Wo regnet es am meisten?

Warum ist es derzeit so eine Herausforderung vorherzusagen, wo es am meisten regnet?

Achten Sie darauf: Wenn Sie sich im Radio, Fernsehen oder Internet bei verschiedenen Quellen informieren, welche Regenmengen in den nächsten Stunden und Tagen an Ihrem Ort erwartet werden, so werden Sie sehr unterschiedliche Ergebnisse bekommen. Doch wieso ist das so? Der "Teufel" heißt "Welle" und liegt im Detail:

Schauen wir uns daher mal die Quelle der Wettervorhersagen an, nämlich die verschiedenen Vorhersagemodelle der Computer selbst. In Abb. 1 sehen wir diesen Vergleich. Gezeigt wird hier die Niederschlagssumme für jeweils 24 Stunden von Freitag bis Samstagmittag (links) bzw. Samstag- bis Sonntagmittag (rechts). Von oben nach unten sehen wir das europäische Vorhersagemodell ECMWF, darunter das US-amerikanische NCEP / GFS und darunter das britische UKMO. Um die Modelle zu vergleichen, muss man also von oben nach unten schauen.

Aus der Distanz betrachtet sehen die Prognosen dabei sogar recht ähnlich aus. Aber schauen wir genauer hin, so gibt es doch größere Unterschiede. Am auffälligsten ist sicher die Prognose des GFS für den Oberrheingraben / Südschwarzwald ab heute Mittag: Lokal werden dort über 60 Liter auf den Quadratmeter prognostiziert, während die anderen Vorhersagemodelle den Schwerpunkt eher in Richtung Frankreich / Westschweiz / Norditalien legen. Diese Mengen wären dann auch unwetterartig zu nennen. Andererseits ist hier der Niederschlag im westlichen Harz nicht so betont wie bei den anderen beiden Modellen.

Was kann man also zusammenfassen? Es wird in einem Streifen von Baden-Württemberg über das mittlere Deutschland auch kräftigeren, schauerartigen und teils von Gewittern durchsetzten Regen geben. Wo aber die höchsten Mengen erreicht werden, das ist nach wie vor unsicher.

Woher die Unsicherheit?
Ursache dieser hohen Modellschwankungen untereinander und von Berechnung zu Berechnung ist die Wetterlage selbst. Denn wir haben es mit einem lang gestreckten Tiefausläufer zu tun, der sich nur sehr langsam verlagert. Dieser befindet sich an einer Luftmassengrenze zwischen sehr warmer Luft im Süden und deutlich kälterer im Norden. Dies zeigt sich auch an der Prognose der heutigen Höchsttemperaturen: Von Nord nach Süd liegen sie auf unserer Vorhersagekarte (Abb. 2) zwischen 7 und 26°C! Eindrucksvoll ist zum Beispiel die Temperaturkurve von Baruth, südlich von Berlin gelegen (Abb. 3): Von maximal 25°C heute auf 9°C morgen, dabei wird es nach der Nacht kaum wärmer werden.

Doch zurück zu dem Tiefausläufer. Er wird sich ab dem heutigen Freitag bis in die Nacht zum Sonntag hinein nur sehr langsam nach Süden verlagern. Das Problematische daran sind die kleinräumigen Veränderungen - denn diese Front neigt zur Wellenneigung. Eine kleine Störung kann dafür sorgen, dass diese Front etwas nach Norden ausgelenkt wird als "Warmfront" (rot) oder anders herum eine Wellenbewegung nach Süden als "Kaltfront" (blau) macht.

Entlang einer solchen Welle wandern dabei immer wieder Niederschlagsgebiete von West nach Ost entlang mit unterschiedlicher Intensität, teils kräftig. Während also großräumig gesehen die Kaltluft von Großbritannien nach Mitteleuropa vordringt, hält die Warmluft mit Tiefs über dem Mittelmeer dagegen, und es entstehen kleinräumige Wellen, wie wir am besten in folgender Animation sehen:

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Tiefausläufer von Afrika über Europa bis Asien
Besonders beeindruckend ist der Frontenzug, der sich ab Sonntag abzeichnet: Der wellenartige Tiefausläufer erstreckt sich von der Westküste Afrikas über das Mittelmeer bis in die nördliche Mitte Kasachstans, also bis Zentralasien - gut sind in Abb. 4 auch die kleinräumigeren Wellenstrukturen zu erkennen, verbunden mit dem entsprechend lang gestreckten Niederschlagsgebiet (Abb. 5, ca. 3.500 km lang!) So sollte auch klar sein, woher die großen Unterschiede in den verschiedenen Modellprognosen kommen.

Was ist die beste Vorhersagemethode?
Was ist also zu tun, um eine sinnvolle Niederschlagsprognose zu bekommen? Hier bietet sich ein statistisches Verfahren an, das aus den Informationen mehrerer wichtiger Computermodelle, deren Eintreffwahrscheinlichkeiten und einer historischen Datenbank eine Prognose ermittelt, die der wahren Regenmenge am nächsten kommt.

Unser Multi-Model MOS ist genau so ein Verfahren. Jedoch ist ein weiterer wichtiger Faktor die Erfahrung des Meteorologen. Daher ist die Vorhersage, die man zum Beispiel auf Wetter24 oder WeatherPro sieht, immer auch intensiv von einem Meteorologen bearbeitet worden. Die Erfahrung zeigt, dass man auf diese Art und Weise auf Dauer den geringsten Vorhersagefehler macht.