Supertaifun LAN bedroht Japan

Der starke Taifun LAN zieht unter weiterer Verstärkung auf Japan zu. Hier lesen Sie, welche Gefahren drohen und inwiefern Tokio betroffen ist:

Während der Atlantik eine rekordverdächtig aktive Hurrikan-Saison erlebt, war es um den Pazifik eher ruhig. Doch nun zieht Taifun LAN auf die japanischen Inseln zu. Dort, wo der tropische Wirbelsturm entlang zieht, sind enorme Windgeschwindigkeiten und Wassermassen zu erwarten. Auch die Hauptstadt Tokio könnte betroffen sein.

Taifun LAN aktuell

Gegenwärtig befindet sich Taifun LAN etwa 650 km süd-südöstlich von der Kadena Air Base, die auf der südlichen japanischen Insel Okinawa liegt. Mit mittleren Windgeschwindigkeiten von 250 km/h hat sich der Wirbelsturm in den letzten 24 Stunden schnell zu einem so genannten Supertaifun verstärkt. Auf der Saffir-Simpson-Skala für Hurrikans entspricht er der zweithöchsten Stärke 4. Nach Berechnungen des Joint Typhoon Warning Centers müsste LAN in diesen Stunden etwa auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung sein. Ursache hierfür sind besonders warmes Meerwasser, das sozusagen den Treibstoff für den Wirbelsturm darstellt, und wenig Windänderung mit der Höhe, sodass er in seiner Entwicklung nicht gestört wird.

In diesen Stunden bekommt man in der südlichsten Präfektur Japans, Okinawa, die Auswirkungen des Wirbelsturms durch teils kräftige Regengüsse und hohen Wellengang bereits zu spüren. Den Höhepunkt wird man dort am morgigen Sonntag erleben, wo zumindest schwerer oder gar orkanartiger Sturm auftreten kann, auf einigen Inseln auch mit Orkanböen, zusammen mit kräftigen Regengüssen, gefährlichen Meeresströmungen und hohen Wellen. Vieles hängt davon ab, wie schnell LAN seinen Kurs nach Nordosten ändert, Grund hierfür ist das östlich gelegene Hochdruckgebiet um das herum der Tropensturm wandert: Geschieht dies schneller als derzeit berechnet, ist Okinawa weniger betroffen, sonst mehr.

Zu Wochenbeginn mit Kurs auf Tokio

Deutlich mehr Menschen werden von dem Taifun dann betroffen sein, wenn er aller Wahrscheinlichkeit nach mit seinem Zentrum entlang der Südostküste der Hauptinsel Honshu, also der Insel, auf der auch die Hauptstadt Tokio zusammen mit mehreren anderen Millionenmetropolen liegt, vorbei zieht. Die genaue Zugbahn ist dabei natürlich noch nicht genau vorhersagbar. Wahrscheinlich ist aber, dass das tropische System irgendwo über Osaka und Tokio ziehen wird oder knapp südlich daran vorbei. Zu dem Zeitpunkt befindet sich der Tropische Wirbelsturm bereits in seiner Übergangsphase zu einem außertropischen Tief, also einem Tief mit Warm- und Kaltfronten, wie wir es aus unseren Breiten kennen. Insgesamt bedeutet dies, dass dann nicht mehr so hohe Windgeschwindigkeiten erreicht werden. Aber das Vorhersagemodell ECMWF, das den bisherigen Werdegang gut prognostiziert hat, sagt immerhin noch Orkanböen von teils über 220 km/h im Zentrum des Tiefs voraus, und auch in Tokio selbst sind schwere Sturmböen oder orkanartige Böen sowie heftige Regengüsse denkbar. Dies würde zumindest ausreichen, um Bäume zu entwurzeln und Dächer abzudecken, und auch Überflutungen sind zu erwarten.

Hinzu kommt die Gefahr von hohem Wellengang und Sturmfluten und damit Überflutungen von Küstennahen Gebieten. Außerdem werden Niederschlagssummen von oft um 100, teils über 500 Litern pro Quadratmeter berechnet, das entspricht fast der üblichen Niederschlagsmenge, die in Berlin pro Jahr fällt! Dadurch sind besonders an den Hängen der gebirgsreichen Insel auch gefährliche Erdrutsche bzw. Schlammlawinen zu befürchten. Von Montag auf Dienstag (Ortszeit) zieht der ex-Taifun dann wieder nordostwärts auf den Pazifik hinaus. Wer die genaue Entwicklung von LAN verfolgen möchte, kann dies jederzeit interaktiv mit unserem StormTracker auf MeteoEarth tun.