Brisante Wetterlage an der Alpensüdseite: Die ersten Hinweise auf schwerste Gewitter laufen ein
In den Wetter News von gestern wurde bereits die Unwetterlage südlich des Alpenhauptkamms beschrieben. Die Meldungen der Wetterstationen von der Nacht zum Montag und am frühen Montagmorgen scheinen zu bestätigen, dass in Norditalien, speziell Friaul-Julisch Venetien über Slowenien bis in das südliche Österreich seit gestern Nachmittag heftige Gewitter toben, wobei auch großkörniger Hagel und Orkanböen sehr wahrscheinlich sind.
Orkanböen
Diese werden bereits vom Cap Corse an der Nordspitze von Korsika gemeldet, die letzte um 6 Uhr mit einer Windspitze von 122 km/h (Abb. 1). Die Wetterstation aus Triest und mehrere in der Region im Nordosten Italiens bis nach Slowenien und Südösterreich melden seit der Nacht zum Montag ebenfalls mehrfach teils kräftige Gewitter mit Hagel (Abb. 2). Damit dürfte sich die Serie von Unwettermeldungen der vergangenen Tage aus Norditalien und Österreich weiter fortsetzen.
Seit Tagen Unwetter
Ursache für die brisante Lage ist ein Vorstoß kalter Luft westlich der Alpen (Abb. 3). Dabei befindet sich im Bereich dieses Vorstoßes, dem so genannten Trog, ein sehr kräftiger Höhenwind (Abb. 4). Auf der Vorderseite, also weiter östlich, wird dagegen feuchte (Abb. 5) und warme Mittelmeerluft mit südwestlicher Strömung transportiert. Da sich dieser Trog kaum bewegt, herrscht in diesem Bereich von Norditalien bis Österreich bereits seit Tagen Unwetterpotenzial, das auch bereits zu zahlreichen Gewittern geführt hat, wobei auch Todesfälle zu beklagen sind (siehe Bericht der FTD).
Beste Entwicklungsbedingungen
Am gestrigen Sonntag hat sich diese Lage noch zusätzlich verschärft: Durch den Kaltluftvorstoß westlich der Alpen und dem Warmluftvorstoß über der Poebene Italiens hat sich beim Golf von Genua ein so genanntes Genuatief gebildet (Abb. 6). Dieses verstärkte nicht nur den Vorstoß warmer und feuchter Luft über der Adria, sondern auch die Änderung von Windrichtung und -geschwindigkeit mit der Höhe, der so genannten Windscherung, zu sehen in dem Radiosondenaufstieg aus Udine (Abb. 7).
Zusätzlich sollte man ein Auge auf das Satellitenbild in Abb. 8 werfen. In diesem ist der Wasserdampfanteil zu sehen: helle Bereiche bedeuten dabei einen hohen, dunkle einen geringen Anteil an Wasserdampf. Markiert ist hier der dunkle Bereich trockener Luft, die gestern im Tagesverlauf über Norditalien hinweggeführt wurde. Da sich in diesem Bereich zunächst kaum Wolken bilden konnten, sorgte die Sonne dabei noch für zusätzliche Energie.
Damit sind alle Zutaten zur Bildung von kräftigen, organisierten Gewittern reichlich vorhanden: über die Adria wird feucht-warme Luft herangeführt, die besonders durch die zusätzliche Sonneneinstrahlung viel Energie bereit stellt (Abb. 9). Diese feucht-warme Luft steigt nun auf, die durch die oben angesprochene Windscherung in Rotation gerät, unterstützt durch Felder mit großer Wirbelstärke, die mit der starken südwestlichen Strömung herangebracht werden (Abb. 10).
Erstaunlicher Wolkenfilm
Schnell entstehen mächtige Wolkentürme, die in der Lage sind, sehr große Hagelkörner zu produzieren, auch Tornados dürften hier und da aufgetreten sein. Rotierende Wolkenbänder, Durchzug von Hagel und neu entstehende Gewitterwolken sind dabei sehr schön an dieser Animation zu sehen, aufgenommen in Italien am 13.07.08.
Das Bild unterliegt der Creative Commons License.