Alle Jahre wieder...

... stellen wir uns die Frage nach weißen Weihnachten. Was können wir zum jetzigen Zeitpunkt schon dazu sagen?

 

Der heutige Nikolaustag soll Anlass sein, uns mal wieder mit der alljährlich auftauchenden Frage nach der "Weißen Weihnacht" zu beschäftigen.

Noch sind es mehr als zwei Wochen Zeit bis zum 24. Dezember. Aber natürlich will möglichst jeder jetzt schon wissen, ob man an den Weihnachtstagen mit einer tief verschneiten Winterlandschaft rechnen kann. Doch bevor bei diesen Formulierungen schon zu große Hoffnung aufkeimt, hier gleich der Dämpfer: Eine seriöse Prognose des Weihnachtswetters ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht möglich. Selbst eine Tendenz zu geben ist noch recht schwer. Und somit müssen wir uns wohl oder übel mit der Statistik der vergangenen Jahre begnügen, und diese ist nicht unbedingt vielversprechend.

Statistisch gesehen...

... gab es in nur 5 bis 30 Prozent aller Fälle in tiefen Lagen Schnee über die Weihnachtsfeiertage. Am schlechtesten hierfür sieht es mit 5 Prozent für den Nordwesten Deutschlands und das Rheinland aus, am Oberrhein und im Nordosten Deutschlands ist man mit 10 Prozent auch nicht deutlich besser aufgestellt. Erst in höheren Mittelgebirgslagen wie dem Schwarzwald oder dem Erzgebirge ist man dann bei der Hälfte aller Fälle, zu denen es Weihnachten weiß war. Eine Beinahe-Garantie mit über 90 Prozent existiert nur in den höheren Alpen. Dementsprechend hat man grundsätzlich gute Chancen, richtig zu liegen, wenn man grüne Weihnachten verspricht. Doch hat dies mit der aktuellen Wetterlage überhaupt nichts zu tun.

Warum ist jetzt noch keine Vorhersage möglich?

Wir alle wissen ja, dass man für die nächsten Tage eine recht präzise Wetterprognose abgeben kann. Eine mehr oder weniger gute Aussage zum generellen Trend ist auch noch bis zu einem Zeitraum von etwa zehn Tagen möglich. Dies ist aber abhängig von der aktuellen Wetterlage. Warum kann man aber trotz stetig verbesserter Wettermodelle und Computerrechenleistungen trotzdem noch nicht weiter in die Zukunft schauen?

Die Grenzen bei der Langfristvorhersage liegen hauptsächlich darin begründet, dass man nur unzureichend genaue Messdaten besitzt. Es ist unmöglich, den genauen Ist-Zustand der gesamten Erdatmosphäre zu erfassen. Dementsprechend bekommt man Ungenauigkeiten in seiner Modellrechnung, die um so größer werden, je weiter man diese fehlerhaften Werte in die Zukunft berechnet. Und selbst wenn man gigantische Supercomputer bauen würde, um Größenordnungen leistungsstärker als die heute verfügbaren, und mit Satelliten auf den Meter genau Messwerte auf der gesamten Erde sammeln könnte, wäre die Prognose noch nicht gut genug. Man erhält immer noch kleine Abweichungen von der Realität, welche sich bei einer Berechnung in die Zukunft immer weiter aufschaukeln, und eine exakte Langfristprognose unmöglich machen.

Vielversprechendster Ansatz: Ensemble-Prognosen

Um dem Dilemma der fehlerhaften Ausgangswerte zu begegnen, behilft man sich, indem man zahlreiche Modellrechnungen mit immer leicht geänderten Ausgangsbedingungen durchführt. Bei der Berechnung der Ensembleprognosen wird das operationelle Modell etwas vereinfacht (gröbere zeitliche und räumliche Auflösung), um Rechenzeit zu sparen. Dann wird das Modell 50 Mal mit leicht veränderten Anfangsbedingungen gestartet. Daraus ergeben sich 50 zusätzliche Kurven für die einzelnen Prognoseparameter. Ist die Übereinstimmung dieser Ensemble-Prognosen groß, kann von stabilen Verhältnissen in der Atmosphäre und sicheren Prognosen ausgegangen werden. Streuen die Ergebnisse dagegen stark, deutet dies auf eine instabile Wetterlage und mit unsicheren Prognosen hin. Für das 80%-Band (Vertrauensintervall) werden die jeweils fünf extremsten Läufe am oberen und unteren Rand der Spanne aussortiert. Die Spannweite der übrigen 40 Läufe gibt Auskunft über Bandbreite der möglichen Wetterentwicklung.

In der Grafik oben dargestellt sind das Vertrauensintervall (80%-Band), das Mittel aller 50 Läufe (gelb) und der langjährige Durchschnittswert ("Normalwert", gestrichelt violett). Zu beachten ist, dass diese Daten auf dem operationellen Modell des ECMWF basieren. Die Ensemble-Vorhersagen sollten nur genutzt werden, um die Eintreffwahrscheinlichkeit der Prognosen abzuschätzen.

Was sehen wir in diesem Fall? Im Mittel liegt die Prognose der Temperatur für Heiligabend, den 24.12.2016 in etwa im Bereich der langjährigen Mittelwerte um bzw. etwas über Null Grad. 80% der Vergleichsberechnungen decken im Deutschlandmittel einen Bereich zwischen etwa -5 und +5 Grad ab. Eine Aussage, mit der man herzlich wenig Aussagen über Weiße oder Grüne Weihnachten treffen kann. 

Unter dem Strich ist eine Prognose für Weiße Weihnachten also schlicht und einfach zum jetzigen Zeitpunkt noch als unseriös zu betrachten. Man kann sich im Moment lediglich mit den statistischen Werten zufrieden geben.