Zum Sonnensturm

Der Sonnensturm hat die Erde erreicht - müssen wir Auswirkungen an Satelliten, etc. befürchten?

Am 23. Januar 2012 schleuderte die Sonne nach einer Eruption Materie in Richtung Erde. Die Schockwelle dieses Sonnensturms hat uns in der vergangenen Nacht erreicht - was sind die Auswirkungen?

Eines vorweg: Eigentlich gehört eine Sonneneruption zusammen mit den damit verbundenen Auswirkungen in das Fachgebiet der Astronomie und weniger der Meteorologie. Dennoch möchten wir über die Auswirkungen berichten, die solch ein Sonnensturm auf die Erde hat.

Am 23. Januar, zwischen 4 und 5 Uhr unserer Zeit, schleuderte die Sonne in einem koronalen Massenauswurf Teilchen in das Weltall. Diese Sonneneruption ist mit dem SOHO-Weltraumteleskop der NASA festgehalten worden (die Sonne selbst ist dabei abgedeckt, damit sie das Bild nicht überblendet, sie ist als Kreis skizziert):

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Was ist ein koronaler Massenauswurf?
Man muss dabei wissen, dass die Oberfläche der Sonne aus einem Plasma besteht, also ein Gas mit frei beweglichen Elektronen. Dadurch entstehen bei bestimmten Bewegungen unter bestimmten Bedingungen Reaktionen, die zu einer solchen Eruption führen können, wenn sich durch die Bewegung der Teilchen das Magnetfeld der Sonne verändert. Dieses passiert ständig; kleinere "Explosionen" gibt es mehrmals pro Tag, einen koronalen Massenauswurf etwa alle 10 Tage bei inaktiver Phase oder teils mehrmals täglich bei sehr aktiver Phase der Sonne.

Ist der Partikelsturm, der aus solch einer Eruption resultiert, auf die Erde gerichtet, dann werden wir dies auch bemerken. Besonders in hohen Breiten durch Polarlichter, die als Reaktion des Erdmagnetfeldes mit dem Teilchensturm sichtbar werden (siehe Polarlicht-Zeit). Ansonsten sind wir auf der Erde durch eben unser Erdmagnetfeld geschützt. Beeinträchtigungen sind allenfalls dort zu erwarten, wo das Erdmagnetfeld schwächer ist.

Dies betrifft vor allem Satelliten, Astronauten und Langstreckenflüge in großer Höhe. Nur bei sehr starken Protonenstürmen können außerdem Transformatoren auf der Erde überlastet werden, und es könnte zu Stromausfällen kommen (das berühmteste Beispiel stammt aus Québec in Kanada, als ein sehr starker Sonnensturm einen 9-stündigen Ausfall rund um Montreal verursachte, mit entsprechenden Folgen). Dieses ist beim aktuellen, als S3 klassifizierten "Protonensturm" jedoch nicht zu erwarten.

Was sind die Auswirkungen?
Schutzmaßnahmen müssen aktuell nur Astronauten treffen, sie ziehen sich zum Beispiel auf der Raumstation ISS in Schutzräume zurück. Einzelne Langstreckenflüge ändern ihre Route, um nicht über den hohen Norden zu fliegen. Ein Ausfall des Navigationssystems per GPS ist ebenfalls nicht zu erwarten, höchstens hoch empfindliche Geräte werden Beeinträchtigungen zeigen. Doch der "Normalkonsument" wird von diesem Sonnensturm nichts mitbekommen.

Leider wird man hierzulande wohl auch keine Polarlichter mehr zu sehen bekommen, allenfalls im hohen Norden hätte man die Chance, ein leichtes Schimmern wahrzunehmen. Nur hat uns die größte Schockwelle bereits passiert. Es folgen noch weitere, schwächere, allerdings mit keinen sichtbaren Auswirkungen.

Wer aktuell Polarlichter in Deutschland sehen möchte, der hat nur per Webcam eine Chance. Eine der besten hierfür steht im Norden Schwedens, in Abisko, und liefert aktuell sehr anschauliche Bilder.

Link-Tipps:

Polarlicht-Kamera aus Abisko
Beitrag von Astronom Dr. Florian Freistetter zum aktuellen Sonnensturm