Kompliziertes Wetter

07.08.2008 erstellt von Frank Abel

Dass Gewitter in Deutschland auftreten werden, ist klar. Doch im Detail betrachtet ist heute alles möglich

Meteorologen bekommen heute besonders zu spüren, dass das Wetter ein chaotisches System ist. Denn im Umfeld des Tiefs Christine können sehr viele Dinge passieren, die sich dann gegenseitig beeinflussen. Dies macht es für einen bestimmten Ort unmöglich, das Wetter über mehrere Stunden im Voraus vorherzusagen. Hier soll angedeutet werden, warum dies der Fall ist.

Die grundsätzliche Wetterlage ist klar und auch gestern beschrieben worden: Tief Christine, das am frühen Donnerstagmorgen mit seinem Zentrum südlich von Irland lag (Abb. 1), sorgt dafür, dass sehr heiße und energiereiche Luft herangeführt wird. Dabei gab es schon im Vorfeld der Kaltfront kräftige gewittrige Regengüsse über Frankreich, die sich nordnordostwärts auf Belgien und die Niederlande zubewegten.

Wie sieht aber nun der weitere Verlauf aus?
Durch die starke Erwärmung und dem Heranbringen sehr warmer Luftmassen hat sich über Frankreich, verstärkt durch die herannahende Kaltfront, im Verlauf des gestrigen Nachmittags ein Hitzetief gebildet. Dies entsteht, da aufgeheizte Luft aufgrund der geringeren Dichte nach oben steigt, wodurch am Boden der Luftdruck sinkt. Dieses Tief ist andeutungsweise noch in Abb. 2 bei Paris zu erkennen. Zwar ist es nun strenggenommen kein Tief mehr, sorgt aber immer noch dafür, dass sehr energiereiche Luft in Bewegung kommt.

Erste Tageshälfte
Im Bereich dieses Ex-Tiefs wandert ein Gebiet mit kräftigem gewittrigen Starkregen nun weiter, um im Laufe des Mittags den Nordwesten Deutschlands zu erfassen. Sonst sind höchstens vereinzelt unbedeutende Schauer oder Gewitter zu erwarten. Gegen Mittag erreichen die Gewitter dann das Emsland, wo kräftige und unwetterartige Entwicklungen möglich sind.

Weiter südlich hiervon wird es dann zunehmend kompliziert. Denn über dem östlichen Frankreich soll am Mittag und Nachmittag ein weiteres Gebiet mit Gewittern entstehen (Abb. 3), die dann später auch auf den Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen. Damit existiert ein Gewitterschwerpunkt im Nordwesten, ein weiterer im Südwesten. Da an diesen beiden Zentren die Luft stark aufsteigt, muss sie andernorts absinken. Dies bedeutet, dass zwischen diesen beiden Schwerpunkten am Vormittag voraussichtlich keine unwetterartigen Entwicklungen geschehen.

Zweite Tageshälfte
Nachmittags kommt es nun besonders darauf an, wo und in welcher Form sich die Gewitter in Frankreich entwickeln. Vermutlich werden sich wegen der günstigen, gestern besprochenen Bedingungen organisierte Gewitter, Superzellen, entwickeln, die dann von hier kommend in den Südwesten und Westen Deutschlands ziehen. Hier ist dann auch die Unwettergefahr am größten, insbesondere durch Hagel und kräftige Böen. An der Nordsee lässt sie jedoch bereits nach, da hier kühlere Luft herangeführt wird (Abb. 4).

Gleichzeitig können an den westlichen Mittelgebirgen vereinzelt erste größere Gewittertürme auftauchen, da hier die Luft an den Bergen zum Aufsteigen gezwungen wird.

In der Osthälfte Deutschlands ist es heiter, heiß und trocken, höchstens ein paar lockere Wolkenfelder der Gewitter aus dem Westen tauchen auf. An den Nordrändern der Mittelgebirge weht ein böiger südlicher Wind sehr trockene Luft heran, hier haben wir es mit Föhn zu tun.

Vermutlich erreichen uns zum Abend dann etwas großräumigere Gebiete mit gewittrigem Regen, die von Frankreich und den Alpen her nach Deutschland hereinziehen. Hier besteht die Gefahr eher durch kräftigen Niederschläge und dadurch lokalen Überschwemmungen. Diese Regengebiete können dann im Laufe der Nacht auch den Osten Deutschlands erreichen.

Fazit
Es gibt also viele kleinräumige Gebiete unterschiedlicher Wettererscheinungen, deren genauer Ort erst vorhergesagt werden kann, wenn man die aktuelle Entwicklung über Frankreich genau verfolgt. Gleichzeitig beeinflussen sich diese natürlich auch gegenseitig, sodass der genaue Wetterverlauf für einen bestimmten Ort erst dann prognostiziert werden kann, wenn man die Gewitteraktivität auf dem Radar über Frankreich mitverfolgt.

Die Computermodelle können hier ebenfalls keinen konkreten Anhaltspunkt liefern, da jedes von ihnen die Schwerpunkte der Niederschläge woanders prognostiziert. Auch innerhalb des gleichen Modells zeigen sich von Berechnung zu Berechnung große Unsicherheiten.

Dementsprechend wird es auch im Westen Deutschlands Orte geben, an denen es sogar trocken bleibt, da vorübergehend trockenere Luft herangeführt wird, während andernorts Unwetter auftreten. Wenn Sie also das Haus verlassen möchten und wissen wollen, ob Sie mit Gewittern rechnen müssen, empfiehlt es sich, immer wieder das Radar im Auge zu behalten. Dies geht besonders leicht per Handy, da sie auch unterwegs auf das mobile Portal von Wetter24 wap.wetter24.de zugreifen können.