Hurrikan OTTO zieht über Mittelamerika - langsam, aber kräftig

Der 15. benannte Sturm der atlantischen Hurrikan-Saison 2016, OTTO, ist zum Hurrikan der Kategorie 1 hochgestuft worden. Folge: Orkan und viel Regen.

Es ist äußerst ungewöhnlich, dass ein Tropischer Sturm bzw. Hurrikan im südlichen Mittelamerika auf Land trifft. Dies geschieht nun spät im Jahr, Ende November, zum Ende der atlantischen Hurrikan-Saison. Der Tropische Sturm OTTO wurde zum Hurrikan der Kategorie 1 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala hochgestuft. Er"rast" übrigens nicht auf einige Regionen in Mittelamerika zu, sondern besitzt nur eine Verlagerungsgeschwindigkeit im schnellen Spazier- oder langsamen Joggingtempo. Die Wetterphänomene, vor allem im Hinblick auf die Windgeschwindigkeit und die Niederschlagsmengen (gerade wegen der langsamen Bewegung), sind dagegen verheerend.

OTTO - der 15. Tropische Sturm und der 7. Hurrikan der atlantischen Hurrikan-Saison 2016

Von den 15 benannten Tropischen Stürmen der diesjährigen atlantischen Hurrikan-Saison ist OTTO der 7., der als Hurrikan in der Statistik geführt wird. Keinen der bisherigen Tropischen Stürme sowie Hurrikane dieses Jahres hat es in die Gegend des südlichen Mittelamerika verschlagen.

Angefangen hat die Saison am 1. Juni, aber zuvor gab es mit ALEX (Kategorie 1) den ersten Januarhurrikan seit 60 Jahren. Nach den drei Tropischen Stürmen BONNIE, COLIN und DANIELLE im Frühjahr ging es Anfang August mit EARL (Kategorie 1) weiter. Nach dem Tropischen Sturm FIONA folgte mit GASTON ein Hurrikan der Kategorie 3. Mit HERMINE (Kategorie 1) folgte ein weiterer Hurrikan. Es schlossen sich vier Tropische Stürme (IAN, JULIA, KARL und LISA) an, ehe der stärkste Hurrikan dieses Jahres, MATTHEW mit der höchsten Kategorie 5, mit katastrophalen Folgen vor allem für Haiti folgte. Zu MATTHEW vgl. unsere News vom 5. Oktober und vom 8. Oktober. Der anschließende Hurrikan NICOLE erreichte die zweithöchste Kategorie 4. Hierzu unsere News vom 13. Oktober und vom 16. Oktober.

Geschichtsträchtiger Hurrikan

Nach einer längeren Pause (NICOLE war bis Mitte Oktober aktiv) ist es nun der bislang Tropische Sturm OTTO, der auf die Hurrikan-Kategorie 1 hochgestuft wurde. Auf dem Satellitenbild von Dienstagvormittag Ortszeit ist das Zentrum von OTTO nördlich von Panama zu erkennen. In dieser Region sind Hurrikane extrem selten. Im Sommer 1996 überquerte der Hurrikan CESAR-DOUGLAS, vom Atlantik zum Pazifik über Mittelamerika ziehend, zuletzt unter anderem Nicaragua. Um einen Hurrikan in der Geschichte zu finden, der den sogenannten "Landfall" in Panama gemacht hat, muss man bis ins Jahr 1969 zurückgehen. Damals war es - übrigens auch Ende November - der Hurrikan MARTHA, der dieses "Kunststück" vollbrachte.

Entwicklung von Regen und Wind in den nächsten Tagen

Mit der erwähnten geringen Verlagerungsgeschwindigkeit sind vor allem im Hinblick auf den Niederschlag große Probleme verbunden: Da an einem Ort an sich schon viel Regen aus den gewaltigen Wolken fällt, und sich diese Wolken längere Zeit - teils mehrere Tage - über einem Gebiet halten, kommt es, verstärkt durch das gebirgige Terrain mancher Regionen im südlichen Mittelamerika, zu sintflutartigen Regenfällen. Bis heute Abend werden die höchsten 24-stündigen Niederschlagsmengen einerseits mit über 100 l/m² südlich der panamaischen Stadt David berechnet, andererseits deutet sich mit über 200 l/m² nördlich von Panama ein noch intensiveres Niederschlagszentrum an, das in der Folge die zu Kolumbien gehörende, aber vor Nicaragua liegende Insel San Andres beeinflussen könnte. Die 24-stündigen Niederschlagsmengen bis Donnerstagabend scheinen zum einen vor allem an der Pazifikküste besonders des westlichen Panama sowie des östlichen Costa Rica mit jeweils über 200 l/m² zu liegen; zum anderen werden ähnlich hohe Regenmengen für die südliche Atlantikküste Nicaraguas südlich von Bluefields berechnet, während auf San Andres immerhin rund 70 l/m² erwartet werden. Summiert man die prognostizierten Niederschlagsmengen von drei Tagen bis Donnerstagabend auf, erscheinen stellenweise über 300 l/m² möglich.

Auch der Wind ist natürlich wieder ein Thema; so werden in der Nacht zum Donnerstag an und vor der Atlantikküste von Nicaragua die höchsten Windspitzen erwartet. Dabei kann es gebietsweise zu Orkanböen kommen; stellenweise sind über 160 km/h möglich. Bis zur Nacht zum Freitag soll sich das Gebiet mit dem stärksten Wind in den Norden von Costa Rica sowie in den Süden Nicaraguas verlagern. Gebietsweise sind Böen über 100 km/h zu erwarten; einzelne Orkanböen sind möglich.

Entsprechend gibt es Warnungen in den genannten Ländern, inklusive Evakuierungen. Aus Panama wurden bereits Erdrutsche gemeldet und der Flugverkehr wurde zum Teil eingestellt. Bei MeteoEarth kann die weitere Entwicklung des Hurrikans OTTO im bewegten Bild verfolgt werden.