Jahresrückblick 2011

2011 bekamen wir reichlich Sonne, Wärme und große Trockenheit - mit extremen Ausnahmen.

Wir blicken auf das Jahr 2011 zurück, das in der Wetterstatistik durchaus Höhepunkte aufweisen kann. Es wird eins der fünf wärmsten Jahre werden und auf Platz drei der sonnenscheinreichsten landen. Dabei gab es lange Dürreperioden, unterbrochen von extremen Niederschlägen.

Viel Sonne, zu warm und etwas zu trocken
Dabei fällt das Jahr deutschlandweit etwa 1,4 Grad wärmer als im Mittel der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 aus und gehört damit zu den fünf wärmsten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn 1890. Nur der Juli fiel zu kühl aus, alle anderen Monate wiesen übernormale Temperaturwerte auf.

In der Niederschlagsstatistik zeigt sich das Jahr 2011 dagegen eher unauffällig: bis zum 29.12.2011 war es mit 96% etwas zu trocken. Schaut man jedoch etwas genauer hin, so ist die Niederschlagsverteilung sehr extrem: Einer langen Dürreperiode im Frühling mit Niedrigwasser an den Flüssen stehen kräftige Unwetter im Sommer gegenüber, wobei es vor allem im Nordosten sehr nass wurde. Ein rekord-trockener November wurde dann wieder von einem niederschlagsreichen Dezember abgelöst, wobei die Niederschläge im Flachland überwiegend als Regen niedergingen.

In Sachen Sonnenscheindauer reiht sich das Jahr 2011 hinter 2003 und 1959 auf Platz drei der "Bestenliste" ein. Die Sonne schien dabei vor allem im Januar, im Frühling sowie gebietsweise im November, weniger dagegen im Sommer - auf der Zugspitze gab es beispielsweise im November mehr Sonnenscheinstunden als im Juli. Einige Rekorde purzelten.

Winter Anfang 2011
Der Januar 2011 markierte dabei das Ende eines sehr schneereichen Auftakts in die Wintersaison 2010/2011. Nachdem es verbreitet zu Weißen Weihnachten 2010 kam, setzte zum Dreikönigstag verbreitet Tauwetter ein. Die Folge war Hochwasser an einigen Flüssen in Deutschland. Dabei gab es reichlich Sonne, 28% mehr als im langjährigen Mittel üblich.

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Der Februar 2011 bildete in Sachen Sonnenscheindauer den Gegenpol, er fiel eher trübe und trocken aus. Eine Ausnahme bildete nur der Norden, der insgesamt zu nass ausfiel. Für die Temperatur gibt sich ein deutlich zweigeteiltes Bild: Eine über Deutschland für längere Zeit verlaufende Luftmassengrenze sorgte für Kälte in der Nordosthälfte und einen warmen Südwesten, schon im ersten Drittel des Februars herrschte dort durch Hoch DOREEN beinahe Biergartenwetter.

Sonnigster sowie extrem warmer und trockener Frühling
Die außergewöhnliche Häufung von Hochdruckgebieten über Mitteleuropa setzte sich über den ganzen Frühling hindurch fort. Dadurch war der Frühling 2011 ein Frühling der Rekorde. Es ist der derzeit sonnigste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1951, gleichzeitig auch der zweitwärmste. Probleme herrschten in der Landwirtschaft aufgrund von großer Trockenheit. Nach Hochwasser durch die Schneeschmelze im Januar führten die Flüsse nun Niedrigwasser.

Der März 2011 war dabei von Temperaturgegensätzen zwischen Tag und Nacht geprägt. Sehr warmen Tagen (25,3°C in Emmendingen-Mundingen) standen Nachtfröste gegenüber (-14,3°C in Carlsfeld am 07.03.), hervorgerufen durch die geringe Bewölkung.

Der extreme April 2011 setzte mit einer Serie von Hochs diesen Trend fort und landete so unter den zehn trockensten seit Aufzeichnungsbeginn, gleichzeitig landete er auf Platz zwei der wärmsten und unter den ersten fünf der sonnenscheinreichsten Aprils.

