FLORENCE – Eine Gefahr für die US-Ostküste?

Ein interessantes und kräftiges Tief stellt für die amerikanischen Kollegen derzeit eine besondere Herausforderung dar.

Mal ein Hurrikan, mal ein Tropensturm und weiterhin diverse Möglichkeiten bezüglich der bevorstehenden Verlagerung des Sturms. Das Tief FLORENCE bereitet Kopfzerbrechen.

Am 30. August tauchte das System erstmals auf den Wetterkarten auf. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich um ein kleinräumiges Tief, welches sich unweit der Westküste Afrikas über dem mittleren Atlantik gebildet hatte. In den folgenden Tagen zog die tropische Störung stetig weiter westwärts und begann sich dabei zu verstärken. Am 1. September wurde das System als Tropensturm klassifiziert, bevor das NHC (National Hurrican Center) den Wirbel FLORENCE am 4. September zu einem Hurrikan heraufstufte. Am 5. September erreichte das Tief mit Windgeschwindigkeiten von über 209 km/h seinen bisherigen Höhepunkt. Nachfolgend schwächte sich der Wirbel jedoch ab, am 7. September stuften die amerikanischen Kollegen FLORENCE wieder zu einem Tropensturm herab.

Inzwischen liegt der Tropensturm knapp 2000 Kilometer östlich der Bahamas über dem Nordatlantik. Gegenüber den maximalen Windgeschwindigkeiten von 95 bis 105 km/h zieht der Wirbel selbst nur mit einer Grundgeschwindigkeit von 10 bis 15 km/h weiter west-nordwestwärts. Obwohl die Meeresoberflächentemperatur (SST) bei warmen 28,5 Grad lag, kämpfte FLORENCE in den letzten 1,5 Tagen mit relativ trockener Luft und hoher Windscherung (Änderung der Windrichtung und -stärke mit der Höhe). Für ein großräumiges Sturmsystem sind Trockenlufteinschübe und Windscherung sprichwörtlich Sand im Getriebe. Als Resultat war am Freitag eine Abschwächung der zuvor gut organisierten Gewitterlinien rund um das Auge herum feststellbar.

An diesem Samstag wird ein NOAA-Hurrikan-Flugzeug von Bermuda aus starten, um FLORENCE im Detail zu untersuchen. Es soll sogenannte Dropsonden fallen lassen, die genauere Daten als Satelliten liefern können. Dieser Aufwand ist nötig, da sich die Modelle weiterhin schwer damit tun, die Stärke und genaue Zugbahn der nächsten Tage zu prognostizieren.

Erneut Hurrikan und Gefahr für die US-Ostküste?

Zwar sind sich die Modelle bisher weiter uneinig, was die genaue Verlagerung betrifft, dennoch wird aufgrund der höheren Meeresoberflächentemperaturen und der geringen Windscherung östlich der Karibik modellübergreifend mit einer neuerlichen Verstärkung des Systems ab Sonntag bzw. zum Montag gerechnet. Zum Dienstag erwartet das NHC derzeit einen Hurrikan der Kategorie 3 bis 4 (ergo Windgeschwindigkeiten über 200 km/h). Spätestens ab Mittwoch und zum Donnerstag der kommenden Woche wird FLORENCE dann maßgeblichen Einfluss auf das Wetter an und entlang der US-Ostküste nehmen.

Derzeit ist es schlichtweg noch zu früh, Menschen zu evakuieren oder mobilisieren, denn die Spanne der Berechnungen reicht von einem gering wahrscheinlichen Landgang bei Miami, über einen Landgang bei Washington bis hin zu einem nordostwärts gerichteten Abdriften vor der Küste, was dann keinen direkten Treffer bedeuten würde. Wie auch immer, FLORENCE muss weiter beobachtet werden und mit signifikantem Wetter durch Sturm, Regen und hohen Wellengang sollte und muss allemal gerechnet werden. Und vor dem Sturm ist nach dem Sturm, denn neue potenzielle Kandidaten entwickeln sich derzeit über dem mittleren Atlantik. Für uns sind diese Systeme nicht uninteressant, da die Tiefs in der Regel von der Nordhemisphären-Zirkulation aufgenommen werden und nachfolgend nicht selten als ehemalige Tropenstürme oder Ex-Hurrikan auch auf unseren Wetterkarten auftauchen. Den bisherigen und den zukünftigen Weg des Tiefs kann man auf MeteoEarth folgen.