Wann kommt der erste Herbststurm? Kann dies bereits am Wochenende im Norden der Fall sein?
Nachdem am Dienstag der Altweibersommer mit Höchstwerten von bis zu 23°C in der Oberlausitz noch einmal ein letztes Stelldichein gab (Abbildung 1), hat spätestens seit gestern der Herbst in ganz Deutschland Einzug gehalten. Mit Herbst verbinden viele aber auch gleichzeitig Regen und Wind. Doch wann kommt der erste wirkliche Herbststurm?
Zumindest der Norden Deutschlands kann am Wochenende schon einmal den Drachen aus dem Keller holen oder einen neuen basteln, denn es kündigt sich an zumindest etwas windiger zu werden. Doch werfen wir einen etwas genaueren Blick auf die zugehörige Entwicklung mit Hilfe der Profikarten des ECMWF-Modells.
Aktuell ist für Deutschland Hoch JOHANN mit Zentrum über dem Alpenbereich wetterbestimmend (Abbildung 2) und sorgt für ruhiges, phasenweise sonniges Wetter. Diese Hochdruckentwicklung wird verursacht durch einen nach Polen abziehenden, recht scharfen Kurzwellentrog (Abbildung 3). Auf dessen Rückseite wird nun die Bildung eines Hochdruckgebietes (Antizyklogenese) begünstigt. Dies wird in der Strömungsdynamik mit Hilfe einer Wirbelgröße beschrieben, welche die Rotation um eine gedachte vertikale Achse beschreibt und als relative Vorticity bezeichnet wird. Hochdruckgebiete weisen auf der Nordhalbkugel einen Drehsinn im Uhrzeigersinn auf, der mathematisch gesehen einer negativen relativen Vorticity entspricht. Kurzum, die blauen Farben in Abbildung 4 entsprechen dem Herantransport von negativer relativer Vorticity über Deutschland, so dass hier aufgrund der wirbeldynamischen Prozesse ein Hochdruckgebiet entsteht, welches auch am Sonnabend noch sehr schön zu sehen ist (Abbildung 5).
Allerdings kündigt sich hier bereits eine deutliche Umstellung der Wetterlage an. Beim Blick auf die Verhältnisse in der Höhe (Abbildung 6) erkennt man eine sehr gut ausgebildete Frontalzone über dem Nordostaltantik mit einem Jetstreak (Starkwindband) vor den Britischen Inseln. Auf der linken diffluenten Ausströmseite dieses Jetstreaks herrschen ideale physikalische Voraussetzungen zur Bildung eines Tiefdruckgebietes (Zyklogenese). Dieser Prozess wird natürlich dann auch in Gange gesetzt und bereits am frühen Sonnabend ist vor Irland ein Tief mit unter 980 hPa Kerndruck zu sehen (Abbildung 7). Dieses zieht unter Verstärkung nun rasch weiter nach Osten, so dass schon am Sonntag Morgen das Tiefzentrum Skandinavien erreicht (Abbildung 8). Der Norden Deutschlands gerät dabei zumindest in den äußeren Einflussbereich des zugehörigen Starkwindbandes. Allerdings ist nicht nur stürmischer Wind zu erwarten, sondern auch dichte Wolken und etwas Regen, infolgedessen für das Drachensteigen wetterfeste Kleidung eingeplant werden sollte. Der Süden Deutschlands darf sich am Sonntag zwar über etwas freundlicheres Wetter freuen, allerdings wird hier der Wind nur schwach aus Südwest wehen und damit höchstens sehr kleine Drachen in der Luft halten können.