Ende der Hitze

Die Hitze wird nun bald von Westen her durch teils kräftige Gewitter vertrieben. Was ist zu erwarten?

Der heutige Dienstag wird wohl der heißeste Tag des Jahres 2011 bisher werden - zumindest, was den Westen Deutschlands betrifft. Doch ist die Hitzeperiode nur von sehr kurzer Dauer, schon ab heute Abend rücken Gewitter heran. Schauen wir uns die Lage genauer an:

Wetterlage:
Verantwortlich für die kurze Hitzewelle mit möglichen Maxima heute von etwa 35°C ist  in erster Linie ein Tief. Dieses Tief trägt den Namen Harry (Abb. 2) und steuert mit seinem Zentrum bei Island unsere Temperatur. Es bringt nämlich auf seiner Vorderseite mit seiner südwestlichen Strömung die subtropische und teils schwüle Luft heran, wie an den dunkelroten Flächen der Abb. 3 zu sehen ist, die gewissermaßen den Energiegehalt der Luft aus Temperatur und Feuchte zeigen. Nur im Osten sorgt ein Tief vom Schwarzmeer aus für weniger heiße Luft. Für den strahlenden Sonnenschein ist indes das Hoch "Gertraud" verantwortlich.

Dieses ganze Muster aus Tiefs und dem Hoch wandert nun in den nächsten Stunden und Tagen allmählich weiter nach Osten, und damit kommt auch der Luftmassenwechsel hin zu deutlich kühlerer Luft auf uns zu, den wir ebenfalls in Abb. 3 über Westeuropa und dem Atlantik in Grün finden können. Damit kommt auch Bewegung in unsere Wetterküche.

Heute Abend erste Gewitter im Westen
Am Dienstagmorgen ist die Kaltfront noch über Frankreich zu sehen, und etwas davor innerhalb der schwülwarmen Luft hat sich das Tief "Ianto" gebildet. Es entsteht dort, wo die Luft durch die Winddrehung zusammenströmt und dadurch zum Aufsteigen gezwungen wird. Dabei kam es in seinem Umfeld bereits zu kräftigen gewittrigen Regengüssen (Abb. 4). Beispielsweise prasselten in Pouzauges (Région Pays de la Loire) zwischen 1 und 2 Uhr 20,8 Liter pro Quadratmeter vom Himmel (Abb. 5).

Genau dieser "Gewitterkloß" namens MCS (siehe Was ist ein MCS?), der sich gebildet hat, könnte auf seinem Weg nach Osten mit der zuvor einstrahlenden Sonne reaktiviert werden, da von Frankreich über die Benelux-Staaten bis hin in den Westen Deutschlands noch sehr feucht-warme Luft existiert. Dies sieht man teils auch an den Frühtemperaturen, in Essen startete man um 4 Uhr bei 24°C in den Tag.

Am Abend erreichen dann die ersten Gewitter nach jetzigem Stand die ersten Orte an der westlichen Grenze Deutschlands. Hier, im äußersten Westen Deutschlands, muss auch in der Nacht zum Mittwoch bereits mit Gewittern gerechnet werden, wobei auch Unwettergefahr herrscht, zuvorderst mit Starkregen und dementsprechend lokalen Überflutungen, aber auch durch Hagel und Sturmböen.

Mittwoch = Tag des Bettenwechsels
Am Mittwoch arbeiten sich die Gewitter dann weiter nach Osten voran, wobei die eigentliche Kaltfront dominanter wird. Dadurch sinkt die Gefahr durch Hagel und Sturmböen, und vor allem geht es bei den langsam ziehenden Gewittern in der schwülen Luft um die hohen Niederschlagsmengen, auf die man vorbereitet sein sollte. Autofahrer sollten also auch mit Aquaplaning rechnen. 

Bis zum Abend (20 Uhr MESZ) wird die Kaltfront mit den Gewittern etwa eine Linie Ostholstein - Harz - Eichsfeld - Oberallgäu erreicht haben, wobei die höchsten Niederschlagsmengen im Süden zu erwarten sind. Nach Norden hin bremst das Hoch "Gertraud" noch etwas, aber auch hier sind vereinzelt Überflutungen bei kräftigen Gewittergüssen nicht ausgeschlossen.

Achtung, lokal Überflutungen möglich
In der Nacht zum Donnerstag geht es dann allmählich weiter ostwärts, ehe bis zum Morgen die Linie bei Neubrandenburg - Berlin - Bautzen - Passau liegt (Abb. 6). Dabei deutet auch der Extremwetterindex des europäischen Vorhersagemodells (Abb. 7) auf markante Regengüsse und Überflutungsgefahr hin, Schwerpunkt ist vor allem Oberbayern, durch Staueffekte am Alpenrand zusätzlich verstärkt.

Für genauere Gefahrenmeldungen können wir nur wieder empfehlen, ab heute Nachmittag unsere Unwetterwarnungen im Auge zu behalten.