Sturm "Billie" - Update

Der heutige Freitag markiert den Höhepunkt der Sturmentwicklung in dieser Woche. Auf was müssen wir uns einstellen?

Wer heute nach draußen will, sollte wohl lieber zur Jacke mit Kapuze greifen statt zum Regenschirm. Denn dieser könnte durch den Wind gelegentlich ganz schön Probleme kriegen. Das Sturmtief "Billie" sorgt dabei heute dafür, dass es insbesondere auf den Bergen gefährlich werden wird.

Die Entstehung von "Billie"

Während wir dabei bisher in unseren News hauptsächlich von Orkantief "Alexandra" gesprochen haben, richten sich heute unsere Augen auf das kleine Randtief, das zum Beispiel bei Meteoearth.com kaum zu erkennen ist. Am besten sieht man den Wirbel, wenn man sich den Windstream in der 24-Stunden-Animation genauer betrachtet.

"Billie" ist ein Randtief und wird vom dirigierenden Orkantief "Alexandra" heute knapp nördlich von Deutschland rasch ostwärts in Richtung Südschweden ziehen. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie man es aus der Leichtathletik beim Hammerwurf kennt: Der Werfer, das Orkantief "Alexandra" mit Position westlich von Norwegen, schleudert diese kleine Wellenstörung dabei südlich um sein Zentrum herum, wobei sich "Billie" vom Ärmelkanal her kommend rasch zu einem Sturmtief entwickelt. Mit hohem Luftdruck über dem Mittelmeerraum nehmen daher die Gegensätze von Nord nach Süd zu, welche durch Wind auszugleichen versucht werden.

Da wir uns auf der Vorderseite dieses gesamten Druckgebildes befinden, bringt uns der stramme Südwestwind die Luft von der Biskaya her, gleichbedeutend damit, dass es zu Wolken, Wind und Regen ungewöhnlich mild werden wird, die Höchstwerte in tiefen Lagen liegen meist bei 6 bis 11 Grad, in Alpennähe auch lokal bei 13.

Orkan in der Höhe

Die Frage ist nun, wie viel Sturm wir denn in Deutschland erwarten können. Dabei sei zunächst gesagt, dass der äußerste und teils sonnige Südosten in Sachen Windsituation deutlich entspannter aussieht mit allenfalls starken bis stürmischen Böen. Ansonsten geht es dann doch etwas zünftiger zu. Die Windgeschwindigkeit in ca. 1,2 bis 1,5 km Höhe sind dabei schon beeindruckend; im Nordwesten berechnen die Modelle Spitzenwerte an die 70, lokal 80 Knoten, das entspricht immerhin etwa 130 bis 150 km/h - volle Orkanstärke. Wer beim Autofahren bei einer solchen Geschwindigkeit mal seinen Kopf aus dem Fenster gehalten hat, der kann sich in etwa vorstellen, wie kräftig dieser Wind ist.

Das entscheidende ist jedoch, dass wir hier vom Höhenwind sprechen und nicht von dem, was wir auch im Flachland zu erwarten haben. Denn ob sich solche Windgeschwindigkeiten in Form von Böen auch am Boden zeigen können, das hängt von der Schichtung der Atmosphäre ab. Und im so genannten Warmsektor, der gleich der Bereich der kräftigsten Höhenwinde ist, ist diese stabil.

Wie Milch über Honig

Wir bemühen wieder ein Beispiel: Man kann sich diese stabile Schichtung so vorstellen, als ob man etwas Milch über einen Honigfleck auf dem Küchentisch gießt - die Milch schießt über den Honig hinweg, aber dieser ist so zäh, dass sich dort nur wenig bewegt. Dies ist sicherlich anders, wenn man die gleiche Kombination mit einem Handmixer verrühren würde. Übertragen auf die Wettersituation bedeutet das, dass die Höhenwinde dann in Form kurzzeitiger Böen die tiefen Lagen erreichen können, wenn die Atmosphäre labilisiert.

Genau zu diesem Zeitpunkt aber, während Sturmtief "Billie" rasch weiter ost-nordostwärts zieht und hinter dem Tiefausläufer die Schichtung labil wird, nimmt der Höhenwind rapide ab. Sprich: die Sturmböen, die im Landesinneren im Flachland auftreten können, bewegen sich trotz ruppiger Höhenwinde im Bereich 80 bis 90 km/h - ein zünftiger Wintersturm, aber eben nicht mehr. Nur die Höhenlagen der Gebirge sollte man meiden, gerade im Oberharz treten dabei im Tagesverlauf Orkanböen auf, auf dem Brocken mit Windspitzen zwischen 120 und 160 km/h am Nachmittag; Hier herrscht Lebensgefahr! Auch im Nordwesten Deutschlands sind noch orkanartige Böen etwas über 100 km/h möglich, direkt an der Nordsee und auf den Inseln drohen ebenfalls Orkanböen.

Wer nun wissen will, wie es in seinem eigenen Postleitzahlengebiet aussieht, kann sich heute jederzeit entweder über die Seiten unserer Unwetterzentrale oder mobil per AlertsPro informieren - dort sind auch weitere Warnungen vor Glätte im Süden oder Stark- und Dauerregen bzw. -schneefall in einigen Gebieten aktiv.