Gefahr durch Vulkan Bárðarbunga?

Am Freitag kam es zu einer Eruption des Vulkans Bárðarbunga auf Island. Besteht Gefahr?

Am frühen Freitag um 0:02 Uhr Ortszeit kam es zu einer schwachen Eruption von Islands größtem Vulkan, dem Bárðarbunga, kurzzeitig wurde dort auch ein Flugverbot ausgesprochen. Müssen wir nun mit Problemen durch eine Aschewolke wie damals beim Eyjafjallajökull rechnen?

Keine akute Gefahr

Zunächst lautet hierzu die eindeutige Antwort: Nein. Es besteht aktuell keine Akute Gefahr für Deutschland oder den Flugverkehr. Selbst über dem Vulkan wurde das Flugverbot bereits gestern wieder aufgehoben.

Bei diesem gestrigen Ausbruch handelte es sich ohnehin nur im eine sehr schwache Spalteneruption. Dabei schießt die Lava nicht in den Himmel, sondern tritt nur sehr langsam aus. Dementsprechend kam es nicht einmal zu nennenswerten Aschekonzentrationen in der Atmosphäre, geschweige denn in größerer Höhe.

Wind steht günstig

Aber selbst, wenn es heute zu einer kräftigeren Eruption käme, also Wasser des Gletschers auf Lava träte, müsste man sich zunächst keine Sorgen machen. Denn die Windbedingungen sind günstig - bei Island herrscht derzeit kräftiger Tiefdruckeinfluss, insbesondere durch den nun heranziehenden, ehemaligen Hurrikan "Cristobal" (seine aktuelle Position kann hier interaktiv mit dem MeteoEarth.com StormTracker verfolgt werden).

In Abb. 1 haben wir mit dem HYSPLIT Modell des amerikanischen Wetterdienstes NOAA Vorwärtstrajektorien berechnet. Sie zeigen, in welche Richtungen die Asche transportiert werden würde, würde der Vulkan jetzt explosionsartig ausbrechen (in Höhen von 500, 5.000 und 9.000 Metern). Wie wir sehen, würde der Weg aus niedrigen Höhen von Island über Nordeuropa in Richtung Finnland führen, in größeren Höhen von Island über das Kaspische Meer nach Sibirien. Deutschland wäre also nicht unmittelbar betroffen, eventuell müssten einige nördliche Flugrouten geändert werden.

Die Folgen wären aber unspektakulär im Kontrast zu den Flugverboten im Mai 2011, als der Eyjafjallajökull ausgetreten ist und oft nordwestliche Höhenströmung die Asche auch nach Mitteleuropa transportiert hat.

Auch mittelfristig kaum Änderung

Sollte solch ein Ausbruch in der kommenden Woche stattfinden, wären die Folgen ähnlich ereignisarm. In den Abbildungen 2 und folgende ist die Windströmung in den gleichen Höhen wie bei den oben gezeigten Vorwärtstrajektorien mit der MeteoEarth App in unserer Prognose für Montag und Mittwoch, 1. und 3. September 2014.

Auch in diesem Fall bestünde kein Grund zur Beunruhigung für Mitteleuropa, da die Aschewolke entweder um das Tief herum in Richtung Grönland oder am Nordrand unseres Hochs über Nordeuropa geführt würde. Flugzeuge hierzulande könnten also ungehindert starten und landen, eventuell müssten einige transatlantische Flugrouten geändert werden.

Zum Schluss noch der Hinweis: Natürlich kann es keine Garantie geben, dass sich an dieser ruhigen Situation nichts ändert. Aber dafür müsste zunächst einmal der Bárðarbunga explosionsartig ausbrechen und zweitens sich die Windströmung über Europa grundsätzlich ändern. Wir behalten also die Situation weiter im Auge - sollte dies so kommen, werden wir an dieser Stelle rechtzeitig darüber berichten.