Hurricane MATTHEW - Was ihn so ungewöhnlich und gefährlich macht

Hurricane MATTHEW war für die USA bislang weniger schlimm als befürchtet, dafür für Haiti katastrophal. Infos und Videos zu MATTHEW:

Hurricane MATTHEW ist am Samstagmorgen unserer Zeit auf Kategorie 2 (von 5) zurückgestuft worden. Doch damit ist die Gefahr noch lange nicht vorbei - Die Anwohner an der Küste im Südosten der USA bangen weiter. Die Zugbahn des Wirbelsturms ist dabei sehr ungewöhnlich und im Detail schwer berechenbar. Könnte die Karibik sogar zwei Mal vom selben Hurricane heimgesucht werden?

Noch keine Entwarnung für die USA

Am frühen Samstagmorgen Ortszeit befand sich Hurricane MATTHEW 70 km südlich von Hilton Head und 155 km südsüdwestlich von Charleston, jeweils South Carolina. Dabei bewegte sich sein Auge quasi küstenparallel mit lediglich 19 km/h nach Norden, während im Bereich der inneren Eyewall (der das Auge umgebenden Wolkenwand) die höchsten Windgeschwindigkeiten mit im Mittel 165 km/h geschätzt werden. Die höchste Windspitze vom Festland wurde dabei von Cape Canaveral gemeldet mit 172 km/h. Ob die registrierten 209 km/h von Daytona Beach wirklich vertrauenswürdig sind, muss noch überprüft werden. Mit seinem mittleren Wind ist jedenfalls Hurrikan MATTHEW mittlerweile auf Kategorie 2 der 5-stufigen Saffir-Simpson-Skala zurückgestuft worden. Über Haiti und Kuba hatte er am 4. und 5. Oktober noch Kategorie 4.

»» Verfolgen Sie die aktuelle Position von MATTHEW mit unserem StormTracker von MeteoEarth

 


3-dimensionaler Scan durch den Hurricane MATTHER

Doch trotz dieser Abschwächung kann weiterhin keine Entwarnung gegeben werden. Auch wenn man sagen muss, dass die USA bisher mit einem blauen Auge davongekommen ist. Der Grund für die bisher verhältnismäßig glimpflichen Auswirkungen ist, dass das Zentrum von MATTHEW bislang weit genug draußen auf dem Atlantik an der Küste "vorbeischrammte", sodass die innere Eyewall über dem offenen Meer blieb. Dennoch sind in den USA nach Medienberichten mindestens vier Menschenleben zu beklagen, und es kam auch zu teils erheblichen Schäden an Gebäuden und Überflutungen der küstennahen Regionen Floridas. Millionen wurden zuvor durch Evakuierungen in Sicherheit gebracht, zeitweise waren und sind Hunderttausende ohne Strom.

Orkanartige Böen und Orkanböen werden dabei nun auch zunehmend an den Küsten South Carolinas und Georgias, später auch North Carolinas erwartet. Doch wie immer bei tropischen Wirbelstürmen werden die größten Schäden durch das Wasser angerichtet. So wird vor Überflutungen durch Sturmfluten gewarnt, die von Ort zu Ort unterschiedlich sehr stark ausfallen können. Vor allem zwischen South Carolina und Georgia werden Fluten von 2 bis knapp 3 Meter vorhergesagt, zudem Regensummen von lokal 300 mm - genug, um weitreichende Überschwemmungen und Schäden an Gebäuden zu hinterlassen:


Hurricane MATTHEW wütet in Florida

Auswirkungen für Haiti katastrophal

Währenddessen dringen Rettungsteams mehr und mehr in das Innere Haitis vor, dabei stellt sich erst jetzt heraus, dass die Schäden, die Hurrikan MATTHEW dort hinterließ, weitaus desaströser sind als zunächst angenommen. Mittlerweile spricht man von weit über 800 Todesopfern durch den Wirbelsturm. Der Südwesten der Insel wurde erst nach Tagen erreicht, nachdem die einzige Brücke dorthin durch die Wassermassen zerstört wurde. Dementsprechend wird auch noch mit weiter steigenden Opferzahlen gerechnet. Die meisten Opfer gab es wohl im Norden der Insel. Nun wird auch eine Cholera-Epidemie befürchtet.

Der Wirbelsturm hatte bei seiner Passage noch mittlere Windgeschwindigkeiten von über 230 km/h, Kategorie 4. Bei seiner Zugbahn direkt von Süden war der Inselstaat durch seine Küstenlinien am verletzlichsten, dementsprechend ist dies nun auch laut U.N. Sondergesandten für Haiti, Mourad Wahba, das "größte humanitäre Ereignis nach dem verheerenden Erdbeben im Jahre 2010".


Hurricane MATTHEW und die Folgen für Haiti. Zunächst wurde nur von 2 Todesopfern ausgegangen, mittlerweile werden über 800 gezählt.

Ungewöhnliche Zugbahn: Trifft MATTHEW zwei Mal?

Der Hurricane MATTHEW ist dabei kein Wirbelsturm wie jeder andere, sondern fällt vor allem durch seine Zugbahn besonders auf. Zwei Besonderheiten machen den Wirbelsturm dabei zum einen besonders schwer berechenbar und zum anderen nahezu einzigartig: Zum ersten fällt der Weg von MATTHEW auf, der beinahe genau die südöstliche Küstenlinie der USA nachzeichnet. Bislang entpuppte es sich als Glück im Unglück, dass der Pfad mit einigen Kilometern Entfernung über den Atlantik führte. Problematisch ist jedoch hierdurch die Prognose: Ändert er seinen Kurs nur ein paar Kilometer in Richtung Westen, so könnte seine innere Eyewall das Festland erreichen und dort wesentlich größere Schäden anrichten. Zieht er etwas weiter ostwärts, so sind die Auswirkungen auf die Anwohner der Städte wesentlich geringer.

Das zweite ist der weitere Weg, den die Vorhersagemodelle für MATTHEW berechnen. Nach einer Großzahl dieser Berechnungen dreht der Wirbelsturm am Rande eines Höhenrückens weiter östlich ein und könnte dann durch den benachbarten Tropensturm NICOLE sogar auf eine südliche Bahn geführt werden, die ihn wieder Richtung Karibik ziehen ließe. Damit besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass MATTHEW die Karibik sogar zwei Mal treffen könnte, ein Mal von Süden und ein Mal von Norden her. Wie stark der Tropensturm dann noch ist und ob überhaupt dieser Kurs so eingehalten wird, das ist allerdings noch alles andere als sicher. Dennoch dürfte Hurricane MATTHEW jedenfalls als besonders bemerkenswert in Erinnerung bleiben.