Das Azorenhoch

Es ist schon bemerkenswert, wie kräftig das Azorenhoch in diesem Jahr über Wochen hinweg ist. Ein für diesen Sommer bekanntes Muster wiederholt sich:

Seit mehreren Wochen findet man in den Wetterkarten immer mal wieder ein für diesen Sommer offensichtlich typisches Muster: Ein Hoch liegt im hohen Norden, etwa im Bereich Spitzbergen-Barentssee-Nordskandinavien-Nordwestrussland. Ein weiteres sowie starkes Hoch liegt bei den Azoren und dazwischen werden atlantische Tiefs in die Mangel genommen.

Das steuernde Tief liegt oft bei Island oder im Seebereich zwischen Island und Großbritannien und die quasi zur Familie gehörenden Rand- bzw. Teiltiefs nehmen regelmäßig Kurs auf Südskandinavien und/oder West- und Mitteleuropa. Die sogenannten Ableger des Azorenhochs glänzten hingegen bisher durch eine kurze Lebensspanne. Und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich in der Folge der bisher wechselhafte, aber nicht untypische mitteleuropäische Sommer einstellte.

Der Ausdruck „Azorenhoch“ hat sich im Laufe der Jahrzehnte fest im Volksmund verankert und ist quasi zu einem geflügelten Wort geworden. Man findet das Azorenhoch in den Wetterberichten im Radio, in den Zeitungen, regelmäßig im Fernsehen und inzwischen natürlich auch in den sozialen Medien.

Woher kommt der Begriff?

Seinen Ursprung hat der Begriff der Klimatologie zu verdanken und ist zurückzuführen auf den im Mittel sehr hohen Luftdruck im Bereich der Inselgruppe der Azoren über dem Nordatlantik. Der Kerndruck des Druckgebildes schwankt im Jahresmittel zwischen 1015 und 1035 Hektopascal. Das Azorenhoch ist dabei eigentlich nur „eine“ Zone hohen Luftdrucks innerhalb des subtropischen Hochdruckgürtels, welcher sich auf der Nord- und Südhemisphäre im Bereich der Subtropen erstreckt. In den Tropen herrscht sehr starke Sonneneinstrahlung, dabei erwärmen sich die Luftmassen enorm und werden so zum Aufstieg gezwungen. Dieser „Aufstieg“ endet unter stetiger Temperaturabnahme irgendwo zwischen der Troposphäre und der Stratosphäre. Die Luft kann ab diesen Höhen (zwischen 13 und 18 km Höhe) nicht weiter aufsteigen, strömt auseinander und sinkt in den Subtropen wieder ab. In der Folge steigt der Luftdruck am Boden an und es entsteht der „Subtropische Hochdruckgürtel“.

Da sich der Sonnenhöchststand im Jahresverlauf zwischen den beiden Wendekreisen verschiebt, variiert auch die Lage des Azorenhochs, meist zwischen 33 und 34,5 Grad Nord. Nicht selten weist der Absinkbereich eine horizontale Ausdehnung von mehr als 1000 Kilometer auf. Kein Wunder also, dass die Azoren in der Regel im Bereich des Hochs liegen.

Warum greift das Azorenhoch nicht auf uns über?

Es ist nicht unbedingt falsch, wenn man sagt: „Die Sonne ist schuld“. Da sich in den Sommermonaten die Land- stärker als die Wasseroberflächen erwärmen, steigen die Luftmassen über dem Festland auf, der Druck am Boden fällt und es bilden sich von der allgemein Zirkulation abgekoppelte "Hitzetiefs". Diese Tiefs konnte man in den letzten Wochen und auch im Moment über Spanien beobachten. Zugleich wird dadurch eine eventuell vorhandene Hochdruckbrücke, die sich sonst durchaus bis nach Deutschland und Polen erstrecken könnte, durchbrochen. Die andere Seite der Medaille wird durch das eingangs erwähnte Hoch im hohen Norden repräsentiert. Es blockiert die Nordatlantiktiefs, diese müssen, den Gesetzen der Physik geschuldet, eine andere Zugbahn nehmen.