Im Südwesten Deutschlands vergeht fast kein Tag ohne Unwetterwarnung. Ist kein Ende in Sicht?
Wer im Südwesten Deutschlands lebt, für den hat das Wetter so gar nichts von einem Wonnemonat. Dichte Wolken bringen besonders nachmittags immer wieder Gewitter mit sich, die auch mit Starkregen und Hagel aufwarten können. Woher kommt diese Unwetterlage, und ist ein Ende in Sicht?
Grenzwetterlage
Seit Tagen zeigt das Wetter große Unterschiede zwischen Greifswald und Freiburg im Breisgau: In der Nordosthälfte Deutschlands sind die Nächte kalt und es tritt sogar Bodenfrost auf, die Tage dagegen mäßig warm, freundlich und trocken. Im Südwesten geht es dagegen in den Nächten nur selten unter 10°C, und immer wieder kommt schauerartiger Regen auf, immerhin bei Werten von teils über 20°C.
Eine Luftmassengrenze liegt diagonal über Deutschland und bewegt sich mal gen Nordosten, mal gen Südwesten. Verantwortlich für die feucht-warme Gewitterluft ist hier derzeit das Tief Cornelius. Es befindet sich derzeit bei der Iberischen Halbinsel und pumpt von hier die Mittelmeerluft bis nach Deutschland.
Ihm gegenüber steht das Hoch Verti, das sich von der Nordsee nun allmählich nord-nordostwärts in Richtung Europäisches Nordmeer bewegt (Abb. 2). Die Luft, die von hier kommt, ist gänzlich anders, nämlich kühl und trocken. Die Grenze zwischen diesen beiden Luftmassen erkennt man sehr gut an der äquipotenziellen Temperatur. Das ist ein Energiemaß, dass sowohl die Lufttemperatur als auch den Wasserdampfgehalt der Luft berücksichtigt (Abb. 3).
Täglich Unwetter
Im Südwesten kann sich dabei anfangs gelegentlich die Sonne durchsetzen, die die feucht-warme Luft aufheizt und damit mit noch mehr Energie versorgt (Abb. 4). In der Nähe der Luftmassengrenze zum einen und an den Mittelgebirgen und Alpen zum anderen sind dabei die Bedingungen äußerst günstig für die Entstehung teils kräftiger Gewitter. Zurzeit kann man fast täglich neue Einträge in der europäischen Unwetterdatenbank ESWD finden, allein am 12.05.09 gibt es vier bestätigte Berichte von schweren Gewittern mit Hagel mit einem Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern.
Auch für den heutigen 13.05.09 wird man im Tagesverlauf zunehmend eingefärbte Landkreise bei unseren Unwetterwarnungen finden. Denn die Bedingungen sind nahezu perfekt: Die Energie ist vorhanden, und der Wind ändert sich ebenfalls teils markant mit der Höhe (Abb. 5 und 6). Diese Windscherung ist eine weitere Zutat für die Bildung organisierter Gewitterzellen. So wird man auch heute wieder mit vereinzelt kräftigen Gewittern mit der Gefahr von Starkregen, Hagel und kräftigen Böen zu rechnen haben, während im Nordosten weiter die Sonne scheint.
Kein Ende?
Wie geht es nun in den kommenden Tagen weiter? Zunächst einmal kann keine Entwarnung gegeben werden. Die Luftmassengrenze setzt sich nordwärts in Bewegung, verbunden mit einem Kaltluftvorstoß über Frankreich in der Höhe kommt es dazu am 14.05. im Westen zusätzlich zu kräftigem Regen. In Richtung Wochenende steigt dann die Schauer- und Gewitterneigung auch weiter nördlich an.
Gleichzeitig herrscht im Südwesten Deutschlands am Wochenende vorübergehend Entwarnung, denn die Temperaturen gehen dann zurück. Wie man allerdings am Beispiel von Freiburg (Abb. 7) sieht, kann auch darüber hinaus keine Entwarnung gegeben werden, denn die wärmere Mittelmeerluft schwappt von Süden wieder herein (Abb. 8).