Sind die Tage der Unbeständigkeit gezählt?

Heute richtet sich unser Blick weit nach oben, um die Wetterlage zu erfassen. Dazu ein wenig Hintergrundwissen zum Thema Strahlstrom:

Mit diesem Wochenende und dem darauf folgenden Montag stehen uns noch zwei oder drei Tage wechselhaftes Wetter bevor. Nachfolgend soll sich hoher Luftdruck etablieren.

Seit Ende Mai war die Großwetterlage von reger Tiefdruckaktivität gekennzeichnet. Nur wenige Hochdruckgebiete verewigten sich in den Gästebüchern dieses Sommers. Sie hatten zudem nur selten mehr als drei bis fünf Tage am Stück direkten Einfluss auf unser Wetter. Aktuelle Meldungen über hohe Ernteverluste sind letztendlich eine Konsequenz des bisher so wechselhaften Sommers. Ändert sich nun das atmosphärische Setup, stehen die Zeichen auf Wetterwechsel? Tatsächlich deuten die Modelle recht einheitlich „stabileres“ Wetter an.

Hintergrund – In der Höhe wird das Wetter gemacht

Entscheidend für die Wetterlage am Boden (bzw. die unteren Luftschichten) ist das Strömungsmuster in der Höhe (5 bis 10 km). Als steuerndes Element hat man in den späten 1930er Jahren den sogenannten Strahlstrom (Jetstream) ausgemacht. Ausführliche Untersuchungen zu diesem Thema rückten ab etwa 1920 langsam und zunächst nur vereinzelt in den Fokus der Atmosphärenwissenschaftler. Es sollte noch mehr als 20 Jahre Forschungszeit in Anspruch nehmen, bis ausführliche Daten aus der Praxis und theoretische Erkenntnisse aus der Mathematik und der Physik den Strahlstrom als Macher der mittel- und langfristigen Wetterentwicklung ausmachten.

Das Verhalten des Jetstreams ändert sich im Laufe eines Jahres. Man kann sich dieses Starkwindband als eine Ausgleichsbewegung zwischen unterschiedlichen Klimabreiten sowie Hoch- und Tiefdruckgebieten vorstellen. Wir in Deutschland leben in den mittleren Breiten, im Übergangsbereich zwischen gemäßigter und polarer Luft. Für die Wetterentwicklung über einen längeren Zeitraum ist für unsere Region hauptsächlich der Polarfront-Jetstream verantwortlich. Dieser erweist sich im Vergleich zu anderen Wetterphänomenen als sehr verlässlich und über mehrere Tage hinweg stabil im Auftreten.

Ausblick – Höhenwindband verschiebt sich

Das Starkwindband wird sich in den nächsten Tagen mehr und mehr nordwärts verlagern, ab Wochenmitte etwa von Großbritannien bis Skandinavien verlaufen. Bodennah geht dies in Deutschland mit einem Druckanstieg einher, welcher sich ab Dienstag von Frankreich her in der gesamten Südwesthälfte mit viel Sonnenschein und Höchstwerten der Temperatur im sehr warmen bis heißen Bereich widerspiegeln sollte. Am Mittwoch und Donnerstag wird voraussichtlich ganz Deutschland unter Hochdruckeinfluss liegen. Kurzwellige Störungen in Form von Frontendurchgängen könnten am Freitag und Samstag zumindest vorübergehend und regional für Abwechslung sorgen. Doch schon im Laufe des kommenden Wochenendes wird von einigen Berechnungen eine Hochdruckbrücke von Frankreich über Deutschland bis Weißrussland angeboten.

Insgesamt sieht es nach einer stabileren Wetterlage aus als noch zuletzt. Geht die bevorstehende Wetterlage nun mit ungestörtem Sonnenschein, hohen Temperaturwerten und Trockenheit über Wochen einher? Nur bedingt, denn das sich die Frontalzone gelegentlich auf Nord- bzw. Nordwestdeutschland auswirken kann, ist durchaus möglich. Es ist ebenso denkbar, dass einzelne Tiefausläufer die Hochdruckbrücke zeitweise durchbrechen, ohne dass sich die Großwetterlage selbst ändert.