Tropenstürme über dem Atlantik und dem Pazifik

Es herrscht derzeit eine rege Wirbelsturm-Aktivität über dem Atlantik und dem Pazifik. Wir sehen uns an ein paar namhafte Vertreter an.

Erst vor kurzem tauchten die Namen HARVEY und IRMA in nahezu allen relevanten Medien auf. Seit Beginn der Wetterbeobachtungen in den USA hat es noch nie derart viel Regen binnen 36 Stunden gegeben wie bei Harvey und noch nie wurden bei einem Hurrikan Windgeschwindigkeiten von 300 Kilometern pro Stunde über einen Zeitraum von 1,5 Tagen gemessen. Wer nun dachte, die Hurrikan-Saison sei damit durch, der irrt. Derzeit tummeln sich zahlreiche Stürme, manche mit Hurrikan- bzw. Taifunstärke, über den Weltmeeren. Wir sehen uns heute ein paar dieser Kandidaten genauer an:

Der umherirrende JOSE

Am 5. September wurde ein Tief über dem tropischen Bereich des mittleren Atlantiks auf den Namen JOSE getauft. Bereits einen Tag später hatte sich das Tief zum Hurrikan verstärkt. Im Schlepptau von IRMA zog er dann sehr langsam weiter nach Westen auf die Kleinen Antillen zu, die er als Hurrikan der Stufe 4 nur knapp nördlich passierte. Anschließend drehte der Sturm seine Kreise über dem offenen Atlantik, wobei Stärke als auch die Zugbahn wechselten.

Derzeit zieht der Hurrikan der Stufe 1 (Stand Sonntagmorgen unserer Zeit) langsam weiter nach Norden und wird somit voraussichtlich keine größere Gefahr für die USA darstellen, wenngleich noch Unsicherheiten bestehen. So könnte JOSE im späten Verlauf der neuen Woche noch an Einfluss auf das Wetter im Bereich von Rhode Island bis nach Maine gewinnen und nachfolgend auch Neufundland erreichen. Dabei gilt eine Abschwächung des Systems als sehr wahrscheinlich, da JOSE deutliche kühlere Gewässer ansteuert.

Die Geburtsstätte eines Hurrikans

Ein Hurrikan, welcher die Küsten von Nord- und Zentralamerika trifft, entwickelt sich meistens aus Sturmsystemen vor der Westküste Nordafrikas. Diese Wirbelstürme verstärken sich dann über dem warmen Meerwasser des mittleren Atlantiks und ziehen hauptsächlich von Ost nach West, ehe sie irgendwann von der allgemeinen Zirkulation der Nordhemisphäre aufgefangen werden. Ironischerweise werden diese massiven Regenspender von einem der trockensten Gebiete der Erde beeinflusst, der Sahara. Trockene Luft aus der Wüste, welche in westlicher Richtung wandert, kann atlantische Sturmsysteme schwächen. Staub, auf der anderen Seite, kann als Kondensationskern für Wasserdampf dienen, was Regen verursacht. Dieses Zusammenspiel zwischen Ozean und Wüste ist noch nicht vollständig geklärt.

Die wohlgenährte MARIA

Der Tropensturm Maria verstärkt sich derzeit östlich der Kleinen Antillen. Schon am heutigen Sonntag könnte das Tief Hurrikan-Stärke erreichen, da sich der Wirbel über warmen Meerwasser aufhält und in großen Höhen nur geringe Windscherung herrscht. Am Montag überquert MARIA schließlich die Kleinen Antillen. Nach letzten Berechnungen sollen zum Mittwoch Puerto Rico und zum Donnerstag die Dominikanische Republik und Haiti folgen. Es sind enorme Schäden durch Sturm, Regen und hohen Wellengang zu befürchten. Am kommenden Freitag/Samstag könnten abermals die Bahamas, Kuba sowie nachfolgend Florida getroffen werden. Und mit dem Tropensturm LEE befindet sich bereits das nächste kräftige Tief in der Entwicklung. So oder so, der Karibik und Teilen der Ost- sowie Südostküste der USA stehen wettertechnisch spannende Tage bevor.

TALIM bedroht das Land der aufgehenden Sonne

Der Ex-Taifun TALIM hat am Samstag mit dem Erreichen von Kyushu, der mit rund 13 Mio. Einwohnern drittgrößten und zweitbevölkerungsreichsten Insel Japans, an Stärke verloren und wird inzwischen als Tropensturm gelistet. Dennoch nehmen die Japaner den Sturm sehr ernst, da dieser bis einschließlich Montag das ganze Land mit seinen Wind- und Niederschlagsfeldern überqueren wird. Es drohen Erdrutsche und Unterspülungen durch Starkregen sowie Sturmschäden. Über dem Süden Japans sowie im Bereich der japanischen Alpen werden Regenmengen von 150 bis über 250 Liter angedeutet. Die Bewohner sollten sich auf längere Stromausfälle und Schäden an der Infrastruktur einstellen. TALIM wird am Montag in Hokkaido mit starkem Regen und böigen Wind erwartet, dann als abgeschwächtes außertropisches Tief. Hokkaido ist nach Honshu die zweitgrößte Insel Japans.

Es tummeln sich noch andere Tropenstürme über der offenen See, diese kann man bequem via MeteoEarth (Link) verfolgen. Strömungsfilme und visualisierte Niederschlagsprognosen gibt es auch bei den Kollegen der Meteocentrale Schweiz (Link).