Das erste Wochenende im meteorologischen Herbst

Gestern ging - meteorologisch gesehen - der Sommer 2017 zu Ende. Wir blicken auf den Beginn des Herbstes mit dem Wochenendwetter in Deutschland.

Am gestrigen Donnerstag brachte eine Kaltfront große Temperaturunterschiede in Deutschland. Heute sorgt sie im Südosten für regnerisches und kühles Wetter, während sich nach Nordwesten hin das Wetter beruhigt. Wie geht es am ersten Wochenende des meteorologischen Herbstes weiter?

Tief NEPOMUK brachte deutliche Abkühlung

Im Falle der gestern von West nach Ost ziehenden Kaltfront des Tiefdruckgebietes NEPOMUK stellte sich alleine beim Blick auf die Höchsttemperatur eine markante Luftmassengrenze dar: So wurde in Görlitz im äußersten Osten des Landes mit 30,1°C ein Heißer Tag nach meteorologischer Definition erreicht (nötig sind dafür mindestens 30,0°C). In allen neuen Bundesländern inklusive Berlin sowie in Bayern gab es gebietsweise einen meteorologischen Sommertag mit mindestens 25,0°C. Am Nürburgring in Rheinland-Pfalz war es dagegen mit einem Maximum von 13,6°C sogar noch kühler als an der in 2.070 m Höhe liegenden Wetterstation Nebelhorn in den Allgäuer Alpen, wo die Temperatur auf 15,6°C stieg.

Beim Durchzug der Kaltfront - die übrigens nicht überall als eine "durchgehende Linie" auftrat, sondern bei der die Kaltluft mitunter in mehreren "Schüben" die warme Luft verdrängte - waren Temperatursprünge in einer Stunde nach unten von 5 Grad und mehr keine Seltenheit. Beispiel Berlin: Um 15 Uhr meldete die im Südosten der Stadt gelegene Wetterstation Müggelsee 28°C, während es in Eiskeller am westlichen Stadtrand 19°C waren. Eine Stunde später lag die Temperatur am Müggelsee nur noch bei 21°C, während sie in Eiskeller bei 19°C blieb.

Besonders in Süddeutschland brachte das Tiefdruckgebiet NEPOMUK gestern tagsüber gebietsweise ergiebige Niederschläge. Spitzenreiter der 12-stündigen Regenmengen bis 20 Uhr war mit 39 Litern pro Quadratmeter das in Oberschwaben (Baden-Württemberg) gelegene Deggenhausertal-Azenweiler. Der Süden und der Südosten waren es auch, wo neben teils schauerartigem, teils lang anhaltendem Regen bevorzugt Gewitter auftraten. Bis heute früh, 8 Uhr, lag die höchste 24-stündige Niederschlagsmenge bei 94 l/m² in Lindau-Bad Schachen am Bodensee.

Heute: erster Tag des meteorologischen Herbstes

Um die Jahreszeiten monatsweise statistisch auswerten zu können, fängt der meteorologische Herbst vereinbarungsgemäß am 1. September an. Der diesjährige astronomische / kalendarische Herbstbeginn ist am 22. September, wenn die Sonne den Äquator in südlicher Richtung überschreitet. Wird Holunder reif und blüht die Herbstzeitlose, fängt - für den jeweiligen Ort betrachtet - der Frühherbst als eine der zehn phänologischen Jahreszeiten an. Die Phänologie nutzt bestimmte Pflanzen mit ihrem Blüh- oder Reifegrad zur Einteilung.

