Orkantief ANDREA

Kaum ist das Orkantief 'Ulli' abgezogen, folgt 'Andrea'. Und könnte noch etwas heftiger ausfallen...

Orkantief "Ulli" zieht jetzt allmählich weiter in Richtung Südskandinavien, und in manchen Regionen Deutschlands muss nach teils orkanartigen Böen aufgeräumt werden. Doch viel Zeit ist nicht, schon nähert sich Orkantief "Andrea".

Umgestürzte Bäume & Co.
Dabei waren es vor allem Bäume, die dem Orkantief Ulli zum Opfer fielen. Bis zum Mittwochmorgen sind einige Straßen aus diesem Grund gesperrt, beispielsweise in der Harzregion Sachsen-Anhalts. Dort ist auch nach Polizeiangaben ein LKW auf der Landstraße zwischen Wernigerode und Ilsenburg umgestürzt. Ein Windstoß erfasste einen 19-jährigen Autofahrer in Voltlage in Niedersachsen, der hierdurch gegen einen Baum prallte. In Papenburg, Niedersachsen, riss der Wind auch das Dach der Ems-Zeitung fort (Abb. 1). Wie im folgenden Video zu sehen, kam es auch zu Schäden an weiteren Häusern:

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Wie in unseren Wetter News angekündigt, traten dabei bis ins Binnenland schwere Sturmböen auf. Am Flughafen Münster / Osnabrück wurde sogar zwischen 20 und 21 Uhr eine orkanartige Böe von 112 km/h registriert (Abb. 2 und 3). Die höchste Windgeschwindigkeit wurde auf dem Brocken gemessen mit 169 km/h in der ersten Nachthälfte.

###YOUTUBE###Orkantief "Andrea"
In diesen gleichen Tiefdruckkomplex wird nun das nächste Tiefdruckgebiet namens "Andrea" mit einbezogen. Wie wir sehen, zieht es am heutigen Mittwoch von Island kommend heran.

Die weitere Zugbahn ähnelt sehr der von Orkantief "Ulli", sie ist nur wenig südlicher. Dementsprechend führt auch der Weg wieder in Richtung Nordsee und Südskandinavien.

Warum "Andrea" kräftiger sein kann
Auch in Sachen Luftdruck ähneln sich diese beiden Sturmtiefs sehr. Schaut man jedoch etwas näher hin, so ist das Sturmpotenzial von "Andrea" doch sogar noch etwas höher. Dies liegt vor allem an den Vorgängen auf der Rückseite, wenn mit kräftiger nordwestlicher Strömung die Luft polaren Ursprungs herangeführt wird (Abb. 4). Dieser so genannte Trog ist schärfer und greift auch weiter südwärts aus, sodass nun auch für die Alpen erhöhtes Unwetterpotenzial durch Sturm besteht.

Aber nicht nur das: Auf dieser Rückseite ist die Atmosphäre sehr labil geschichtet. Damit können sich zum einen im Laufe des Donnerstags leicht kräftige Schauer, teils mit Graupel und Blitz und Donner bilden, die vor allem im Nordwesten Deutschlands auftreten werden. Zum anderen ist der vertikale Impulstransport zum Boden hin möglich.

Orkanartige Böen bis in das Binnenland
Dies bedeutet nichts anderes, als dass uns der kräftige Höhenwind in Form von Böen leichter erreichen kann, insbesondere in der Nähe von Schauern. Dieser Höhenwind weist in der nächsten Zeit mehrere Maxima auf, zum einen im Umfeld der Kaltfront, die ab der Nacht bis zum Donnerstag von Nord nach Süd durch Deutschland zieht, zum anderen hinter dieser Front. In beiden Fällen liegen die höchsten Windgeschwindigkeiten in rund 1,5 km Höhe bei 70 bis 80 Knoten oder etwa 130 bis 150 km/h!

Das europäische Vorhersagemodell zeigt, dass orkanartige oder Orkanböen damit vor allem am Donnerstagnachmittag sogar das nordwestdeutsche Binnenland erreichen können (Abb. 6)! Hier muss erneut mit Schäden und Verkehrsbehinderungen durch Windbruch (Baumschäden durch Sturm) gerechnet werden. Es empfiehlt sich also weiterhin, die Unwetterwarnungen im Auge zu behalten.

Fokus Alpenraum
Durch den weiter südlich ausgreifenden Sturm gibt es zudem einen neuen Schwerpunkt für die Wettergefahren, nämlich die Alpen. Durch die immer wiederkehrende nordwestliche Anströmung und die damit verbundenen Niederschlagsmengen (Staueffekt) hat sich mittlerweile in höheren Lagen eine beachtliche Schneehöhe gebildet, auf der Zugspitze liegen mittlerweile immerhin 2,50 m, auf dem Säntis in der Schweiz sogar 3,65 m Schnee.

Durch die kräftigen Niederschläge in den kommenden Stunden sind weitere 30 cm Neuschnee und mehr in Richtung Allgäu und Bayerischer Wald möglich, während die Schneefallgrenze im Laufe des Donnerstags nach kurzem Anstieg auf 600 bis 400 Meter sinkt. Zusammen mit dem Sturm kommt es dabei zu teils erheblichen Schneeverwehungen, auch die Lawinengefahr nimmt zu.