Dünnes Eis

12.01.2009 erstellt von Frank Abel

Am Wochenende sind Dutzende auf dem Eis der Seen eingebrochen. Worauf sollte man achten?

Besonders in Oberbayern schien es an diesem vergangenen Wochenende gefährlich zu sein, das Eis der Seen zu betreten. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung sollen hier bis zu zwei Dutzend Menschen eingebrochen sein.

Besonders brisant war die Situation, als eine Mutter mit ihren zwei Kindern den Wörthsee im Landkreis Starnberg betrat. Trotz Warnungen betrat sie mit ihrem 2-jährigen Kind und dem 6-monatigen Baby im Kinderwagen das Eis, alle drei brachen ein, konnten aber gerettet werden.

Auch von den anderen Einzelpersonen, die an diesem Wochenende einbrachen, konnten nach bisherigem Kenntnisstand alle teils mit Hubschraubereinsatz geborgen werden.

Eis nicht überall gleich dick
Diese Vorfälle zeigen aber, dass trotz des mittlerweile schon über mehrere Tage andauernden, teils strengen Frostes das Eis nicht überall tragfähig ist, obwohl es oft den Anschein hat. Dies liegt in erster Linie daran, dass die Eisdicke eines Sees nicht überall die gleiche Stärke hat. Besonders in Ufernähe und in der Mitte eines Sees kann sie deutlich abnehmen, gleiches gilt für warme Zuflüsse, die nur Ortskundige genau kennen.

Gefährlich ist auch die Nähe zu Uferpflanzen, da hier die Gefahr von Luftlöchern besonders groß ist (siehe Abb. 2). Liegt eine kompakte Schneedecke auf dem Eis (etwa 5 cm oder mehr), so wirkt diese wie ein Isolator: Der Luftfrost kann die Eisfläche nicht mehr erreichen und es ist möglich, dass sie von unten her wieder angetaut wird. Verschneite Seen sollte man also grundsätzlich meiden.

Am empfehlenswertesten ist es, sich nur auf offiziell freigegebene Seen zu begeben. Die Freigabe geschieht meist bei Eisdicken um 15 cm auf ruhenden Gewässern und 20 cm auf Flüssen. Am besten erkundigt man sich bei der jeweilig zuständigen Gemeindeverwaltung. Aber selbst auf diesen Eisflächen wird keine Garantie gegeben, das bedeutet: Hört man es laut knacken und knirschen oder sieht man sogar Risse, so sollte man sich sofort vom Eis begeben.

Über 3.000 Euro Kosten
Wer auf eigene Faust unbekannte Eisflächen betritt oder, wie an diesem Wochenende am Pilsen- und Wörthsee geschehen, sogar auf gesperrten Flächen bleibt, der riskiert nicht nur sein Leben. Sollte es dann zu einem Einbrechen kommen, so fordert zum Beispiel die Berliner Feuerwehr die Einsatzkosten in Höhe von rund 1.500 Euro zurück; ist ein Notarzteinsatz erforderlich, so könne laut Pressesprecher der Berliner Feuerwehr sogar eine Forderung von 3.000 Euro oder mehr fällig werden.

Auch im Februar auf dem Eis?
Um jetzt aber nicht vollends den Spaß zu verderben, folgt noch ein Blick in die Zukunft: Gerade in Bayern sollte sich in den kommenden Tagen noch leichter, nachts auch teils strenger Frost halten, sodass auch hier mehr und mehr Seen für Schlittschuh laufen und Eishockey spielen freigegeben werden dürften. Bestimmte Verhaltensregeln sollte man allerdings dabei immer befolgen.

Sonst setzt sich von Nordwesten in den kommenden Tagen vorübergehend Milderung durch, sodass hier erhöhte Vorsicht geboten ist. Das Mittel der Modellberechnungen des Europäischen Vorhersagemodells zeigt aber zum Ende des Monats von Nordosten wieder kältere Luft herankommen, mit anderen Worten: Der Winter ist noch lange nicht vorbei.

 

Hinweis: Die Abb. 1 und 2 unterliegen der Lizenz CC-by