Wird sie dieses Jahr stattfinden, die Elf-Städte-Tour? Dieses Jahr stehen sie Chancen nicht so schlecht...
Seit 1998 warten die Niederländer nun schon auf die passenden Bedingungen für eines ihrer spannensten Sportereignisse, der „Elfstedentocht“ oder „Elf-Städte-Tour“. Dieses Jahr stehen sie Chancen nicht so schlecht.
Die Elf-Städte-Tour ist ein Marathonwettkampf im Eisschnelllauf, welcher über die gefrorene Grachten (der niederländische Begriff für Kanal oder Graben) im niederländischen Friesland führt. Ausgangspunkt ist Leeuwarden (siehe Abbildung 4) und von dort über elf Städte (eine Übersicht finden Sie hier, eine Übersicht in Google Earth hier) auf einer Gesamtstrecke von sage und schreibe 200 Kilometern. Um aber die Kanäle beim Zufrieren nicht zu stören, besteht in vielen Orten der Niederlande Fahrtverbot für Boote und Schiffe.
Die Elf-Städte-Tour findet jedes Jahr statt (seit über 100 Jahren, etwas zur Geschichte finden sie hier sowie im Video, auf niederländisch), aber nur wenn die Bedingungen stimmen. Offizielle Rennen gab es bisher nur in den Jahren 1909, 1912, 1917, 1929, 1933, 1940, 1941, 1942, 1947, 1954, 1956, 1963, 1985, 1986 und 1997. Zwar kam es auch in den Jahren dazwischen zu kalten und strengen Wintern, was aber nicht unbedingt etwas über die Qualität des Eises aussagt. Generell muss über die gesamte Strecke eine Eisdicke von mindestens 15cm erreicht werden, um die Höchstzahl von 16 000 Teilnehmern auch wirklich tragen zu können. Aber auch die Qualität des Eises ist von entscheidender Bedeutung, zumindest für die Teilnehmer und somit für den Sieg. Friert das Eis bei recht stürmischen Bedingungen und fällt dazu Schnee, kann es mitunter recht ungleichmäßig und porös sein. Gefriert das Wasser dagegen bei ruhigem Wetter langsam zu, taut es dazu mitunter tagsüber bei einer bereits vorhandenen Eisdecke wieder leicht an, gefriert nachts wieder bei mäßigem Frost, kann sich eine gleichmäßige Fläche mit nur wenigen Lufteinschlüssen bilden. Problematisch kann sich dagegen Frost mit Temperaturen unter -10°C auswirken. Dieser über einen längeren Zeitraum kann zu Rissen im Eis führen, zudem erschwert dieser die Bedingungen am Veranstaltungstag nicht nur aufgrund der körperlichen Belastung für die Sportler, sondern auch wegen dem kaum entstehenden hauchdünnen Film unter den Kufen, welcher das Gleiten erst auf dem Eis erst ermöglicht.
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Liegt in der Zeitperiode davor trotz verbreitetem Frost eine Schneedecke auf dem Eis, kann dieses von unten antauen. Ursache hierfür ist die natürliche Anomalie des Wassers. Flüssigkeiten haben typischerweise die Eigenschaft, schwerer und dichter zu sein, je tiefer deren Temperatur ist. Wasser hat aber bei knapp 4°C die höchste Dichte. In ruhigen und stehenden Gewässern hat somit das Wasser am Grund annähernd diese Temperatur, im Winter bei Frost nimmt also die Wassertemperatur nach oben hin zu. Liegt auf der geschlossenen Eisdecke nun Schnee, isoliert dieser das darunterliegende gefrorene Wasser vor dem Luftfrost und das Eis kann von unten antauen. Daher warnen wir bei anhaltendem Frost vor dem Betreten der Seen, wenn Schnee liegt!
Bisher stehen die Chancen nicht schlecht, zumindest was die Temperatur angeht. Problematsich ist allerdings, dass auf die dünne Eisschicht der kleinen Kanäle Schnee fiel. Damit das Eis weiter anwachsen kann, müsste allerdings dieser zuerst beseitigt werden. Das gestaltet sich schwierig, da das Eis zum Teil noch nicht betreten werden kann. Einen Hoffnungsschimmer bildet das Tauwetter am kommenden Wochenende, denn dann könnte diese Schneeschicht abschmelzen (siehe Abbildung 5). Nach den aktuellen Prgnosen folgt danach erneut Frost, womit das Eis weiterwachsen kann. Erst aber wenn die Koninklijke Vereniging De Friesche Elf Steden das offizielle Zeichen gegeben hat, kann es losgehen. Zu spät sollte das allerdings nicht passieren, denn die Sonne gewinnt im Spätwinter zunehmend an Kraft.
Der Gewinner des Jahres 1997 war übrigens Henk Angenent mit einer Zeit von 6 Stunden und 49 Minuten. Natürlich fiebern die Niederlande auch, ob wieder jemand aus dem Königshaus teilnehmen wird. 1986 war Prinz Willem-Alexander mit dem Pseudonym „W.A. van Buren“ unter den Teilnehmern. Vergleichbare Rennen auf Natureisbahnen gibt es übrigens in Österreich, Finnland, Kanada und Norwegen, aber die Elf-Städte-Tour gehört zu den Bekanntesten.