Sturm am Montag?

Dem Norden Deutschlands könnten zum Montag Orkanböen ins Haus stehen. Oder auch nicht.

Hier und da ist derzeit von einem "Orkan" zu lesen, der zum Start in die neue Woche den Norden Deutschlands treffen soll. Wir beleuchten heute die Lage genauer. Was ist seriöserweise bisher dazu zu sagen?

Mit Aufmerksamkeit verfolgen wir aktuell die europäische Wetterlage im Hinblick auf intensive Tiefdruckaktivität, die sich zurzeit noch nördlich von uns abspielt. So ist es ja auch das nordwestlich an uns vorbeiziehende Tief Albrecht, das uns abermals ungewöhnlich hohe Temperaturen bescheren wird. Dabei hat der Samstag für viele von uns bei leichter Schauerneigung noch einige goldene Momente.

Viel wichtiger ist jedoch, was nachfolgend über Europa geschieht: in Abb. 2 zeigt uns MeteoEarth den Wind in etwa 6 km Höhe. Dort treffen die zunehmenden Gegensätze zwischen sich abkühlender Luft aus polaren Regionen und noch warmer Meeresluft aus subtropischen Breiten an der so genannten polaren Frontalzone aufeinander. Der Versuch der Natur, diese Gegensätze auszugleichen, resultiert in einem Starkwindband, das dort über dem Atlantik am Samstag mit mittleren Windgeschwindigkeiten von teils über 200 km/h zu sehen ist. In diesem hochdynamischen Umfeld können rasch Tiefs entstehen und sich schnell verstärken. Was bedeutet dies in unserer konkreten Situation?

Um zu entscheiden, wie wahrscheinlich ein Sturmereignis ist, wirft der Meteorologe seinen Blick in mehrere Vorhersagemodelle. Die wichtigsten hierbei sind das europäische ECMWF Modell und das amerikanische NCEP / GFS Modell, das Vorhersagen für die ganze Welt berechnet. Für uns in Europa ist dazu auch das britische UKMO Modell von Interesse. Es prognostiziert zwar nicht weltweit, dafür aber für Teile Europas in sehr hoher Auflösung. All diese Modelle werden auch für unser Multi-Model MOS herangezogen, die Grundlage für unsere ortsgenauen Wetterprognosen wie zum Beispiel auf wetter24.de oder WeatherPro.

Orkanböen oder einfach nur böiger Wind?
Würden nun diese Berechnungen alle eine ähnliche Lage prognostizieren, so wäre die Lage klar. Dies ist aber momentan nicht der Fall. Schauen wir uns dazu Abb. 3 an, dargestellt sind die Prognosen für das entsprechende Orkantief für Montag, 28.10.2013. Wir sehen: Während sich das gelbe UKMO und das rote NCEP Modell bereits recht einig sind, schert das blaue ECMWF Modell aus. In den letzten Berechnungen lässt es das Tief vor die Küste der Bretagne ziehen, wo es sich rasch abschwächen und weiter ostwärts ziehen soll. Dieses würde für uns am Montag allenfalls windiges Wetter bedeuten mit Sturmböen vor allem im Nordwesten und auf den Bergen (Abb. 4 und 5), eben ein "ganz normaler Herbststurm".

Würde das amerikanische NCEP Recht behalten, so käme ein markantes Sturmereignis auf den Norden Deutschlands zu. Dann käme es im Norden Deutschlands vermehrt zu schweren Sturmböen, im Nordwesten sogar zu Orkanböen (Abb. 6).

Wie wahrscheinlich ist ein extremer Sturm?
Zur Risikoabschätzung aus heutiger Sicht bedient man sich dann noch des Extremwetterindexes von ECMWF (Abb. 7) sowie der Ensembleprognosen (Abb. 8). Letztere lassen durch viele Vergleichsberechnungen der Modelle eine Aussage über die Eintreffwahrscheinlichkeit zu. Damit lässt sich aus heutiger Sicht folgendes Fazit ziehen:

Es gibt Signale für ein markantes Sturmereignis zum Start der neuen Woche im Norden Deutschlands. Ob dieses eintrifft, kann dabei derzeit noch nicht gesagt werden. Die Wahrscheinlichkeit für einen "normalen Herbststurm" ist derzeit die höchste, jedoch gibt es in beide Richtungen noch große Unsicherheiten. Es lohnt sich also, die Wetterlage weiter zu verfolgen, Unwetterwarnungen vor Orkanböen mit heutigem Wissensstand sind jedoch verfrüht und als nicht seriös zu bezeichnen.