Hagel im Sommer – Wie geht das?

Im Bereich einer Luftmassengrenze kann es in den nächsten Tagen lokal zu schweren Gewittern mit Hagelschlag kommen. Wie entsteht Hagel?

Der Zeitraum um den Monatswechsel von Juli auf August gilt laut Statistik als der wärmste Abschnitt des Jahres. Doch vor wenigen Tagen fiel auf der Zugspitze Schnee und im Bereich einer sich nur wenig verlagernden Luftmassengrenze kann es in den nächsten Tagen im Bereich starker Gewitter auch wieder zu Hagelschlag kommen.

Es ist sicherlich keine wissenschaftliche Glanztat, zu behaupten, dass es im Winter schneit und im Sommer Regen gibt. Dennoch ist selbst bei kurzen Hitzephasen mit Tageshöchstwerten jenseits der 30-Grad-Marke nicht auszuschließen, dass etwaiger Niederschlag auch mal in fester Form vom Himmel fallen kann.

Das Auftreten von Gewittern im mitteleuropäischen Sommer ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Es gab sie bereits vor mehreren tausenden Jahren und auch in ferner Zukunft wird es Blitz und Donner geben, nicht nur im Sommer. Die Begleiterscheinung Hagel gehört zu den gefährlichen Naturerscheinungen. Nicht selten sorgt Hagel in dicht besiedelten Gebieten für enorme Schäden. Doch auch auf dem Land kann Hagelschlag extreme Folgen haben, da zum Beispiel ganze Ernten zerstört werden können.

Wie entsteht Hagel?

Um Hagel hervorzubringen, muss sich in einer sehr feuchten und energiereichen Luftmasse ein Gewitter entwickeln. Die Gewitterwolke, der sogenannte Cumulonimbus, wächst in unseren Gefilden im Sommerhalbjahr durchaus bis in eine Höhe von über 10 Kilometer und ist nicht selten durch einen prächtigen und weit ausgreifenden Wolkenschirm gekennzeichnet. Dieser Amboss liegt so hoch in der Atmosphäre, dass dieser Wolkenbereich aus Eiskristallen besteht. In der Gewitterwolke selbst herrschen starke Auf- und Abwinde. Im Aufwindbereich werden unzählige Wassertröpfchen aus den niedrigen Schichten in eisige Höhen transportiert. Erstaunlicherweise behalten manche Tropfen auch in enormen Höhen den flüssigen Aggregatszustand bei. Man bezeichnet sie dann als unterkühlt.

Ein Großteil erreicht jedoch als Eispartikel den Endpunkt des Aufwindbereichs. An diesen Eispartikeln lagern sich während der stetigen Auf- und Abwärtsbewegung weitere Wassertröpfchen an. Sind die Aufwinde schließlich nicht mehr stark genug, die gewachsenen Eisklumpen aufgrund des Gewichts zu transportieren oder verlassen diese den Bereich der stärksten Aufwinde, beginnen die Eispartikel zu fallen. Und selbst beim Fallen können diese Partikel beim Kontakt mit anderen Tropfen weiterhin wachsen. In den unteren Bereichen der Gewitterwolke fällt das frische Hagelkorn erneut in starke Aufwinde hinein und das bekannte Spiel wiederholt sich. Erst beim Erreichen des kritischen Gewichts fällt der Hagel schließlich endgültig aus dem Aufwindbereich herab zu Boden.

Größe und Gewicht

Über den bisher größten „Hagelklumpen“ darf gestritten werden, da keine offiziellen Rekordmeldungen aus Asien vorliegen. Wie auch immer, am 22. Juni 2003 wurde in Aurora, Nebraska bei einem Hagelkorn ein Durchmesser von 17,8 cm gemessen. Rund 10 Jahre später, am 23. Juli 2013, wurde dieser Rekord in Vivian, South Dakota von einem Hagelkorn mit einem Durchmesser von 20,32 cm gebrochen, dieses hält wahrscheinlich den Rekord in Bezug auf den Durchmesser. Jetzt werden wieder viele sagen: „Ach, in den USA – da ist das doch normal“. Aber weit gefehlt, auch Deutschland ist nicht vor extremen Hagelschlag gefeit, wie das Hagelunwetter im Kreis Reutlingen in Baden-Württemberg am 6. August 2013 zeigt. Damals gingen Hagelkörner mit einem Durchmesser zwischen 5 und 10 cm nieder, einzelne „Körner“ wiesen sogar einen Durchmesser über 14 cm auf! In Bezug auf das Gewicht, wurde im Süden von Bangladesch im Gopalganj Distrikt am 14. April 1986 ein 1.02 kg schwerer Hagelstein gefunden.