Eisige Kälte in Deutschland, teilweise Temperaturen bis -20°C, aber im Boden kaum Frost.
Im Moment jagt in Deutschland ein Eistag den nächsten, in vielen Regionen herrscht nachts strenger Frost und auch tagsüber liegen die Werte deutlich unter der Nullgradgrenze. Da könnte man doch meinen, dass die Böden bei solch eisiger Kälte bis in tiefere Schichten gefroren sind. Nun ja, die Annahme liegt nahe, doch was passiert mit dem Boden, wenn er von einer weitgehend geschlossenen Schneedecke bedeckt wird?
Schauen wir uns dazu zunächst einige Temperaturprofile der Böden in verschiedenen Teilen Deutschlands an. Meteorologische Beobachtungsstationen melden fünf verschiedene Erdbodentemperaturen. Nämlich jeweils die Temperatur in einer Tiefe von 5cm, 10cm, 20cm, 50cm und 100cm. Die Abbildung 1 zeigt einige Temperaturprofile der Böden in der Nordhälfte Deutschlands. Dabei stellen die roten senkrechten Linien die Temperatur in einem 1°C-Intervall dar, wobei die dickere rote Linie für die Nullgradgrenze steht. Anhand der gelben Linie lässt sich demnach das jeweilige Temperaturprofil des Bodens ablesen. Als Beispiel schauen wir uns einmal das Profil von Arkona auf Rügen an. Rechts steht jeweils der tiefste Punkt, also die Temperatur in 100cm Tiefe, sie beträgt hier +4,3°C, in 50cm haben wir +1,6°C und ab einer Tiefe von 20cm wir mit einer Temperatur von -0,2°C Frost im Boden gemeldet. In einer Tiefe von 5cm beträgt die Erdbodentemperatur -1,1°C. Das alles bei einer Schneedecke von 2cm.
Erdbodentemperaturen bei einer geschlossenen Schneedecke
Ganz anders sieht es in den Regionen aus, die eine mächtigere Schneedecke haben. Leipzig meldete am heutigen Morgen eine Gesamtschneehöhe von 14cm. Der Erdboden liegt dabei komplett im Plusbereich. +0,4°C in einer Tiefe von 5cm, darunter steigt die Temperatur weiter an. Nur unmittelbar über der Bodenoberfläche, nämlich in einer Höhe von 5cm, liegt die Temperatur bei -8,2°C, was jeweils durch den gelben Punkt ganz links in den Profilen dargestellt wird. Ein Blick auf die anderen Profile zeigen ein ähnliches Bild. Nur die Temperaturen in einer Höhe von 5cm über dem Boden liegen deutlich im Frostbereich (Abbildung 1 und 2). Der Erdboden ist an den Stationen, die eine flächendeckende Schneedecke von einigen Zentimetern Mächtigkeit aufweisen, nahezu ungefroren.
Schnee als Isolator
Schnee hat also die Eigenschaft, die Wärme im Boden zu speichern und diesen vor allem von dem strengen Luftfrost abzuschirmen. Dadurch werden besonders Frostschäden an Pflanzen eingedämmt, was Landwirte aber auch viele Kleingartenbesitzer freuen dürfte. Außerdem bietet eine geschlossene Schneedecke auf Hausdächern eine zusätzliche Wärmeisolierung. Dieses Phänomen birgt aber auch Gefahren, denken wir mal an die vielen Seen, die im Winter gerne zum Eislaufen benutzt werden. Auch hier wird die bereits dünne Eisdecke vom aufliegendem Schnee isoliert, wodurch der momentan herrschende strenge Luftfrost nur wenig zum Anwachsen der Eisdicke beiträgt - ganz im Gegenteil, auf den Seen herrscht trotz eisiger Kälte akute Einsturzgefahr und sie sollten daher besser gemieden werden. Wenn wir uns schon die Kufen anschnallen wollen, dann machen wir das besser auf der Eisbahn.