Weinbauern werden vor allem den Mai 2011 noch in schmerzlicher Erinnerung haben, da nach dem extremen April mit Trockenheit und Waldbrandgefahr die Natur zwei Wochen voraus war. Dadurch sorgte der kurze Kälterückfall zu Beginn des Monats für Schäden an den Weinreben. Doch schon in der ersten Woche zeigte sich, dass es bald wärmer werden würde. Der Mai 2011 war dabei bereits der vierte zu warme Monat in Folge, teils konnte man von Badewetter sprechen. Nur einzelne, aber kräftige Gewitter - vor allem am 22.05. - unterbrachen gebietsweise die Dürreperiode.

Sommer 2011 - nass-grauer Kontrast zum Frühling
Wurde Deutschland und Mitteleuropa im Frühling von Hochs geradezu dominiert, übernahmen im Laufe des Juni Tiefdruckgebiete die Regie, sie wollten für den Sommer dann auch nicht mehr weichen. Das Ergebnis ist ein vor allem im Nordosten nasser und sonnenscheinarmer Sommer 2011, wobei der Juli den Tiefpunkt darstellt. Bei sehr wenig Sonne war dies der einzige zu kalte Monat in diesem Jahr. 

Bereits zu Beginn des Juni 2011 zogen dabei die ersten kräftigen Tiefs über Norddeutschland hinweg. Den Hamburgern wird sicherlich das Unwetter vom 06.06.11 in Erinnerung sein, dabei kam es zu Verkehrsunterbrechungen, es kam zu Wassereinbruch in der Europa-Passage.

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Tief FABIEN brachte dann ab dem 18.06. endgültig das Ende der Trockenheit. Es folgten zum 22.06. erneut kräftige Unwetter, teils mit Hagel, auch Tornados wurden gemeldet. Schäden und Stromausfälle waren die Folge.

Der Juli 2011 ist wohl vor allem daheimgebliebenen Urlaubern in schmerzhafter Erinnerung, war es doch der "Sommermonat ohne Sommer". Durch ständige Nähe zu Tiefdruckgebieten war die Sonne extrem selten vertreten, und es war der einzige Monat, der kälter als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990 ausfiel. Die Niederschlagsverteilung war dabei sehr unterschiedlich: Während es im Westen Deutschlands gebietsweise sogar ein Niederschlagsdefizit gab, gab es im Osten und Norden Deutschlands einige verregnete Julitage. Verantwortlich hierfür war vor allem das Tief OTTO, das vom 19. bis 24.07. quasi um Deutschland herum zog und gebietsweise Starkregen brachte. In Berlin kam es sogar zu Rekordkälte.

Der August 2011 war wiederum etwas zu warm, aber längere ruhige Wetterphasen sucht man auch in diesem Monat vergebens. Es gab zahlreiche Unwetter, teils mit Hagel und heftigen Regenmengen. Dabei war zu Beginn des Augusts vor allem der Norden Deutschlands, insbesondere die Ostseeregion betroffen. Am 06.08. fielen in Kirchdorf auf Poel 32 Liter pro Quadratmeter in nur einer Stunde, in Westermarkelsdorf auf Fehmarn betrug die Niederschlagssumme 446% der langjährigen Mittelwerte. Die hohen Niederschlagsmengen rührten von feuchter Luft tropischen Ursprungs her. Den Höhepunkt der sommerlichen Unwetterphase erlebten wir zwischen dem 21. und 26. August. Ab dem 27. folgte dann ein kräftiger Temperatursturz. In Rheinfelden wurde mit 36,7°C am 22. August die höchste Temperatur des Jahres gemessen.

Herbst 2011 - Sehr warm, sonnig und trocken mit einigen Rekorden
Der Herbst setzt in Sachen Rekordjahr 2011 ein weiteres Ausrufezeichen. Nach einem unbeständigen Start folgte der Altweibersommer. Der November 2011 war beinahe durchweg trocken mit häufigem Nebel in tiefen Lagen und viel Sonne auf den Bergen. Es war der bisher trockenste Herbst seit Aufzeichnungsbeginn, gleichzeitig wurden einige Sonnenschein-Rekorde neu aufgestellt.

