Die Ruhe nach dem Sturm?

Am Freitag tobte Sturmtief „Billie“ vor allem auf dem Brocken. Doch wie sah es im Rest des Landes aus?

Am Freitag tobte sich Sturmtief „Billie“ vor allem auf dem Brocken aus. Bei Höchstwerten wenig über null Grad konnten Orkanböen bis 159 km/h gemessen werden. Doch wie sah es im Rest des Landes aus?

Rückblick und Historie

Blanke Zahlen spiegeln natürlich nicht das ganze Ereignis wieder, können aber Aufschluss über die Kraft bzw. Stärke eines Sturms geben. Blicken wir zurück auf die am Freitag registrierten Spitzenböen, so kann man bereits sagen, dass es sich um ein „normales“ Sturmereignis gehandelt hat. Die eingetroffenen Werte können nicht mit den Wettermeldungen von Winterstürmen wie „Anatol“, „Lothar“, „Kyrill“ oder „Xaver“ mithalten, dennoch sollte man den Sturm nicht verharmlosen. Windgeschwindigkeiten über 70 km/h (Beaufort 8) können erhebliche Schäden verursachen. Im Flächenmittel verzeichneten die Wetterstationen am Freitag Windböen zwischen 50 und 90 km/h, punktuell wurden auch mehr als 100 km/h gemessen. Spitzenreiter war der Brocken mit 159 km/h.

Zeitweise stürmisch war es entlang von Nord- und Ostseeküste, in Schleswig-Holstein, im Harz sowie in den westlichsten Regionen Deutschlands. In großen Teilen Bayerns hingegen dürften nur wenige Menschen etwas von dem Sturm mitbekommen haben, denn in den tiefen Lagen wehte oftmals nur ein „laues Lüftchen“ und dort blieb es verbreitet trocken. Ansonsten kamen mitunter recht stattliche Niederschlagsmengen zusammen. So meldete beispielsweise die Station in Meinerzhagen-Redlendorf (NRW) eine 24-stündige Regensumme von 34 Liter pro Quadratmeter, am Schneifelforsthaus (RP) wurden 28 Liter registriert und in Osnabrück (NI) sind 22 Liter Regen gefallen.

Der Warmsektor des Sturms war gut ausgeprägt. Deutschland wurde sprichwörtlich mit milder Luft geflutet. Verbreitet konnten Höchstwerte um 10 Grad vermeldet werden und die Null-Grad-Grenze lag auf ca. 1200 Meter Höhe.

Und heute?

Sturmtief „Billie“ lag am frühen Morgen mit seinem Zentrum vor der Küste Estlands. Das Tief soll sich bis zum Sonntag unter Abschwächung weiter ost-nordostwärts verlagern und wird somit an Einfluss auf unseren Wetterablauf verlieren. Heute und am Sonntag bleibt es jedoch noch relevant, wenn auch nur mit seiner korrespondierenden Kaltfront. Selbige erstreckt sich zunächst von Sachsen über Thüringen bis zur Eifel und nachfolgend bis weit nach Südwesteuropa hinein. Ein anderes Tief mit Kern bei Portugal fängt die Front auf bzw. hält sie auf. Demnach verlagert sich die Luftmassengrenze über dem mittleren Deutschland nur wenig südwärts. So bestimmt sehr milde und feuchte Luft das Wetter in Baden-Württemberg und Bayern. Hinter der Front weht aus Nordwesten gemäßigte Meeresluft polaren Ursprungs heran. Richtig frieren muss dabei kaum jemand, denn selbst in der Nordhälfte werden heute noch 4 bis 8 Grad erreicht. Doch nun zurück zum eigentlichen Thema: Heute weht im Norden frischer, in Böen starker bis stürmischer Südwest- bis Westwind. Im Süden weht mäßiger Wind aus Südwest, in höheren Lagen mit starken bis stürmischen Böen. Das klingt jetzt vielleicht dramatisch oder überzogen, man könnte sich auch kurz fassen und sagen, dass „Billie“ in den nächsten 24 Stunden die Puste ausgeht.