Gewitter im Winter?

Auch im Winter sieht man es mancherorts blitzen und hört es krachen. Wie entstehen Wintergewitter?

Wer gestern Abend in Hamburg unterwegs war, oder in der Nacht bis in den Morgen des Freitags im Westen Deutschlands, der wird vielleicht verwundert gen Himmel geschaut haben, nachdem es geblitzt hat. Viele erwarten in den Wintermonaten keine Gewitter, doch können sie durchaus auftreten.

Auf den Unterschied kommt es an
Denn landläufige Meinung ist, dass für ein Gewitter schwülwarme Luft vorhanden sein muss, es also im Sommer auftritt und im Winter nicht. Doch kommt es nicht nur auf die Temperatur selbst an. Wichtig ist vor allem der Temperaturunterschied vom Boden in die Höhe betrachtet. Dazu muss man wissen, wie ein Gewitter entsteht:

So entstehen Gewitter
Dabei betrachten wir ein feuchtes Luftpaket, das am Boden aufzusteigen beginnt. Es kühlt sich so lange ab, bis es eine relative Feuchte von 100% erreicht hat, es also mit Wasserdampf gesättigt ist. Dann beginnt der Kondensationsprozess, es werden also Wolken gebildet, wobei Wärme freigesetzt wird. Durch diese Wärme sinkt die Dichte des Luftpakets im Vergleich zur Umgebung und bekommt Auftrieb. Dieser Auftrieb ist umso größer, umso mehr die Temperatur der Umgebung mit der Höhe sinkt, was einen größeren Dichteunterschied bedeutet. Man sagt auch, die Schichtung der Atmosphäre ist labil. Das Luftpaket erhält beim Aufsteigen Bewegungsenergie, genannt Labilitätsenergie. Je größer diese ist, je größer also auch die Temperatur mit der Höhe sinkt, desto schneller sind auch die Geschwindigkeiten innerhalb der Wolke.

Damit nun Blitze entstehen können, müssen diese Vertikalgeschwindigkeiten ausreichend genug sein. Denn nur dann können die Eiskristalle innerhalb der Gewitterwolke die statischen Ladungen zwischen Auf- und Abwinden so gut trennen, dass sie sich durch die Blitzentladung wieder ausgleichen können.

Was ist also die Quintessenz aus diesen Informationen? Es kommt nicht auf die Temperatur, sondern maßgeblich auf einen ausreichend großen Temperaturunterschied an. Und der ist momentan gegeben, wie wir nun sehen werden.

Die Temperatur in der Höhe
Die wiederholten Gewitter der letzten Wochen entstanden dabei immer auf der Rückseite vorbeiziehender Tiefs. Denn auf der Rückseite wird mit nördlichen Winden die polare Luft "angezapft", so wie auch im aktuellen Fall bei Tief Fabienne. Wir sehen in Abb. 3 die Temperaturen auf einer Fläche, in der ein Luftdruck von 500 hPa herrscht, im Mittel in 5,5 km Höhe. Dort kommen von Norden Temperaturen von unter -30°C, teils bis -38°C nach Deutschland.

Dies bedeutet bei leichten Plusgraden in Bodennähe Temperaturunterschiede von über 40 Grad! Zu sehen ist dies auch an den Radiosondenaufstiegen von Norderney in der vergangenen Nacht sowie weiter südlich im bayerischen Kümmersbruck am Freitagmorgen.