Farbspiele im Oktober

Die Natur zeigt sich derzeit in vielen Farben und mancherorts kann wahrlich von einem "Indian Summer" gesprochen werden. Was steckt hinter der Verfärbung?

Derzeit starten wir in vielen Regionen neblig oder trübe in den Tag hinein. Nach dem Einheitsgrau der Frühstunden folgt mit viel Glück ein blauer Himmel. Doch das eigentliche Farbspektakel liefert uns momentan die Vegetation. Was steckt hinter den Herbstfarben?

Es fehlen uns inzwischen gut sechs Stunden Sonneneinstrahlung, gleichzeitig sind die Nächte deutlich länger als im Sommer. Dies fördert die nächtliche Abkühlung bzw. Auskühlung und mindert zugleich den Wärmegewinn tagsüber. Die Natur reagiert auf den Mangel an Sonnenlicht sowie Wärme und stellt auf den Winter-Modus um. So konnte in den letzten Wochen der typische Farbwechsel in den Wäldern beobachtet werden, während man das Grün des letzten Sommers nur noch mancherorts ausmachen kann. Die Herbstfarben Rot, Gelb, Orange, Bronze oder Braun dominieren in vielen Regionen Deutschlands. Üblicherweise werfen die Bäume im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns ihre Blätter als erstes ab. Am längsten tragen die Bäume im Südwesten Baden-Württembergs ihr „grünes“ Blattwerk.

Was beeinflusst die Blattverfärbung?

Auch im Jahr 2015 sind noch nicht alle Ursachen geklärt, die zur Verfärbung führen. Immerhin sind drei wichtige Faktoren bekannt, die mit der Blattverfärbung im untrennbaren Zusammenhang stehen: Das Wetter, die Tageslänge und die Blattpigmente.

Beim Wetter sind es vor allem Temperatur und Feuchtigkeit, die Auswirkungen auf das Blattgrün haben. An warmen Tagen mit reichlich Sonnenschein wird von den Pflanzen eine große Menge Zucker produziert. In wolkenlosen und kalten Nächten wird der Zucker dann „eingelagert“, da sich die Transportwege im Blatt bzw. in der Pflanze (Tracheen) schließen und es bilden sich vermehrt Anthocyane. Dadurch entsteht schließlich das bekannte Rot bis Rotgelb. Bäume mit einem hohen Zuckergehalt besitzen eine besonders rote Blattfärbung. Der Gelb-Anteil ist über das ganze Jahr hinweg recht konstant, dieser Umstand ist den im Blatt enthaltenen Carotinoiden geschuldet.

Ferner ist die Witterung während der gesamten Wachstumsphase für den Beginn der Verfärbung entscheidend. Ein sehr langer und strenger Winter oder eine andauernde Trockenperiode im Hochsommer können das jährliche Farbspektakel in der Natur um wenige Tage bis hin zu einigen Wochen verzögern bzw. nach vorne verschieben. Stellt sich im Herbst eine längere Phase mit sehr milden oder überdurchschnittlich hohen Temperaturen ein, so sind die Farben weniger kraftvoll. Sehr intensive Herbstfarben gibt es nach einem warmen und nassen Frühling, gefolgt vom leicht wechselhaftem Sommer und anschließend warmen und sonnenscheinreichen Herbsttagen mit kalten, aber frostfreien Nächten.

Bei abnehmender Tageslänge werden die Transportwege, über die Flüssigkeit und Nährstoffe vom Baum (Wurzel) zum Blatt und umgekehrt gelangen, versiegelt und das Chlorophyll schrittweise abgebaut. Die bis dahin vom Grün überdeckte gelbe bis rote Farbe der anderen Pigmente wird dadurch sichtbar. Letztendlich sind es also die Pigmente, die für die Farbe verantwortlich sind. Chlorophyll sorgt für die grüne Farbe und überdeckt in der Hauptvegetationsphase alle anderen Pigmente. Carotinoide haben eine gelbe, orange oder braune Farbe, sie befinden sich zum Beispiel auch in Karotten und im Mais. Die Rottöne sind den Anthocyanen zu verdanken, die man auch in Äpfeln und Erdbeeren findet.

Doch warum werfen Laubbäume ihre Blätter ab?

Im Prinzip kann man sich den „Abwurf“ des Blattwerks als Folge einer Energiesparfunktion der Bäume vorstellen. Jetzt im Winterhalbjahr kann über Wurzeln nur wenig oder gar kein Wasser mehr aufgenommen werden und Nährstoffe wie Phosphat und Stickstoff werden mehr und mehr im Gewebe des Holzes abgelagert. Da die Blätter nun nicht mehr mit den notwendigen Stoffen versorgt werden, fallen sich schließlich ab. Die Blattverfärbung und der Blattfall der Stiel-Eiche gelten in Deutschland als Indikatoren der phänologischen Jahreszeiten Spätherbst und Winter.