Der heutige erste Tag des meteorologischen Herbstes 2017 zeigt sich im Südosten Deutschlands verregnet mit meist dichten Wolken. Besonders von Oberschwaben bis zum oberbayerischen Alpenvorland herrscht Unwettergefahr, denn zusätzlich zu den bisher gefallenen Niederschlagsmengen fällt weiter zeitweise Regen, der bis Samstagmorgen durchaus stellenweise weiter 50 l/m² bringen kann. Nordwestlich einer ungefähren Linie Oberrhein - Vorpommern zeigt sich neben wolkigen Abschnitten gelegentlich die Sonne. Hin und wieder ist mit Schauern zu rechnen, die aber nicht unwetterträchtig sind. Am meisten Sonne (rund 10 Stunden) kann man vom Emsland bis zum nördlichen Schleswig-Holstein erwarten. Unter den dichten Regenwolken steigt die Temperatur im oberen Allgäu teils nur auf 12°C, während im Rhein-Neckar-Raum immerhin bis zu 22°C auf dem Programm stehen.

In der Nacht regnet es vor allem zwischen Bodensee und Salzach weiter; im großen Rest des Landes ist es bei wechselnder Bewölkung neben stellenweise auftretenden Schauern überwiegend trocken. Hier und da kann sich Nebel bilden. Am Kap Arkona sinkt die Temperatur dank des relativ warmen Ostseewassers auf 14°C, wogegen in geschützten Lagen der östlichen Mittelgebirge die Temperatur örtlich unter 5°C sinkt - vereinzelt ist Bodenfrost nicht ausgeschlossen.

Wie wird das erste (meteorologische) Herbstwochenende?

Am Samstag macht sich die Sonne zwischen dem Bodensee und dem südlichen Bayerischen Wald rar. Immer noch hängen Regenwolken sozusagen an den Alpen fest. Sie gehören zum Tief OTFRIED über dem südöstlichen Mitteleuropa, das sich südlich an das mittlerweile über dem nördlichen Teil des europäischen Russland befindlichen Tiefs NEPOMUK anschließt. Das Hochdruckgebiet PETRA, ein östlicher "Ableger" des Azorenhochs, bringt zwar weiter nördlich freundlicheres Wetter mit zeitweiligem Sonnenschein (vom Niederrhein über die Deutsche Bucht bis nach Ostholstein werden rund 8 Stunden Sonne erwartet), allerdings bilden sich aufgrund der weiterhin vorhandenen Feuchtigkeit und eines leichten Tiefdruckeinflusses im Verlauf hier und da Schauer. Während im Raum Oberstdorf im Allgäu nur 10°C als Höchsttemperatur einen herbstlichen Wettercharakter bringen, werden im Rhein-Main-Gebiet sowie am Niederrhein und in Anhalt rund 20°C erreicht.

In der Nacht zum Sonntag ist besonders an den Alpen weiterhin mit Regen zu rechnen; sonst ist der Himmel oft locker bewölkt und mit wesentlichem Niederschlag ist kaum zu rechnen. Stellenweise ist Nebel möglich. Auf den Inseln von Nord- und Ostsee ist es mit rund 12°C am mildesten, während wiederum in geschützten Lagen von Harz, Erzgebirge und Bayerischem Wald örtlich leichter Bodenfrost auftreten kann.

Der Sonntag zeigt sich unter leichtem Hochdruckeinfluss endlich auch im äußersten Süden des Landes von seiner freundlichen Seite, denn der Dauerregen der letzten Tage klingt ab, auch wenn - wie im Rest Deutschlands - einzelne Schauer möglich sind. Wiederum ist es der Norden, der zwischen Nordsee und Fehmarn mit 8 bis 10 Stunden die meiste Sonne abbekommt. Diese Variante von (Früh-) Herbstwetter ist für Anfang September sicher akzeptabel. Allerdings liegt die Temperatur mehr oder weniger deutlich unter dem langjährigen Mittel: Im Alpenvorland steigt sie kaum über 15°C, während entlang des Rheins und im Emsland rund 20°C zu erwarten sind. Damit ist es im südlichen Bayern bis zu 8 Grad zu kühl; im Nordwesten liegt die Höchsttemperatur nur etwa 1 Grad unter dem Wert, der für Anfang September normal wäre.