Warme und kalte Vorweihnachten

Mit verbreitet zweistelligen Höchstwerten ist es derzeit extrem mild. Doch es sah in den vergangenen Jahren auch mal ganz anders aus:

Am Donnerstagmorgen werden wohl die meisten die Handschuhe zu Hause gelassen haben, im Westen begann der Tag schon mit zweistelligen Temperaturen, und verbreitet werden die Höchstwerte heute um oder über 10 Grad liegen. Wie groß die mögliche Spanne zwischen mild und kalt im Dezember ist, zeigen drei Beispiele der vergangenen Jahre: noch etwas milder, trocken-eisig und eisig mit sehr viel Schnee:

Rekordverdächtig mild?

Die subtropische, warme Luft, die mit strammer Höhenströmung vom Atlantik herangerauscht ist, hat in der vergangenen Nacht die Temperaturen immer weiter nach oben getrieben. Sie wird uns bis morgen in der Form erhalten bleiben, sodass selbst in der kommenden Nacht in der Nordhälfte und im Westen häufig die 10-Grad-Marke nicht einmal unterschritten werden wird. 

Das wirft natürlich bei einigen die Frage auf, ob wir es hier mit neuen Wärmerekorden zu tun haben könnten. Wie wir in der Abbildung am Beispiel von Berlin sehen, reicht es dafür nicht ganz. Zwar sind wir an der Oberkante des Möglichen, es gab aber auch schon mildere Jahre, was nicht heißt, dass heute nicht vereinzelt neue Dekadenrekorde (für die Zeit vom 11. bis 20. Dezember) purzeln könnten. 

Insgesamt gab es aber noch etwas mildere Tage im zweiten Dezemberdrittel. Vergleicht man dabei die Wetterlagen, die dabei in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten an vielen Wetterstationen zu Wärmerekorden geführt haben, so fällt auf, dass dabei immer kräftiger Wind im Spiel sein muss. Kein Wunder: in den langen Nächten sammelt sich die ausgekühlte Luft in Erdbodennähe. Ein nur schwacher Wind vermag nicht, dass eventuell vorhandene warme Luft in der Höhe den Boden erreichen kann. Auch die Sonne ist um diese Jahreszeit zu schwach, die bodennahen Luftschichten bis ins Rekordniveau zu erwärmen.

Zwei extrem milde Wetterlagen führten vor allem am 16./17.12.1989 zu neuen Wärmerekorden im Süden (auch durch Föhneffekte), weiter nördlich fällt eher der 12./13.12.2000 auf. Dabei hatte die Wetterlage durchaus Parallelen zur heutigen mit einem kräftigen Sturmtief, das mit seinem Zentrum weit nördlich von Deutschland ostwärts zog und uns in eine stramme Höhenströmung brachte. Damals wurden im Oberrheingraben bis zu 16 Grad erreicht, und auch Cottbus meldete einen Höchstwert von 15 Grad. Die Temperaturrekorde purzelten vor allem in der Nordhälfte Deutschlands reihenweise.

Das Gegenteil hiervon trug sich am 19./20.12.2009 zu. Dabei zog ein Tief von Südeuropa in Richtung Balkanhalbinsel und zapfte an seiner Nordseite osteuropäische Kaltluft an, nachdem es zuvor in Deutschland zu Schneefällen gekommen war. Die Folge waren teils sonnige Tage und klare Nächte bei trocken-kalter Luft, und über den Schneeflächen konnte sich die Kaltluft sammeln. Die Folge war verbreitet strenger Frost. Selbst in Freiburg im Breisgau wurden -19,9 Grad erreicht. In der Doline Degerfeld, einem exponiert liegenden Kaltluftsee bei Albstadt auf der Schwäbischen Alb, meldete unsere MeteoGroup-Station sogar ein Minimum von -30,3 Grad!

Vor vier Jahren: Sehr weiße Weihnachten

Viele werden sich noch an das Weihnachtsfest 2010 erinnern. Es brachte nach langer Zeit für Deutschland nicht nur Kälte, sondern auch Schnee, sogar reichlich davon. In Berlin und an vielen anderen Stationen wurden neue Schneehöhenrekorde erreicht. Dabei war uns endgültig ab dem 17.12.2010 klar, dass Weihnachten garantiert weiß werden würde. Ursache waren die Sturm- und Schneetiefs "Petra" I-IV. In diesem Fall kam die Kaltluft dabei nicht wie so oft über Osteuropa, sondern von Nordwesten, vom Nordatlantik her zu uns. Gerade in der Höhe war diese Luftmasse rekord-kalt.

Und als diese über Mitteleuropa mit deutlich milderer und feuchter Luft über Südeuropa zusammenstieß, bildeten sich an der Südkante der Kaltluft weitere Verwirbelungen; Petra spaltete sich in vier Teiltiefs (I bis IV) auf, die alle sowohl Sturm als auch reichlich Neuschnee brachten. Ab dem 17.12. kam es daher auch häufig zu Verkehrschaos bei Rekordschneehöhen, verbreitet lagen am 20.12.2010 15 bis 25 cm, örtlich noch deutlich mehr. Im Bild sehen wir eine gesperrte Straße bei Lübeck, da diese durch Schneewehen unbefahrbar wurde. Eine genaue Betrachtung der Schneetiefs "Petra" I-IV gibt es auf den Seiten unserer Unwetterzentrale.