Winter adé?

Ab Freitag stellt sich unsere Wetterlage um: Statt ruhiges Wetter mit Nachtfrösten steht uns dann wechselhaftes und windiges Wetter bevor. Ist der Winter vorbei?

Noch sieht es winterlich aus im Bergland sowie im Süden Deutschlands. Dort findet man trotz leichter Plusgrade am Tage noch genug Schnee vor. Weiter nördlich erinnern uns immerhin leichte Nachtfröste daran, dass wir uns noch im Winter befinden. Doch die Wetterlage wird sich ab Freitag umstellen: Unbeständig, teils windig und mild geht es dabei oft zu. Ist der Winter damit vorbei?

Vom Hoch ins Tief

Bis zum Freitag verläuft das Wetter dabei sehr ruhig in Deutschland. Durch eine kräftige Hochdruckbrücke mit den Schwerpunkten "Isa" und "Hanne" gibt es von den Azoren über Deutschland hinweg bis in den Westen Russlands ein ruhiges Nebeneinander von teils zähem Nebel oder Hochnebel und längeren sonnigen Phasen. Kräftige Tiefs bleiben bei uns aus, sie liegen nordwestlich von uns auf dem Nordatlantik. 

Doch schon morgen beginnt auf dem Atlantik der Beginn der Wetterumstellung, der sich bei uns dann ab Freitag allmählich bemerkbar machen wird. Denn dort entsteht ein neues Tiefdruckgebiet, das bis Freitag in Richtung Großbritannien ziehen wird. Dabei kann es Kontakt mit dem tiefen Luftdruck dort aufnehmen, was dazu führt, dass die Hochdruckbrücke von Nordwesten her abgebaut wird und sich die Kaltluft nach Süden in Bewegung setzen wird.

Dabei biegt die so genannte Frontalzone nach Süden, teils bis nach Nordafrika ab. Diese Frontalzone kann man sich als "Autobahn" vorstellen, in der immer neue Tiefs entstehen und entlang ziehen können. In der Höhe wird sie durch ein Starkwindband, den Jetstream, sichtbar. Dieser weht als Ausgleichswind an der Grenze der verschieden temperierten Luftmassen entlang. 

Damit zieht der erste Tiefausläufer mit Wolken und auch etwas Regen am Freitag in den Nordwesten Deutschlands und leitet unsere Wetterumstellung ein. Da dabei auch die Luftdruckgegensätze zunehmen, lebt dabei auch der Wind auf, besonders an den Küsten sowie im Bergland geht es ab dann immer wieder stürmisch zu.

Wechselhafter, milder, windiger Monatsausklang

Mit Durchzug dieses Tiefs von Freitag auf Samstag ist damit die Autobahn für weitere Tiefausläufer frei. Die überwältigende Mehrzahl der Vorhersagemodelle prognostizieren dann bis auf Weiteres eine stramme, westliche Strömung. Dabei werden sich die Tiefs die Klinke in die Hand geben, und unbeständiges Wetter mit einem klassischen Muster sind die Folge - auf den Vorderseiten der Tiefs bringt dichte Bewölkung teils länger anhaltenden Regen, die Schneefallgrenze steigt teils bis ins Gipfelniveau der Gebirge, in den Alpen bis etwa 1.500 Meter, zeitweise auch darüber. Danach gibt es zeitweise wechselhaftes Schauerwetter, wobei dann auch wieder Schnee- und Graupelschauer bis in tiefere Lagen möglich sind. 

Da die Luft polaren Ursprungs dabei einen langen Weg über das Meer zurücklegt, hat dieser Schnee allerdings keine lange Überlebenschance. Im Gegenteil: tagsüber entsprechen die Höchsttemperaturen etwa den Werten, die wir momentan auch bei längerem Sonnenschein bekommen können. Nachts geht die Temperatur nur noch selten in den negativen Bereich zurück, oft wird es frostfrei bleiben. Dem Schnee geht es damit auch in den Mittelgebirgen mehr und mehr an den Kragen, wobei sich die Schneefallgrenze wild nach oben und unten bewegt. 

Statt Schnee und Frost sollten wir in der kommenden Zeit dabei eher genauer auf die Entwicklung des Windes achten. Denn in der kräftigen Westströmung können sich gern kleine Randtiefs oder so genannte Schnellläufer entwickeln. Das kann man sich vorstellen wie kleine Verwirbelungen, die man bei einem schnell fließenden Fluss auf der Wasseroberfläche beobachten kann. Im Umfeld solcher Tiefs steigt dabei die Sturmgefahr deutlich an. Sie sind aber nur zeitnah zuverlässig vorherzusagen.

Winter adé?

Dieser wechselhafte Witterungsabschnitt wird uns dann wohl bis in die ersten Märztage hinein begleiten und für Temperaturen sorgen, die über den jahreszeitlichen Normalwerten liegen. Ist damit also der Winter vorbei? Sagen wir es so: Zumindest wird es für eine winterliche Periode nach der ersten Märzwoche jahreszeitlich bedingt immer schwieriger. Nicht aber unmöglich! Gelegentlich kommt es zu einem so genannten Märzwinter, so bezeichnet man einen markanten Kälterückfall etwa um die Mitte des Monats März, teils auch mit kräftigen Schneefällen bis in tiefe Lagen. Gerade nach einer milden Vorwitterung stellt er für die erwachende Natur ein Problem dar, sie wird dann teils um Wochen zurückgeworfen.

Jüngstes Beispiel ist der markante Märzwinter im Jahr 2013: Nach milden und freundlichen ersten Märztagen kam es nachfolgend zu einem Kaltlufteinbruch mit arktischen Luftmassen. Zusammen mit Tiefs über dem nordöstlichen Atlantik kam es nachfolgend zu neuen Schneerekorden - so lagen am 12. März 2013 in Lübeck-Blankensee beachtliche 36 Zentimeter Schnee, 35 cm kamen allein im März hinzu. Ein Eindruck gibt die Abbildung aus Rostock - zusammen mit Schneeverwehungen kam es am 11. März damals auch zu einigen Verkehrsunfällen. Zugvögel drehten wieder nach Süden um, da sie in Deutschland keine Nahrung fanden.

Konkret deutet zwar zunächst wenig auf eine Wiederholung eines derart intensiven Ereignisses hin, allerdings ist es auch am heutigen Tag noch zu früh, hierüber eine belastbare Aussage treffen zu können. Unsere 28-Tage-Prognose zeigt jedenfalls den Trend hin zu einer eher etwas zu kalten Wetterperiode nach der ersten Märzwoche. Fazit: Es ist zu früh, den Winter abzusagen, aber allmählich wird es für ihn schwierig, noch Fuß zu fassen ...