Doch im September 2011 beherrschte uns zunächst noch häufig subtropische Luft, dadurch kam es auch in der Nacht zum 04.09. sogar in Essen und Düsseldorf zu "Tropennächten", in denen die Temperatur nicht unter 20°C sank. In dieser Luftmasse konnten auch kräftige Gewitter entstehen. Eines der wohl markantesten Unwetter-Ereignisse trug sich dabei am Sonntag, dem 11.09.2011 zu, als eine Gewitterzelle vom südlichen Harzrand über Sachsen-Anhalt hinweg zog, wobei Hagel und Orkanböen ganze Dörfer stark beschädigten, in einigen von ihnen waren 80% der Häuser schwer beschädigt oder unbewohnbar. Ein Sturmjäger befand sich direkt unter diesem so genannten "Hagelorkan":

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Doch gab es zwischenzeitlich auch immer wieder sonnige Phasen, wobei bereits in diesem Monat die durchschnittliche Jahressumme an Sonnenscheinstunden erreicht wurde. In der Nacht zum 24.09. kam es nach warmer Wetterperiode dann zwar im Erzgebirge zum ersten Nachtfrost, gleichzeitig deutete sich aber zum Ende des Monats der Altweibersommer an. So konnte man sich in München zum Oktoberfest nach einem verregneten Auftakt über eine der sonnigsten "Wiesn" in diesem Jahr freuen.

Der Oktober 2011 war etwas zu warm, dabei ging es mit den Temperaturen jedoch wild auf und ab. Altweibersommer versus Frühwinter war das Motto zu Beginn des Monats. Nach einem sehr warmen Tag der Deutschein Einheit wurde es ab dem 7.10. deutlich kälter, ab dem 10.10. aber auch gleich wieder wärmer. Zeitweise war es rekordverdächtig warm. So wurde in Schwerin am 1.10. mit 26,5°C der erste Sommertag im Oktober seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1890 gemessen, aber auch im Süden herrschte Spätsommer.

Der wohl außergewöhnlichste Monat 2011 war der Rekord-November. Permanenter Hochdruckeinfluss lenkte alle Tiefs weit um Mitteleuropa herum, so dass an vielen Wetterstationen kein Niederschlag gemessen wurde. Im Deutschlandmittel wurden drei Liter pro Quadratmeter im gesamten Monat erreicht, so wenig wie noch nie seit Aufzeichnungsbeginn. Passend zum Hochdruckeinfluss gab es in den Niederungen teils über viele Tage anhaltenden zähen Nebel oder Hochnebel. Vor allem auf den Bergen jedoch schien die Sonne ohne Unterlass. Beeindruckend ist dabei, dass auf der Zugspitze deutlich mehr Sonnenstunden verzeichnet wurden als im Juli 2011, unter anderem auf der Schmücke war dies der sonnigste November seit Aufzeichnungsbeginn. Die Sturmtiefs XAVER und YODA beendeten dann die Hochdruckserie.

Dezember 2011 - Wolken, Sturm und sehr mild
Im Vergleich Dezember 2010 vs. 2011 zeigen sich extreme Unterschiede, dies wird am Beispiel von Berlin deutlich - nachdem im Dezember 2010 an jedem Tag eine Schneedecke gemessen wurde, war dies im Dezember 2011 an keinem einzigen Tag der Fall. Im Flachland musste man bei diesem sehr warmen Dezember größtenteils auf Schnee verzichten, eine Ausnahme machte unter anderem das Tief Louis, das zum 20.12. kurz vor Weihnachten den Westen und Süden Deutschlands vorübergehend weiß machte.

Ansonsten sorgte großer Temperaturgegensatz auf dem Atlantik für die Bildung kräftiger Sturmtiefs, wodurch kalte Festlandsluft keine Chance hatte. Stattdessen pustete häufig der Wind. Ein Höhepunkt war das Orkantief Joachim, das am 16.12. vor allem in Baden-Württemberg und Bayern für Schäden sorgte. Die meisten Deutschen feierten daher Weihnachten ohne Schnee. Insgesamt brachte der Dezember 2011 wenig Sonne, etwa 38% weniger als im langjährigen Mittel. Zum Ende des Jahres folgt nun erneut ein Schwall sehr milder Luft von Westen her.