Der Siebenschläfer

Das Wetter am Siebenschläfertag, sieben Wochen bleiben mag. Woher kommt eigentlich der Name?

Nach den alten Bauernregeln ist das Wetter am 27. Juni, dem sogenannten Siebenschläfertag, ein Prädiktor für den gesamten Sommer. "Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, so regnets vier ganze Wochen" oder "Ist Siebenschläfertag ein Regentag, regnet's noch sieben Wochen danach" oder "Das Wetter am Siebenschläfertag, sieben Wochen bleiben mag". Was ist dran und woher kommt der Name?

Der Ursprung des Namens liegt weit zurück in der Vergangenheit. Im kirchlichen Namenskalender wurde der Tag sieben Jünglingen aus Ephesus gewidmet, diese wurden ihres Glaubens wegen verfolgt und flohen vorsichtshalber in eine Höhle. Leider war dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt, denn auf Befehl des Kaisers Decius im Jahr 251 wurden die sieben Männer belagert und anschließend in der Höhle eingemauert. Gut 200 Jahre später wollte ein Bauer selbige Höhle als Stall benutzen. Er entfernte die Mauer vor der Grotte, woraufhin die Brüder angeblich aus ihrem Dauerschlaf erwachten. Heutzutage wird die „Höhle der sieben Schläfer“ in Ephesus Touristen gezeigt. Ephesus galt im Altertum als eine der größten und bedeutendsten griechischen Städte.

Zum anderen gibt es auch in der Tierwelt einen Siebenschläfer, dies ist ein nachtaktiver Nager aus der Familie der Bilche. Der kalendarische Siebenschläfer hat mit dieser „Schlafmaus“, der man nachsagt, dass sie mehr als sieben Monate im Jahr verschlafe, wahrscheinlich nicht viel zu tun.

Wir Meteorologen suchen für Bauernregeln physikalische Erklärungen und argumentieren mit Statistiken. Vor einigen Jahrhunderten hatten die Menschen noch keine Möglichkeit der einheitlichen Wetteraufzeichnung. Es gab eine hohe Analphabetenrate und die notwenigen Messinstrumente waren noch gar nicht erfunden. Daher wurden Auffälligkeiten der Witterung in Zusammenhang mit den jahreszeitlichen Bedürfnissen gebracht und an die nachfolgenden Generationen mündlich als „Bauernregel“ weitergegen. Vor allem die Mönche dieser Zeit sammelten die regionalen Überlieferungen der Bauern und brachten selbige aufs Papier. So haben es viele der uralten Erzählungen bis in unsere Zeit geschafft.

Das Klima in unseren Breiten unterliegt gewissen Regelmäßigkeiten, daher kann man einige dieser alten Regeln durchaus anwenden. Schließlich gibt es die vier Jahreszeiten und häufig wiederkehrende Ereignisse wie das Weihnachtstauwetter, die Schafskälte und andere Singularitäten. Diese Wetterereignisse wiederholen sich nicht in jedem Jahr, aber sind mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit immer mal wieder anzutreffen.

Auch der Siebenschläferzeitraum zählt zu den sogenannten Singularitäten. Die Regel für den 27. Juni weist gebietsweise eine erstaunlich hohe Treffsicherheit auf, teils 60 bis 70 Prozent. Allerdings ist das Wetter an einem einzigen festen Tag nicht entscheidend für die Witterung einer ganzen Jahreszeit. Entscheidend ist die Großwetterlage, also die Lage von den steuernden atmosphärischen Druckgebilden über einen gewissen Zeitraum hinweg. Vor allem Ende Juni und Anfang Juli stabilisiert sich die Wetterlage erfahrungsgemäß über Mitteleuropa. Das atmosphärische Strömungsmuster entscheidet dann, ob unser Wetter im Sommer vorwiegend durch warme südliche oder kalte nördliche Luftströmungen beherrscht wird.

Analysen ergaben, dass die Siebenschläferregel zwar nicht für den Siebenschläfertag selbst, jedoch für die erste Juliwoche im Süden Deutschlands in 60 bis 70 Prozent der Fälle zutrifft. Dies hängt mit dem eben angesprochenen Strömungsmuster zusammen. Der Jetstream in den höheren Atmosphärenschichten stabilisiert sich oftmals für einige Zeit. Liegt selbiger weit im Norden, so werden Tiefdruckgebiete meist in Richtung Skandinavien und Nordwest-Russland abgelenkt. Gleichzeitig bestimmen Hochdruckgebiete das Wetter im südlichen Mitteleuropa. Liegt der Strahlstrom oder Jetstream weiter südlich, so dominieren häufig Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa unseren Wetterablauf. Für Norddeutschland mit dem stärker maritim geprägten Klima ist die Regel aber dennoch nur bedingt anwendbar. Eine deutlich höhere Eintreffwahrscheinlichkeit hat die Regel im kontinental geprägten Süddeutschland.

Allerdings ist nicht der 27. Juni, sondern erst der 5. Juli der eigentliche Tag für die Siebenschläferregel. Im Jahre 1582 ließ Papst Gregor XIII. eine Kalenderkorrektur durchführen. Der bis dahin gültige Julianische Kalender wurde um zehn Kalendertage übersprungen, so dass auf den 4. Tag des Monats nicht der 5., sondern der 15. Tag folgte. Genau deswegen müssten die meisten Bauernregeln bis zu zehn Tage in die Zukunft gelegt werden. Betrachtet man die Güte der Langfristprognosen nach diesem angepassten Zeitraum, erhöht sich die Treffergenauigkeit um einige Prozent. Dennoch gilt auch hier: Nur in den Regionen, wo sie die Bauernregeln ihren Ursprung haben, treffen sie auch in gewissem Maße zu. Die Trefferquote von fast 80 Prozent (gegenüber 67 Prozent im Norden) weist darauf hin, dass die Siebenschläferregel möglicherweise im Süden Deutschlands entstanden ist.

Ein vorsichtiger Trend: Die nächsten Tage bleiben wechselhaft und vorerst kühl. In der kommenden Woche wird es von Tag zu Tag etwas wärmer. Für den Zeitraum vom 5. bis 10. Juli (eigentlicher Siebenschläferzeitraum) deutet sich wärmeres Wetter als am heutigen 27. Juni an. Dazu erwarten wir zeitweiligen Sonnenschein. Wenngleich auch einzelne Schauer oder Gewitter nicht ausgeschlossen werden können. Eine deutlich zu kühle Witterung ist nicht sehr wahrscheinlich, die Mehrheit der Modellberechnungen geht von normalen oder überdurchschnittlichen Temperaturen aus.