Die extremen September

18.09.2008 erstellt von Frank Abel

Ein Blick in die Wetterchronik: Was war der wärmste, was der kälteste September? Wie waren die Auswirkungen?

Gerade in den "Übergangsmonaten" im Frühling und Herbst lohnt sich ein Blick in die Wetterchronik, denn hier liegen die Extreme besonders weit auseinander: Entweder dominiert bei uns noch spätsommerliches Wetter mit Luft meist subtropischen Ursprungs, oder - wie in diesem Jahr - hält der Herbst frühzeitig Einzug mit ersten Nachtfrösten. Es lohnt sich also, nach sehr warmen und sehr kalten Septembern bei uns in der Geschichte der Wetteraufzeichnung zu suchen. Zwei extreme Beispiele werden hier gezeigt:

September 1947 - extrem warm
In den Wetteraufzeichnungen von Berlin-Dahlem, die bis in das Jahr 1908 zurückreichen, gilt der September 1947 bis heute als der wärmste mit einer Monatsmitteltemperatur von 18,0°C und damit 4,5°C über dem durchschnittlichen Wert von 13,5°C (Zum Vergleich: bis zum 17.09. betrug die Abweichung des Septembers 2008 +1,1°C).

In Potsdam gab es dabei nach einem Hitzesommer sogar noch 15 Sommertage, in Berlin-Dahlem 13. Sommertage bezeichnet man dabei Tage mit Höchsttemperaturen von mindestens 25°C. Am 19. September 1947 wurden an der Station Potsdam dabei sogar noch 33,4°C erreicht.

Auch in den Chroniken findet man Hinweise auf einen warmen und trockenen Monat. Beispiel Basel: im Basler Jahrbuch 1948 findet man folgenden Eintrag für den September 1947:

Wetter: Bei immer noch grosser Hitze schlimme Trockenheit, Temperaturdurchschnitt 17,2° (normal 13,8°), Niederschlagstotal 27 mm (normal: 74 mm), es werden 10 Tropentage (Tagesdurchschnitt über 25°) gezählt.

(Quelle: Basler Stadtbuch)

Weitere Hinweise findet man in der Chronik der Löschgruppe Strauch:

Im September 1947 kämpften die Feuerwehren im Waldgelände Wenau bei Hürtgenwald 6 Wochen lang gegen die Flammen, was durch Minen und Sprengkörper oft behindert wurde. Während dieses Einsatzes kahm der Wehrführer der Kesternicher Feuerwehr Stollenwerk durch Granatsplitter ums Leben.

Über diese ungewöhnliche Wärmeperiode gibt es sogar statistische Untersuchungen.  Die Wahrscheinlichkeit, dass die Monatsmitteltemperatur wie in Basel das 4,3-fache der Standardabweichung erreicht, beträgt gerade einmal 0,0019%.

Wie kam es zu dieser Wärme? Ein Blick in die (lückenhaften) Aufzeichnungen zeigen ein umfangreiches Hochdruckgebiet über Mittel-  und Südeuropa, während über die Britischen Inseln und Skandinavien häufig Tiefdruckgebiete zogen. Bei dieser Konstellation konnten uns immer wieder subtropische Luftmassen erreichen, die besonders warm waren, da der extrem heiße und trockene Sommer 1947 zusätzlich dafür gesorgt hatte, dass das Meerwasser überdurchschnittlich erwärmt war.

September 1912 - extrem kühl
Das genaue Gegenteil hierzu ist der September 1912. Hier betrug die Monatsmitteltemperatur in Berlin-Dahlem gerade 10,0°C, eine Abweichung von -3,5°C gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990. Der Internetauftritt der Stadt Attendorn zeigt, dass dieser September nicht nur kühl, sondern auch oft nass war:

Starker Frost macht sich in diesem Jahr schon recht früh unangenehm bemerkbar. Das Thermometer zeigte hier an den letzten Morgen 3-5°C unter Null. - Der Wetterbericht vom September weist 16 Regentage auf, die eine Niederschlagsmenge in einer Gesamthöhe von 77,5 mm brachten. Der meiste Regen fiel am 8. September, der mit einer Höhe von 14,1 mm gemessen wurde. Der 2. September brachte ein Nahgewitter.

(Quelle: Stadtarchiv Attendorn, Chronik der Stadt Attendorn, Band 1, Seite 259)

Aus Dorfen ist zu lesen:

Das Volksfest vom 7. bis 10 September 1912 war das gerade Gegenstück des Volksfestes von 1903. In der Aufmachung ungleich größer, im Besuch ungleich schwächer. Die Schuld trug das Wetter. Die Bahn hatte für den Haupttag 8 Sonderzüge vorgesehen, doch vergessen den Verkehr dort zu verstärken, wo er trotz des strömenden Regens am stärksten war, auf der Veldener Bahn. Schließlich verlängerte man das Volksfest bis zum 15 September. Aber die Verlängerung vermochte nichts mehr zu retten.

(Quelle: Historischer Kreis)

Im Vergleich zum diesjährigen September fiel also der des Jahres 1912 noch deutlich kühler aus. Wie ist diese Kälte entstanden?

In der ersten Monatshälfte bewegte sich ein Hochdruckgebiet vom Ostatlantik zu den Britischen Inseln, gleichzeitig befanden sich Tiefs über Skandinavien, womit uns mit einer nördlichen Strömung polare Meeresluft erreichte. In der zweiten Monatshälfte etablierte sich dann - ganz ähnlich wie in diesem Jahr - ein umfangreiches Hochdruckgebiet über dem Norden Europas mit den bekannten Folgen.

Vermutet wird außerdem, dass der kühle Sommer 1912 mit dem Höhepunkt eines sehr kühlen Septembers mit dem Ausbruch des Vulkans Katmai (Alaska) am 6. Juni 1912 in Zusammenhang steht (mehr dazu hier).