Kaltes Meerwasser bringt im Norden große Temperaturunterschiede

Ein typisches Phänomen bei Warmluftvorstößen im Frühling und Frühsommer

Wer sich bei den derzeit teils sommerlichen Temperaturen aus dem Binnenland auf dem Weg in Richtung Küste macht, kann mitunter eine kühle Überraschung erleben. Die Lufttemperaturen an der See sind nämlich besonders in den Übergangsjahreszeiten von der Windrichtung abhängig. Ist der Wind auflandig (weht also von der See her) kann es im Frühling bis in den Frühsommer hinein trotz strahlendem Sonnenschein empfindlich kühl bleiben, ist der Wind dagegen ablandig, wird es auch an der Küste ähnlich warm wie im Binnenland. Manchmal ziehen bei auflandigem Wind von der See zudem auch noch Nebel- oder Hochnebelfelder ins Land. Ursache ist das im Vergleich zur Luft noch deutlich kältere Meerwasser. So werden in der Nord- und Ostsee derzeit meist nur 5 bis 10 Grad gemessen, in flachen Bereichen an der Küste auch schon mal bis 12 oder 13 Grad. Das Meerwasser kann sich im Frühling nämlich nur langsam erwärmen. Die Luft, die Landoberflächen, aber auch die Binnenseen reagieren da deutlich schneller auf die Sonneneinstrahlung. Daher wird das Maximum der Wassertemperaturen in den Meeren Europas erst im Laufe des Monats August erreicht.

Entscheidend ist dabei natürlich auch, wie lange die Luft über das Meer geströmt ist, bis sie die Küste erreicht und wie stark der Wind ist. Am Freitag war das in Schleswig-Holstein gut zu beobachten, auf den Nordfriesischen Inseln wurden mit im Tagesverlauf von Südwest auf Nordwest drehendem Wind kaum die 20 Grad erreicht, etwas weiter südlich Richtung Dithmarschen stieg die Temperatur hingegen erst noch auf Werte über 20 Grad. Die Ostseeküste war mit dem dort noch dominierenden Südwestwind die ganze Zeit deutlich begünstigt, so wurden in Timmendorfer Strand für die Jahreszeit geradezu spektakuläre 29 Grad gemessen.

Im Herbst und bis in den Winter hinein kehrt sich dieser Effekt dann genau um. Das Wasser speichert die Wärme aus dem Sommerhalbjahr noch länger, darum bleibt es an der Küste bei Seewind entsprechend auch milder als im Binnenland. In klaren Nächten kühlt es an der See zudem insgesamt weniger stark ab. Das maritime Klima hat wegen dieser ausgleichenden Effekte im Vergleich zum kontinentalen Klima allgemein geringere Temperaturschwankungen.
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