Nach den Unwettern ist vor den Unwettern

Nach den schweren Unwettern gestern vor allem in Teilen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens geht es heute in die nächste Unwetter-Runde.

Die Bilanz einer Unwetternacht

Hagelkörner so groß wie Golf- und Tennisbälle, sintflutartige Regenfälle, Sturmböen und tausende Blitze - das ist die Bilanz einer Unwetternacht, die vor allem Teile Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens hart getroffen hat. Bäume wurden entwurzelt und Dächer beschädigt, Autos zerbeult, Keller und Unterführungen liefen voll, ganze Innenstädte standen unter Wasser, Straßen und Wege wandelten sich binnen Minuten in Flüsse um, teilweise fiel sogar der Strom aus. Die Feuerwehr steht im Dauereinsatz, um die Schäden zu beseitigen und die Infrastruktur wieder herzustellen. Örtlich gab es mehr als 150 l/m² Regen binnen kurzer Zeit, das Doppelte der sonst üblichen Regenmenge für den Monat Juni!

Auch heute und am Samstag neue Unwetter

Und heute geht es in dieser Tonart weiter. Der Tisch für eine neue Unwetterrunde ist gedeckt. Drei "Zutaten" sind besonders wichtig: Feuchte, Labilität und irgendetwas, das die "Lunte" zündet. Die erste "Zutat"ist reichlich vorhanden. Immer noch liegt die schwülwarme Luft über Deutschland. Die Daten der Wetterballone von heute Früh zeigen in mittleren und oberen Atmosphärenschichten starke Labilität, durchsetzt mit teils ziemlich trockenen Luftschichten. Somit ist auch die zweite "Zutat" da. Nun braucht es noch irgendeinen Mechanismus, der die feuchte Luft "nach oben" transportiert und Gewitterwolken bildet. Diese Aufgabe des "Luntenzünders" übernehmen gleich mehrere Mechanismen. Zum einen sind das Konvergenzen, an denen Luft zusammenströmt und somit zum Aufsteigen gezwungen wird. Eine Konvergenz liegt z.B. heute Nachmittag in etwa auf einer gedachten Linie vom Oberrhein bis zur Ostsee. Dann steht noch eine Kaltfront des Tiefs "Neele" über Westeuropa quasi "ante portas". 

Prinzipiell können heute bis auf den äußersten Osten und Südosten überall in Deutschland schwere Gewitter auftreten. Am wahrscheinlichsten sind sie aber in einem Streifen vom Saarland und Rheinland-Pfalz bis zur Ostsee. Dabei sind erneut -lokal begrenzt- sintflutartige Regenfälle möglich, die im Bereich einer ganzen Monatsmenge liegen können sowie Sturmböen und auch erneut großer Hagel von Golf- bis Tennisballgröße möglich. Dazu sei angemerkt, dass die Unwetter nicht jeden Ort treffen werden und auch nicht jedes Gewitter muss gleich ein Unwetter sein. Es sei dringend empfohlen, die Warnungen der Unwetterzentrale und das Niederschlagsradar zu verfolgen. 

Auch am Samstag besteht hohe Unwettergefahr über Deutschland, da sich die oben erwähnte Kaltfront des Tiefs "Neele" nach Deutschland hereinschiebt. Dabei stellen sich große Temperaturgegensätze in Deutschland ein. Wiederum sind heftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich, nur ganz im Westen und Nordwesten dürfte die einströmende Kaltluft das Unwetterpotenzial deutlich mindern. Am Sonntag beruhigt sich das Wetter allgemein wieder und die Unwettergefahr ist vorbei.