal Schneeregen oder Regen denkbar.
Auch in der Ensemblevorhersage für Berlin (Abb. 8) wird der Wetterumschwung am Temperaturniveau (obere Zeile) und der Niederschlagsneigung (mittlere Zeile) sichtbar. Ebenfalls ist zu sehen, dass es auch bis mindestens in die erste Februarwoche hinein nach unbeständigem Wetter aussieht. Der Winter ist dabei noch lange nicht vorbei. In Abb. 9 ist zur Übersicht noch die prognostizierte Gesamtniederschlagsmenge bis zum kommenden Sonntag, 31.01.10, zu sehen.