Rekord-November 2011

Ein sehr außergewöhnlicher Monat mit örtlich mehr Sonne als im Juli geht zu Ende. Hier die vorläufige Bilanz

So wenig Niederschlag wurde mancherorts noch nie registriert. Am morgigen Mittwoch endet der niederschlagsärmste November in Deutschland seit Aufzeichnungsbeginn 1881. Aber auch sonst ist die Statistik durchaus beeindruckend.

Gebietsweise den ganzen Monat trocken
Dabei sorgte ein so genanntes blockierendes Hoch, das sich überwiegend über Osteuropa aufhielt, dafür, dass sämtliche atlantische Tiefausläufer einen großen Bogen nord- und südwärts um Deutschland herum machten. Und während vor allem Italien bis heute Probleme mit teils extremen Niederschlägen und damit verbunden Überflutungen, Schlammlawinen und Erdrutsche hat, fielen beispielsweise auf der Zugspitze, in Kempten oder am Flughafen Dresden-Klotzsche kein nennenswerter Niederschlag im gesamten Monat (Abb. 2 und 3).

Deutschlandweit wurde damit noch nie ein so niederschlagsarmer November seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 registriert. Der bisherige Trockenheits-Rekord stammt aus dem Jahr 1920, in dem der November im deutschlandweiten Durchschnitt 10,2 Liter pro Quadratmeter brachte. In diesem Monat liegen wir bis zum heutigen 29. noch bei unter fünf Litern pro Quadratmeter. Vor einem Jahr sah es bei uns dagegen ganz anders aus.

Mit der Trockenheit hat auch die Landwirtschaft Probleme: Winterweizen, -gerste und -raps zeigen bereits gelbliche Verfärbung und benötigen dringend flächigen Landregen. Der Pegel des Rheins in Köln hat dabei am heutigen Morgen um 6 Uhr einen historischen Tiefststand von 0,95 m erreicht - so niedrig wie noch nie im November seit Beginn der Messungen.

Auf der Zugspitze viel mehr Sonne als im Juli
Einhergehend mit dem permanenten Hochdruckeinfluss ist auch die Statistik in Sachen Sonnenscheindauer beeindruckend. Bei der absoluten Sonnenscheindauer haben dabei die Gipfel der Gebirge die Nase vorn. Sie lagen oft über den für herbstliche Hochdruckwetterlagen typisch zähe Nebel- und Hochnebelfelder. Ganz beeindruckend ist dabei ein Vergleich der Sonnenscheindauer der Zugspitze bisher in diesem November und im Juli des Jahres: Trotz der kürzeren Tage schien die Sonne dort in diesem Monat bereits über 90 Stunden länger (Abb. 4 vs. Abb. 5).

Bei der relativen Sonnenscheindauer hat vor allem Sachsen die Nase vorn, nördlich des Erzgebirges schien die Sonne bei häufig auftretendem Südostwind beinahe zweieinhalb Mal länger als im langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990 (Abb. 6). Andererseits erkennt man in der Statistik auch die Gebiete, die besonders von Hochnebel betroffen waren, beispielsweise die Niederungen Bayerns und die Bodenseeregion (Augsburg, Konstanz) sowie der Norden, der zudem häufiger von Tiefausläufern mit ihren Wolkenfeldern gestreift wurde. Durch Nebelnässen kam es örtlich auch zu Glätteunfällen durch Eisbildung.

Unterschiedliche Temperaturverteilung
Die Temperaturverteilung ist dabei recht unterschiedlich: In weiten Teilen Deutschlands liegt die Mitteltemperatur bis zum 27. November im Bereich der Mittelwerte, wobei der Osten des Landes eher negative Abweichungen vorweist (Abb. 7). Dies liegt vor allem an der kälteren Festlandsluft, der an der Flanke der osteuropäischen Hochs bodennah herangeweht wurde. Der Westen bekam auf der Vorderseite naher Tiefdruckgebiete dagegen häufiger mildere Luft, wodurch es dort - auch unterstützt von Föhneffekten - um bis zu zwei Grad wärmer war als normal.

Auch am Alpenrand kam es häufiger zu Föhn, wodurch auch dort positive Temperaturabweichungen zu erkennen sind. Am drastischsten zeigt sich aber die vorherrschende Luftmasse auf den Gipfeln der Gebirge mit Temperaturabweichungen von bis zu 6 Grad (Zugspitze). Dort machte sich die Luft subtropischen Ursprungs bemerkbar, die auf der Vorderseite von Kaltluftvorstößen über Westeuropa herangeführt wurde.

Feinstaubalarm
Diese Kombination aus milder Höhenluft und kalter bodennaher Luft sorgte somit auch für eine beständige Inversionswetterlage. Dabei wurde der Luftaustausch mit der Höhe größtenteils unterbunden, und es kam zu Gesundheitswarnungen, da vielerorts die Grenzwerte für die Feinstaubbelastung überschritten wurden. Eine grundsätzliche Umstellung der Wetterlage erfolgte dann erst zum letzten Wochenende des Novembers mit dem Orkantief YODA, das an den Küsten und auf den Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge für Orkanböen sorgte. Damit endete auch zeitgleich die hohe Schadstoffbelastung.