Seit Wochen hört man Katastrophenmeldungen aus Südchina. Wie kommt es eigentlich zu den Regenmengen?
Die Zahlen sind dramatisch: Im Süden Chinas sind 45.000 Häuser eingestürzt und 14.000 beschädigt. Durch die anhaltend heftigen Regenfälle kommt es zu Erdrutschen und Überschwemmungen. 18 Millionen Menschen sind betroffen, 1,4 Millionen auf der Flucht. In Guangdong, der Provinz im Süden Chinas, treffen seit Montag die Hochwasserwellen der Flüsse Beijiang und Xijiang aufeinander. Woher kommt eigentlich dieser ganze Regen?
Passatwinde
Grundsätzlich haben wir es hier mit dem Monsunregen zu tun, ein Phänomen, das mit den Passatwinden zusammenhängt. Diese sind der Teil der globalen Windzirkulation der Erde in den tropischen Breiten. Da die Sonne nämlich hier durch ihren hohen Stand die Erdoberfläche stark erwärmen kann, steigen die Luftmassen vom Boden auf, es entsteht ein Tiefdruckgebiet.
In tieferen Breiten sinkt dann die abgekühlte Luft wieder ab, die am Boden nun zurückströmen möchte, hier entsteht ein Hochdruckgürtel. Durch die Erddrehung werden die Bodenwinde abgelenkt, und so entsteht ein Nordost- bzw. Südostpassat (Abb. 1), die in Äquatornähe erneut aufeinandertreffen. Man nennt diesen Bereich auch die Innertropische Konvergenzzone (=ITC, Inter Tropic Convergence).
Aufgeheiztes Asien bringt Tief
Durch die Ekliptik der Erde wandert die Sonne jedoch im Sommerhalbjahr scheinbar auf die Nordhalbkugel. Hier können sich die großflächigen asiatischen Landmassen besonders schnell aufwärmen, sodass die ITC hier besonders weit nordwärts wandert.
Der Südostpassat wandert also nordwärts über den Äquator und wird hier zu einem Südwestwind, da auf der Nordhalbkugel die Winde durch die Erddrehung nach rechts abgelenkt werden (Abb. 2). Der Wind weht also aus dem Hochdruckgürtel südlich des Äquators heraus und macht einen Bogen über den Indischen Ozean.
Auf diesem langen Weg über das warme Wasser kann die Luft so sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen. Diese Sonderform der Passatzirkulation in den Tropen wird Monsun genannt, in diesem Fall der Indische Monsun. Der Indische Monsun ist dabei der weltweit ausgeprägteste. Er bringt im Sommer heftige Regenfälle, im Winter wechselt die Windrichtung und trocken-kalte Luft wird herangeführt.
Aktuell: Monsun für China
Was China angeht, so ist besonders die frühe Sommerzeit des Indischen Monsuns bedeutend. In Abb. 3 sehen wir, wie sich der Monsun im Verlauf des Sommers zunächst nordwärts bewegt, um sich dann im Herbst wieder südwärts zurückzuziehen. Besonders Ende Mai, Anfang Juni führt der Weg über den Indik dann auch bis in den südostasiatischen Raum und sorgt hier für heftigen Regen.
Auch für die aktuelle Situation ist in Abb. 4 sehr gut zu sehen, wie sich der südwestliche Wind über den Golf von Bengalen auf China zubewegt. Für zusätzliche Dramatik sorgt ein Vorstoß von kälterer Luft in der Höhe (Abb. 5). Sie sorgt dafür, dass die sehr feuchten und warmen Luftmassen besonders leicht aufsteigen können, was wiederum den teils sintflutartigen Regen auslöst.
Auch vom 16. bis 17.06.08 sind in 24 Stunden wieder teils über 100 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gestürzt (Abb. 6), Spitzenreiter war die Wetterstation Shanwei mit 166,8 Litern pro Quadratmeter.
Kräftigerer Monsun durch Klimawandel?
Die Frage ist nun, ob diese extremen Niederschläge mit dem Klimawandel zusammenhängen. Das ist wie immer für ein einzelnes Ereignis nicht zu beantworten. Insgesamt hat sich die durchschnittliche Niederschlagsmenge während der Monsunmonate zwischen 1951 und 2000 kaum verändert.
Der Forscher B. N. Goswami vom Indischen Institut für Tropenmeteorologie fand jedoch heraus, dass die Anzahl der extremen Niederschläge zugenommen haben, die Monate mit geringerem Niederschlag wurden dagegen noch trockener (Bericht aus Science) (Abb. 7).
La Niña
Für die aktuell schweren Niederschläge könnte jedoch auch La Niña verantwortlich gemacht werden. Es sorgt für einen besonders großen Temperaturunterschied zwischen Meer und Land, da der äquatoriale Pazifik unter La Niña-Bedingungen kälter als üblich ist (Abb. 8). So wurde auch festgestellt, dass insbesondere der Indische Monsun während La Niña stärker ausgeprägt ist.
Abb. 3 darf weitergegeben werden unter der GNU Free Documentation License Version 1.2 oder höher