Wann kommt der Winter?

Mild, mild und nochmal mild. Wieso ist das so? Und wo bleibt der Winter? Wir gehen auf die Suche:

Mittlerweile nähern wir uns der Mitte des Monats November, und noch immer gab es keinen nennenswerten Wintereinbruch in Deutschland. Und auch in den kommenden Tagen ist Frost selbst in den Nächten eine Ausnahmeerscheinung? Wann kommt er, der Winter?

Selten: Östlicher Wind und milde Luft

Dabei haben wir es momentan mit einer Wetterlage zu tun, die durchaus ungewöhnlich für die Jahreszeit ist - dabei haben wir es mit zwei etwa gleich starken Gegenspielern zu tun. Zum einen bewegt sich das kräftige Sturmtief "Stephanie" westlich von Irland kaum voran. Es wird dabei aufgehalten von dem ebenfalls kräftigen Hochdruckgebiet "Robin", das sich mit seinem Zentrum über Finnland und Nordwestrussland befindet.

Normalerweise bedeutet hoher Luftdruck über Nordeuropa oft, dass mit dem Ostwind bodennah sehr kalte Luft nach Deutschland weht. Doch ist in diesem November genau das Gegenteil der Fall. Denn da das Sturmtief nicht gegen das Hoch ankommt, spalten sich immer wieder Teiltiefs über Westeuropa ab und machen einen "Umweg" über das Mittelmeer, was nicht zuletzt auch die Ursache für die Misere auf der Alpensüdseite mit einer Serie von Unwettern ist. Diese Serie ist auch noch nicht beendet, doch das ist nicht das Thema dieser News.

Viel wichtiger ist, dass von dort aus warme Luft von Nordafrika zunächst nach Südosteuropa geführt wird und dann am Rande des Hochs mit dem Ost-Südostwind auch nach Deutschland gelangt. Die frostige Kaltluft, die den Wintereinbruch bringen würde, ist daher aber auch gleichzeitig noch sehr weit weg von uns, wie wir in der MeteoEarth.com Abbildung an den Farbflächen sehen können. Dementsprechend kann uns der Ostwind zumindest derzeit keine Frostluft nach Deutschland bringen.

Kein Winter im November

Wie sieht es in der nächsten Woche aus? Grundsätzlich ändert sich an der großräumigen Konstellation wenig. Das Tief "Stephanie" schwächt sich ab, ein Randtief zieht zu Wochenbeginn in Richtung Ärmelkanal, damit verbunden kommt ab Samstag von Westen her Regen auf. In der kommenden Woche beruhigt sich das Wetter dabei wieder. Unter Einfluss etwas kälterer Meeresluft geht die Temperatur dann zwar etwas zurück, bleibt aber meist noch etwas über dem jahreszeitlichen Niveau, das bedeutet Höchsttemperaturen von etwas über 10 Grad im Westen und etwas darunter im Osten Deutschlands.

Zum Ende der kommenden Woche kommt dann der Nachfolger von "Stephanie" vom Atlantik her etwas mehr in unsere Nähe, wobei es zum Teil windig und unbeständig werden könnte, insbesondere im Westen Deutschland, zum anderen aber zeigt auch der Temperaturtrend wieder nach oben. Sprich: Bis Ende der kommenden Woche können wir winterliches Wetter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgeben.

Aber auch danach, also von Ende November bis Anfang Dezember, deutet nicht viel auf Winter hin. Das Hoch über Osteuropa ist einfach zu kräftig und stabil, sodass die Wetterlage sich immer wiederholt. So zeigt auch unser 15-Tage-Trend im Mittel durchschnittliche oder überdurchschnittliche Temperatur für den gesamten Zeitraum in Deutschland an.

Nur mit geringer Wahrscheinlichkeit könnte es eine ansatzweise winterliche Periode geben. Ein solches Beispiel zeigte zum Beispiel die gestrige Berechnung des amerikanischen Vorhersagemodells - dabei könnte zum Ende des Monats am Südrand des Russlandhochs eine "Kaltluftblase" von Osten her über Deutschland ziehen. Das Ergebnis in diesem Fall wäre aber recht ruhiges Wetter, wobei dann vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands auch mal tagsüber Frost aufträte, aber auch in diesem Fall würde wenig Schnee fallen. Und selbst diese Variante kann man aus heutiger Sicht noch in die Kategorie "Hirngespinste" einordnen.

Fazit

Wir können also festhalten: In dem Zeitraum, in dem Trendaussagen noch sinnvoll sind, also für die nächsten zwei Wochen und etwas mehr, ist kein Winter in Sicht. Was danach kommt, bleibt abzuwarten. Wenn sich das großräumige Strömungsmuster in der höheren Atmosphäre zum Beispiel etwas nach Osten verschieben würde, könnten wir von einer sehr warmen in eine sehr kalte Phase kippen. Doch dies ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Derzeit weiß noch niemand, wie der Winter letztendlich insgesamt ausfallen wird.